„Wenn das System sich nicht ändert, kommt der nächste Skandal“

Katholische Unternehmer: Kirchenfinanzen stärker extern kontrollieren

Der Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Ulrich Hemel, fordert eine unabhängigere Kontrolle der Kirchenfinanzen. Die Finanzverwaltung der Bistümer „muss auf den Prüfstand“, sagte Hemel der Wochenzeitung „Die Zeit“.

Anzeige

Der Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Ulrich Hemel, fordert eine unabhängigere Kontrolle der Kirchenfinanzen. Die Finanzverwaltung der Bistümer „muss auf den Prüfstand“, sagte Hemel der Wochenzeitung „Die Zeit“. Die Strukturen des 19. und 20. Jahrhunderts genügten nicht mehr. „Wenn das System sich nicht ändert, gilt leider: Sie können die Uhr danach stellen, der nächste Skandal kommt.“

Sozialethiker sieht Kontroll-Defizit
Auch der Sozialethiker Joachim Wiemeyer sieht „gravierende institutionelle Defizite in der kirchlichen Finanzverwaltung“. Im Fall Eichstätt habe sich ein für die Kirche typischer Fehler ausgewirkt – zu großes Vertrauen in Personen und Mangel an unabhängiger Kontrolle, sagte der Theologieprofessor der Universität Bochum der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zudem kritisierte er, dass kein fachkundiger Laie als Finanzdirektor amtiert habe, sondern ein nur theologisch ausgewiesener Kleriker. Gegen eine solche Stellenbesetzung habe sich bereits die römische Bischofssynode von 1971 ausgesprochen.

Nicht einzelne Bistümer seien das Problem, sondern mangelnde Finanzkompetenz. Die Kirche brauche unabhängige wirtschaftliche Beratung, die unbequem sein könne: „Darum fällt es Bistümern so schwer, einen Finanzbeirat zu bilden, der sich nicht durch größte Nähe zum bischöflichen Stuhl auszeichnet.“

 

Externer Sachverstand für Finanzgremien

 

Der BKU-Vorsitzende regte an, Finanzbeiräte in Bistümern „zu 50 Prozent unabhängig von bischöflichen Gremien“ zu besetzen. Dann käme externer Sachverstand zum Zug. Bisher gebe es – auch im BKU – zu oft die Erfahrung, dass Hilfsangebote „abgewimmelt wurden“.

Hemel kritisierte unter anderem das Bistum Eichstätt. Dort war bekannt geworden, dass ein früherer Mitarbeiter mit einem Kompagnon durch ungesicherte Kredite auf dem US-Immobilienmarkt einen Schaden von bis zu 60 Millionen Dollar (48,2 Millionen Euro) verursacht hat.

 

„Finanzen müssen nicht in der Hand des Bischofs liegen“

 

„Leider haben Kontrolle und Steuerung im Bistum versagt“, so Hemel. Oft mangele es an interner Revision. In Eichstätt gehe es – wie bei den explodierten Baukosten des Bischofshauses in Limburg – weniger um persönliches als um systemisches Versagen. Für viele Bischöfe sei die Finanzverwaltung eine Last: „Aus dem Lehramt oder der Bibel geht nicht hervor, dass Finanzen in der Hand des Bischofs liegen müssen.“

Nach Hemels Ansicht sollten selbst Sozialeinrichtungen wie Altenheime wirtschaftlich mehr anstreben als die „schwarze Null“: „Stellen Sie sich vor, Sie machen 20 Jahre lang keinen Gewinn. Wie wollen Sie das Heim eines Tages renovieren? Wie wollen Sie investieren?“

Anzeige