Zum zehnten Mal startet die europaweit einzigartige Wallfahrt an den Niederrhein

Mit 200 Reisemobilen auf Pilgerfahrt nach Goch

Gerd und Käthe Völlings fahren in dieser Woche zur Reisemobilwallfahrt vom 20. bis 23. Juli. Sie freuen sich auf die Gemeinschaft der Pilger und die Segnung ihres Fahrzeugs. Das spirituelle Treffen findet zum zehnten Mal statt.

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In Goch stehen Gerd und Käthe Völlings gern im Stau. Einmal im Jahr kommen sie hierher, um sich in der Fußgängerzone mit ihrem Wohnmobil zentimeterweise voranzutasten. Das hat das Ehepaar aus Geldern gemeinsam mit den rund 200 weiteren Fahrzeugbesitzern, die sich an diesem speziellen Sonntag vor und hinter ihnen mit ihren Wohnwagen und Reisemobilen in die Prozession eingereiht haben.

Ganz vorn steht Pater Hans Peters. Mit jedem, der vorfährt, wechselt der Steyler Missionar einige liebe Worte und segnet das Gefährt. Die Fahrzeugsegnung ist für die Völlings der Höhepunkt und Abschluss der viertägigen Wallfahrt für Wohnmobile in Goch.

 

Camper auf religiösen Spuren

 

Seit zehn Jahren gibt es dieses europaweit einzigartige Event eigens für Reisemobilisten im Sommer – diesmal vom 20. bis 23. Juli. Organisiert wird die Arnold-Janssen-Reisemobilwallfahrt von der Stadt Goch. Eine ungewöhnliche Idee, gibt der Steyler Missionar zu bedenken: „Die Menschen suchen geistliche Impulse in ihrem ganz persönlichen Alltag. So ist es nicht verwunderlich, wenn leidenschaftliche Camper mit ihrem Ferienmobil den Spuren des Religiösen nachgehen“, sagt Pater Peters.

Käthe und Gerd Völlings.
Käthe und Gerd Völlings haben sich ihr Reisemobil gemütlich und praktisch eingerichtet. | Foto: Peter Kummer

Außerdem lockt viele Teilnehmer die Aussicht auf Begegnungen mit Menschen, die schon im Vorjahr dabei waren. Die Völlings sind beide passionierte Wohnmobilfahrer. „So sind wir ungebunden“, sagt Gerd Völlings. 32 Jahre lang hat er in Geldern ein Taxigeschäft mit fünf bis sechs Fahrzeugen betrieben. Käthe Völlings saß am Funk und erledigte die Büroarbeit. So hatte das Ehepaar über Jahrzehnte hinweg sein Leben weitgehend auf das Unternehmen ausgerichtet. Ein längerer Urlaub war nicht möglich, die fünfköpfige Familie konnte immer nur für wenige Tage wegfahren.

Zu Ostern und in den Herbstferien jeweils vier Tage, im Sommer höchstens eine Woche. Fast immer lagen die Ziele in Deutschland. Einmal führte der Weg nach Lanzarote. Nun, im Ruhestand, genießen die beiden 73-Jährigen verstärkt die Freiheit, die mit einem solchen Camperleben verbunden ist.

 

Ende der Dienstzeit?

 

„Wir können tun und lassen, was wir wollen“, sagt Gerd Völlings. „Einfach losfahren, wohin man will und für einige Tage einen schönen Platz suchen. Was das betrifft, haben viele Städte unheimlich viel für Camper getan“, freut sich Gerd Völlings über das immer größere Angebot an guten Stellplätzen.

Oft müsse man allerdings schon gegen zwei Uhr mittags da sein, sonst bekomme man keinen guten Platz. Den Bodensee haben die beiden schon angesteuert, die Ostsee und Bayern. Fraglich ist allerdings, ob ihr Fiat TEC über die Gocher Wallfahrt hinaus in diesem Jahr noch einmal für längere Zeit zum Einsatz kommt. Wichtiger sei die bevorstehende Goldhochzeit im Oktober.

 

Lourdes, Rom, Goch

 

Mit ihrem Wohnmobil gehen Gerd und Käthe Völlings auch immer wieder auf Pilgertour. Wallfahrten führten das Ehepaar schon nach Lourdes und Rom. Bei der Arnold-Janssen-Reisemobilwallfahrt in Goch (siehe Kasten) sind sie zum sechsten oder siebten Mal mit dabei. Genau wissen sie es nicht mehr. Das sei aber auch unwichtig, sagen sie.

Was zähle, seien die vier Tage von Donnerstag bis Sonntag, gefüllt mit Begegnungen, Kontakten zu Teilnehmern aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland. „Es ist einfach nur schön“, schwärmt Gerd Völlings von der Gocher Reisemobilwallfahrt: „Und äußerst beeindruckend.“

 

Gottesdienst am Flüsschen

 

Die halbe Woche in der Stadt nahe der niederländischen Grenze ist gefüllt mit einem bunten Programm. „Eine Paddeltour auf der Niers, eine Fahrt mit dem Planwagen, ein Abstecher nach Nijmwegen“, zählt Käthe Völlings auf. Jeder Tag beginne am Morgen mit einer zehnminütigen Andacht, dann gebe es Frühstück, das man entweder gemeinsam im großen Zelt einnehme oder unter sich im eigenen Wohnmobil.

Ein Höhepunkt der Pilgerveranstaltung sei der zentrale Wallfahrtsgottesdienst am Sonntag an der Nierswelle – einer terrassenartigen Grünanlage am Ufer des Flüsschens. Die Aufmerksamkeit der Gläubigen gilt der Messe auf der schwimmenden Insel vor ihnen. Dort zelebriert der Steyler Missionspater Hans Peters gemeinsam mit seinen Kollegen aus dem Pastoralteam der Arnold-Janssen-Gemeinde einen Volksgottesdienst. Danach werden die rund 200 Wohnmobile im Korso zur Fahrzeugsegnung in der Innenstadt gelenkt.

 

Frühstückskorb für weiteste Anreise

 

„Man macht sich wirklich sehr viel Arbeit“, lobt Gerd Völlings die Organisatoren der Stadt Goch. Der Wohnmobilbesitzer mit der weitesten Anreise erhält traditionsgemäß einen gut bestückten Frühstückskorb. Meistens hat der Gewinner rund 700 Kilometer zurückgelegt, um an der Gocher Wallfahrt teilzunehmen. „Da haben wir keine Chancen“, schmunzelt Käthe Völlings. Geldern und Goch liegen gerade mal 25 Kilometer auseinander.

Für 2018 steht bei den Völlings ebenfalls die Wallfahrt nach Goch auf dem Programm. „Wir möchten gerne wieder mitmachen“, sagt die 73-Jährige, schränkt aber ein: „Wenn wir dann gerade nichts anderes geplant haben.“ Vielleicht wird sich das Ehepaar einen anderen Traum erfüllen: So schön die Freiheit in einem Wohnmobil auch sei, eine Kreuzfahrt auf der Donau steht bei den Völlings ganz oben auf der Liste.

Zehn Jahre Reisemobil-Wallfahrt in Goch
2008 war die Premiere: die deutschlandweit erste Wallfahrt für Reisemobilisten. Seitdem kommt jedes Jahr am Christophorus-Wochenende eine internationale Gemeinschaft von über 200 Reisemobilen zur Arnold-Janssen-Reisemobilwallfahrt nach Goch. Hier wurde Arnold Janssen (1837-1909) geboren, der Ordensgründer der Steyler Missionare. Anlässlich des zehnjährigen Wallfahrtsjubiläums steht der Heilige im Mittelpunkt des Programms. Es wird unter anderem eine Stadttour zu den wichtigsten Stationen seiner ersten Lebensjahre geben.

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