Pfarrer Karsten Weidisch über besondere Erfahrungen in Münsters Süden

Lightshow, Musik und ohne Bänke: St. Joseph heißt renoviert willkommen

Anzeige

Ein halbes Jahr war die Josephskirche im Münsteraner Süden, die zweitgrößte der Stadt, geschlossen, weil sie renoviert wurde. Am kommenden Sonntag kehrt die Gemeinde wieder in ihr Gotteshaus zurück. Am vergangenen Wochenende und noch heute und morgen öffnete die Kirche erstmals wieder – mit einer Lightshow und ohne Bänke. Wie das ankam, hat Pfarrer Karsten Weidisch „Kirche-und-Leben.de“ erzählt.

Bunte Scheinwerfer, elektronische Musik und das Ganze ohne Bänke. Was versprechen Sie sich von den Lightshows in der frisch renovierten St.-Josephs-Kirche?

Die Kirche war schon einmal zwischendurch kurz geöffnet: Wir haben nämlich Weihnachten bis Neujahr auf der Baustelle gefeiert, weil wir nicht so richtig wussten, wie wir die vielen Menschen in unserem Pfarrsaal unterbringen sollten. Dann war der Boden tatsächlich schon fertig, sodass wir das genutzt haben: mit dem Jesuskind in einer Schubkarre – nach dem Motto: „Gott wird Mensch auf der Baustelle dieser Welt.“ Das war schon etwas ganz Besonderes – sowohl was den Kirchraum als auch die Botschaft von Weihnachten anging.

Jetzt ging’s aber doch noch eine Spur spektakulärer zu. Warum?

Im Gespräch
Karsten WeidischKarsten Weidisch leitet die Pfarrei St. Joseph Münster-Süd seit Sommer 2022 als Pfarrverwalter. Da es nach Weidischs Auskunft keinen neuen Leitenden Pfarrer mehr gibt, wird derzeit wird an einem alternativen Leitungsmodell gearbeitet.

Wir haben im Pfarreirat überlegt: Können wir nicht noch eine andere Erfahrung tanken – die Weite des Raumes, ohne Bänke, mit neuem Boden, mehr Luft zum Atmen? Dann kam die Idee, mit der Firma „Schall und Raum“, die in anderen Kirchen Fingerspitzengefühl dafür bewiesen hatte, diese Licht- und Musikerfahrung zu gestalten. Dazu Begegnung, Brot und Wein, alle 15 Minuten Musik, den Raum erwandern, miteinander ins Gespräch kommen – das war am Samstagabend ein tolles Format! Gestern Abend gab es einen Evensong, wenn auch „nur“ mit statischem Licht. Heute und morgen gibt es die Lichter-Shows noch einmal: herzliche Einladung, zwischen 18 und 22 zu kommen!

Was ist der Effekt? Was sagen die Leute?

Die Leute nehmen einfach die Weite des Raumes wahr, der ohne Bänke ganz anders wirkt. Die Gemeindemitglieder sind glücklich, dass die Renovierung vorbei ist und sie wieder in ihre Kirche zurückkönnen. Es sind aber auch richtig viele, eher kirchlich distanzierte Leute gekommen, die mir sagten: Das ist kein Spektakulum, kein Disco-Effekt, sondern eine Weise, den Raum wahrzunehmen, den wir der Kirche gar nicht zugetraut hätten. Dazu gab es viel „Laufkundschaft“ – Leute, die neugierig waren, warum die Kirchenfenster nach außen so bunt leuchten. So liebe ich das: eine echte Willkommens-Kirche! Wir haben mit ganz vielen Menschen sehr intensive Gespräche gehabt. Das war ganz großartig.

Und wenn die bunten Lichter ausgeschaltet und die Bänke wieder da sind, setzt die große Ernüchterung ein, weil alles wieder so ist, wie es schon immer war?

Naja, wenn wir die Bänke im Boden versenken und zum Gottesdienst wieder hochfahren könnten, wäre das schon klasse (lacht). So wie im Stadion: Zum Spiel kommt der Rollrasen drauf, hinterher wieder runter… Nein, Spaß beiseite, es muss ja schon auch alles praktikabel sein. Wir haben allerdings auch Floorspots in der Pfarrei, die wir bis Sonntag auch nutzen werden. Zum Queer-Gottesdienst haben wir auch den Chorraum schon mal in Regenbogenfarben illuminiert. Aber ich schaue mal in die Glaskugel: Wer weiß, vielleicht könnte man ja solche Spots fest installieren. Das wäre ein Traum – den übrigens nicht nur ich träume.

Anzeige