Warum ein Pädagoge Beerdigungs-Bausätze für Kinder anbietet

„Komm, wir spielen Beerdigung!“

Auch bei Rittern oder Star-Wars geht es um Leben und Tod. Dennoch stehen die Figuren in vielen Kinderzimmern. Aber Friedhofsszenen aus Lego? Warum ein Trauerpädagoge sie wichtig findet und verkauft.

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Mit dem Thema Tod und Trauer spielen? Darf man das? Für den niederländischen Trauerpädagogen Richard Hattink von der Universität Utrecht ist das keine Frage. Er sagt: „Das Thema Tod steckt immer noch in einer Tabuzone, und das ist nicht gut.“ Spielen könne Kindern helfen, den Verlust von nahen Angehörigen besser zu verarbeiten und natürlicher damit umzugehen.

So war es nur ein kleiner Schritt für den 35-Jährigen, daraus eine Idee für eine Spielzeugkollektion zu entwerfen. Aus Legosteinen hat er mehrere Sets zusammengestellt, die er seit einem Jahr von zu Hause aus verkauft und die er „Bestattungs-Spielzeug“ nennt. Bei einer Fachmesse in Bremen hat er die Bausätze jetzt erstmals auch in Deutschland vorgestellt.

 

Bisher nur in den Niederlanden

 

Rund tausendmal hat er sie in den Niederlanden schon verkauft. Eigentlich sind sie auch für Familien gedacht. Bisher zählten vorwiegend Trauerbegleiter und Therapeuten zu seinen Kunden für die bunten Szenen auf dem Friedhof, im Beerdigungsinstitut, bei der Trauerfeier, in der Kirche, in der Friedhofskapelle.

Im Angebot hat er auch das Modell eines Krematoriums. Aber warum sollen Kinder mit einem Verbrennungsofen aus Legosteinen spielen? „Weil es etwas Spannendes ist“, antwortet Richard Hattink, „etwas, über das auch Erwachsene nicht gerne sprechen. Es hilft den Kindern zu verstehen, was passiert. Sonst denken sie bei einem Krematorium an den einzigen Ofen, den sie kennen, den Backofen zu Hause in der Küche.“ Und das erzeuge Ängste.

 

Lego war nur anfangs dafür

 

Der Lego-Konzern sei von Anfang an über sein Projekt informiert gewesen. Anfangs hätte er auch nichts dagegen gehabt, dass er seine Bausätze „Bestattungslego“ nannte. Vor einigen Wochen aber hätten die Verantwortlichen im dänischen Billund ihre Meinung geändert und ihm die Verwendung des Namens untersagt. Begründung: „Kinder sollten das Spielzeug aus Dänemark nur mit lächelnden Gesichtern verbinden.“

Richtig verstehen kann Richard Hattink die Kehrtwende nicht. Lego habe schließlich selbst eine Figur mit einem drehbaren Kopf im Angebot. Auf der einen Seite sei ein lachendes, auf der anderen ein weinendes Gesicht zu sehen. Richard Hattink: „Damit kann man Kindern sehr gut erklären: Das Weinen ist nicht für immer.“

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