Tag 2 in Frankfurt

Synodaler Weg - Ticker am Freitag: Mehr Mitbestimmung für Laien vertagt

  • Tag 2 der fünften Synodalversammlung in Frankfurt verspricht spannende Beratungen.
  • Es geht unter anderem um Segnungen für homosexuelle Paare und die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern.
  • Unser Ticker hält Sie am Freitag auf dem Laufenden.

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20.30 Uhr: Damit endet dieser lange Sitzungstag bei der Synodalversammlung. Morgen geht es bereits um 8 Uhr weiter mit den Beratungen, zunächst werden eine Stunde lang noch Themen beraten, die heute auf der Agenda standen, aber nicht mehr behandelt wurden. Das sind die Handlungstexte "Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt" und "Frauen in sakramentalen Ämtern - Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch".

20.25 Uhr: Zum Abschluss des Abends gab es eine Diskussion mit sehr unterschiedlichen Meinungen zum Handlungstext „Gemeinsam beraten und entscheiden“. Eine positive Abstimmung erschien mehr als unsicher. Daraufhin stellten Bischof Franz-Josef Overbeck und Claudia Lücking-Michel als Vorsitzende des zuständigen Synodalforums einen Antrag auf Vertagung der Abstimmung in den Synodalen Ausschuss. Es gebe weiteren Beratungsbedarf, so Overbeck. Diesem Antrag stimmte die Versammlung zu. Da weder ein erster Termin für den Synodalen Ausschuss feststeht noch eine entsprechende Verfahrensweise in diesem Gremium festgelegt wurde, bleibt die Zukunft synodaler Strukturen und die freiwillige Selbstbindung der Bischöfe an Entscheidungen synodaler Gremien offen. (jdw)

Schutz von Frauen soll verbessert werden

18.27 Uhr: Wie lassen sich erwachsene Frauen in der katholischen Kirche besser vor Missbrauch schützen? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines Papiers, das am Freitagabend bei der Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt in Erster Lesung beraten wurde. Das Papier fand dabei eine Zustimmung von 100 Prozent der Synodalen, ist aber noch nicht beschlossen. Kritisiert wird darin, dass Missbrauch an Erwachsenen bei Beratungsangeboten und in Schutzkonzepten bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt habe. Dies müsse sich ändern.

Notwendig seien beispielsweise einheitliche Verfahrensregeln im Fall von sexuellem Missbrauch von Erwachsenen in Seelsorgebeziehungen oder in anderen Abhängigkeitsverhältnissen sowie eine „klare und nachvollziehbare Aktenführung“. Ebenso brauche es Regeln für eine finanzielle Unterstützung der Betroffenen, auch bei therapeutischen Maßnahmen oder juristischer Beratung. Außerdem müssten Anlaufstellen für erwachsene Frauen ausgebaut werden.

Es sei seit Jahren bekannt, dass zahlreiche Erwachsene, insbesondere erwachsene Frauen, Betroffene von geistlichem beziehungsweise sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche seien. „Gleichzeitig sind die rechtlichen Regelungen unzureichend“, heißt es in dem Handlungstext, der den Titel „Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche“ trägt. (KNA)

Disziplinarordnung für Missbrauchs-Priester gefordert

18.23 Uhr: Der Synodale Weg hat strengere Vorgehensweisen im Umgang mit Priestern, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben, beschlossen. Bei der Vollversammlung des Reformprojekts votierten Bischöfe und Laienvertreter am Freitag in Frankfurt mit 100 Prozent für ein entsprechendes Papier. Es plädiert dafür, bei verantwortlichen Stellen wie der Deutschen Bischofskonferenz verbindliche Regeln zur Prävention, zur Aufklärung und zum Umgang mit Tätern zu etablieren.

Die Synodalversammlung fordert die Bischofskonferenz auf, eine Disziplinarordnung für Priester zu erarbeiten. Bischöfe sollen dadurch die Möglichkeit erhalten, gegenüber Priestern, denen zwar kein strafrechtlich relevantes Verhalten nachgewiesen werden konnte, die jedoch ein grenzwertiges Verhalten zeigen, disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen. Ist die Täterschaft eines Klerikers nachgewiesen, brauche es eine per Dekret ausgesprochene Auflage zur Therapie. Außerdem soll für jeden Täter eine „Kontrollperson“ eingesetzt werden, die die Therapieauflagen überprüft und den weiteren Berufs- und Lebensweg der Täter verfolgt. Dies sei in besonderer Weise auch bei Wechseln über Bistumsgrenzen hinaus zu beachten. (KNA)

Bericht zum Stand der Aufarbeitung von Missbrauch

18.20 Uhr: In 20 von 27 Bistümern gibt es inzwischen Unabhängige Kommissionen zur Aufarbeitung von Missbrauch. Wie der Aachener Bischof Helmut Dieser am Freitag in Frankfurt ankündigte, sollen insgesamt 24 Kommissionen eingerichtet werden. Der Unterschied zur Zahl der Bistümer rühre daher, dass es in wenigen Fällen Kooperationen über die jeweiligen Bistumsgrenzen gebe, erläuterte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz.

Zugleich verteidigte Dieser das freiwillige Anerkennungsverfahren für Betroffene von sexuellem Missbrauch. „Damit ermöglichen wir in unserer Kirche auch den Betroffenen individuelle Anerkennung, in deren Fällen Täter verstorben und oder Taten verjährt sind oder der Rechtsweg mit zu hohen Belastungen verbunden wäre.“ (KNA)

Deutliche Zustimmung für Segensfeiern

16.45 Uhr: Es war eine lebhafte Debatte, die sich an den Segensfeiern für homosexuelle Paare abarbeitete. Am Ende stand ein eindeutiges Votum. Mehr als 90 Prozent der Delegierten stimmten für die Zulassung von Segensfeiern für homosexuelle Paare und wiederverheiratet-geschiedenen Paare. (jdw)

15.26 Uhr: Der Synodale Weg sagt Ja zur Segnung von Paaren, die sich lieben, das bedeutet auch für gleichgeschlechtliche Paare und wiederverheiratet-geschiedene Menschen. Mit 80 Prozent Zustimmung der Bischöfe haben auch sie den Weg freigemacht für die Segensfeiern. (jdw)

14.55 Uhr: Aktuell läuft die Debatte zum Handlungstext „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“. Die meisten Redner während der Aussprache werben für eine Annahme des Textes, um Segensfeiern für homosexuelle Paare und wiederverheiratet-geschiedene Menschen zu ermöglichen. Es gibt einige wenige Forderungen, diesen Text abzulehnen. Wir bleiben dran. (jdw)

Kohlgraf sieht kein Rom-Hindernis für Synodalen Rat

14.35 Uhr: Die Bedenken aus dem Vatikan gegen die Errichtung eines „Synodalen Rats“ in Deutschland stellen aus Sicht des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf kein unüberwindbares Hindernis für das Vorhaben dar. Bei einer Pressekonferenz des Synodalen Wegs sagte Kohlgraf am Freitag in Frankfurt, es gehe nicht um den Begriff des Synodalen Rats, sondern um das Prinzip der „Verstetigung von Synodalität“.

Damit folge der Synodale Weg in Deutschland einem Anliegen von Papst Franziskus. Wenn Bischöfe Nichtgeweihte an Beratungs- und Entscheidungsprozessen beteiligten, schwäche dies nicht die Autorität der Bischöfe, vielmehr stärke es sie.

Entschieden wandte sich Kohlgraf dagegen, Bischöfe und Laienvertreter im Synodalen Weg als zwei entgegengesetzte Lager zu verstehen. Das Denken in Begriffen von „Die und Wir“ entspreche nicht dem Geist der Synodalität. Zuvor hatte der Generalsekretär des katholischen Laien-Dachverbands ZdK, Marc Frings, erklärt, das Zentralkomitee vertrete „die organisierte katholische Zivilgesellschaft“ in Deutschland, während von den mehr als 20 Millionen Katholiken im Lande nur wenige Bischöfe seien. (KNA)

Aufgeladene Debatte um Laien-Predigten

12.55 Uhr: Die Debatte war hitzig, auch eine Unterbrechung konnte die Situation nicht befrieden. Auch Delegierte aus dem Bistum Münster meldeten sich mit klaren Worten während der Aussprache. Bischof Felix Genn und Forums-Vorsitzende Dorothea Sattler warben ausdrücklich für die Annahme des Textes. Lest im Artikel „Nach hitziger Debatte: Synodale sagen Ja zu Predigten von Laien“ mehr dazu. Jetzt folgt eine Mittagspause. Weiter geht es ab 14 Uhr mit der Debatte um „Segensfeiern für Paare“. (jdw)

11.35 Uhr Es war ein zähes Ringen um die Verkündigung des Evangeliums durch Laien. Viele Rednerinnen und Redner warben für die Zustimmung zu diesem Handlungstext, um einen Fortschritt erzielen zu können. Viele andere Mitglieder der Synodalversammlung gehen die Forderungen dieses Handlungstextes nicht weit genug. Kurz vor der letzten Abstimmung gab es eine Unterbrechung. Doch zum Schluss stimmte die Synodalversammlung dem Handlungstext mit 90,86 Prozent (169 Stimmen) zu. 17 Delegierte lehnten den Text ab, 17 enthielten sich. Mehr dazu gleich bei uns. (jdw)

Jesuit: Papst soll Meinung zu Synodalem Weg überdenken

11.25 Uhr: Der Münchner Jesuit Andreas Batlogg wünscht sich, dass Papst Franziskus „seine Aversion gegen den Synodalen Weg überdenkt“. Wer ein „synodaler Bischof“ sein wolle, müsse lernen, Macht abzugeben, anders zuzuhören, anders zu denken und anders zu handeln, sagte Batlogg dem „Münchner Merkur“. Der Papst habe falsche Ratgeber. „Man weiß auch nicht, auf wen er wirklich hört. Manche meinen, dass er alles im Alleingang macht.“ Dadurch entstehe ein kritisches Bild: „Ich kann nicht für Synodalität werben, aber dann selber sehr überhastet entscheiden.“

Der Jesuit äußerte auch sein Bedauern darüber, dass sein Mitbruder auf dem Stuhl Petri Klischees über die deutsche Kirche bediene, etwa durch die Äußerung „Wir haben bereits eine gute protestantische Kirche“. Batlogg: „Meines Erachtens ist das unter dem Niveau eines Jesuiten.“ Auch könne man das Reformprojekt Synodaler Weg nicht einfach als das einer Elite abtun. Das sei unfair angesichts des dort versammelten Sachverstands von Priestern und Laien, Frauen und Männern, Gelehrten und Praktikern. (KNA)

Debatte zur Laien-Verkündigung wird schärfer

Klärungsgespräche bei der Synodalversammlung
In einer Unterbrechung wurde geklärt, ob Frauen einen Antrag durch die Mehrheit ihrer Stimmen ablehnen können. Dem wurde nicht zugestimmt. | Foto: Paul Hintzke

10.10 Uhr: Die Debatte zum Handlungstext „Verkündigung des Evangeliums durch Lai*innen in Wort und Sakrament“ gestaltet sich hitzig. Schwester Katharina Ganz erklärte: „Wir arbeiten wieder mit Krücken.“ Der Synodale Theo Wieder zeigte sich sehr unzufrieden mit einem erneuten Prüfauftrag. Der BDKJ-Chef Gregor Podschun kritisierte die Debatten dieser Tage scharf, weil es maximal darum gehe, keinen Rückschritt zu machen. Echte Fortschritte vermisse er. (jdw)

9.20 Uhr: Während in Frankfurt die Beratungen der Synodalversammlung in den zweiten Tag gehen, kommt eine Warnung aus Rom in Richtung des Synodalen Wegs. Der langjährige Privatsekretär von Benedikt XVI, Erzbischof Georg Gänswein, sieht die Gefahr einer Kirchenspaltung. (jdw)

Zulassung von Frauen zu Weiheämtern?

8.40 Uhr: Am heutigen Freitag, ab 9 Uhr, setzen die Teilnehmer des Synodalen Wegs ihre Beratungen zu Reformen in der katholischen Kirche fort. Auf der Tagesordnung des Treffens stehen unter anderem Segnungen für homosexuelle Paare sowie die Forderung nach einer Zulassung von Frauen zu Weiheämtern. Beobachter erwarten lebhafte Debatten. Am ersten Tag ihres Treffens hatten die Synodalen mit großen Mehrheiten zwei Papiere zu Priestern in der Kirche verabschiedet.

Die Beratungen dauern bis Samstag. Es handelt sich um die letzte beschlussfassende Vollversammlung des Synodalen Wegs. Die von Bischöfen und dem Laien-Dachverband ZdK 2019 unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals gestartete Initiative wird auch vom Vatikan aufmerksam beobachtet.

Die Ereignisse des ersten Tages zum Nachlesen finden Sie in unserem Ticker. (KNA/jdw)

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