Fachtagung „Katholische Theologie im Kreuzfeuer der Interessen“

Theologie-Studium – und was dann?

Welchen Ansprüchen muss ein Theologiestudium in der heutigen Zeit genügen? Die Erwartungshaltungen sind unterschiedlich, auch im Hinblick auf eine spätere Berufswahl. Am 30. Juni und 1. Juli wird darüber an der Universität Münster diskutiert.

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Welchen Ansprüchen muss ein Theologiestudium in der heutigen Zeit genügen? Die Erwartungshaltungen sind unterschiedlich, auch im Hinblick auf eine spätere Berufswahl. Am 30. Juni und 1. Juli wird darüber in Münster diskutiert.

Wozu soll Theologie dienen? Welche Ziele soll sie verfolgen, welchen Anliegen gerecht werden? Das sind Fragen, die Wissenschaftler und Lehrpersonen, Studenten und Arbeitgeber unterschiedlich beantworten. Schnell stoßen die Interessen dieser verschiedenen Gruppen aufeinander, wenn es um die Zukunft von Theologie und die Entwicklung von Lehrplänen geht.

In Münster wird jetzt erstmals eine Fachtagung Vertreter der verschiedenen Gruppen zusammenbringen und sich unter dem bezeichnenden Titel „Katholische Theologie im Kreuzfeuer der Interessen“ der Beantwortung dieser Fragen widmen.

„Früher war in der Theologie alles eindeutig: Eine Studienordnung wie etwa die für das Diplom blieb viele Jahre gleich“, erläutert Barbara Zimmermann. Sie ist Koordinatorin Hochschuldidaktik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster und Mitorganisatorin der Münsteraner Fachgespräche.

 

Regelmäßige kritische Reflexion

 

„Heute, im Zeitalter des Bologna-Prozesses, müssen die Studiengänge alle fünf Jahre überarbeitet und die Qualität der Lehre regelmäßig überprüft werden“, sagt Zimmermann. Zusammen mit Mitorganisator Andree Burke, Koordinator des Netzwerkbüros Theologie und Beruf, will sie einen regen fachlichen Austausch in Gang bringen und zugleich auch nach der Relevanz des Theologiestudiums heute fragen.

Terminhinweis:
Die Münsteraner Fachgespräche zum Thema „Katholische Theologie im Kreuzfeuer der Interessen“ sind am 30. Juni und 1. Juli an der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster, Johannisstraße 8-10. Die Tagung dient dem fachlichen Austausch verschiedener Interessensvertreter, ist aber auch für Studenten und Interessierte offen.
Nähere Informationen bei Barbara Zimmermann, zimmermann(at)uni-muenster.de, Tel. 0251/8330062, oder Andree Burke, andree.burke(at)uni-muenster.de, Tel. 0251/8329234.

„Obwohl das Vertrauen in Institutionen wie die Kirche sinkt und das gesellschaftliche Interesse an der Theologie abnimmt, wird sie nicht irrelevant“, ist Burke überzeugt. „Bei den Diskussionen über das christliche Abendland und den Pegida-Demonstrationen hat sich gezeigt, dass unsere Gesellschaft eine kritische Reflexion über solche Vorgänge und Haltungen braucht.“

Bereits im Vorfeld haben Zimmermann und Burke Studenten in einer nicht-repräsentativen Umfrage befragt, was sie vom Studium erwarten und was für sie im Mittelpunkt steht. Die Antworten fielen dabei sehr unterschiedlich aus.

Während die einen durch das Theologiestudium ihren Glauben vertiefen, hinterfragen, verteidigen oder missionarische Anstöße geben wollen, wollen andere fundierte Grundlagen für ihren Beruf als Pastoralreferent oder Priester bekommen oder sich fachlich orientieren und Managementqualitäten vermittelt bekommen.

 

Unterschiedliche Bedürfnisse

 

„Die Bedürfnisse sind also sehr unterschiedlich“, bilanziert Mitorganisator Andree Burke. „Genau dafür wollen wir aber mit unserer Tagung sensibilisieren.“

Andree Burke und Barbara Zimmermann bereiten die Fachgespräche in Münster vor. | Foto: Gerd FelderAndree Burke und Barbara Zimmermann bereiten die Fachgespräche in Münster vor. | Foto: Gerd Felder

Zugleich heben Zimmermann und Burke hervor, dass sie das Theologiestudium vor dem Hintergrund schwindender Studentenzahlen und zunehmender Diskussionen um den Erhalt mancher Fakultäten nicht retten wollen. „Aber man kann sich selbstverständlich fragen: Wie müssten die Theologie-Studiengänge aussehen, damit mehr Leute das Fach studieren?“, so Burke.

Nach wie vor sei das Klischee: ›Wer Theologie studiert, wird Priester‹, gesellschaftlich weit verbreitet. Tatsächlich bieten sich aber nach Ansicht der beiden Organisatoren für Theologie-Absolventen längst unterschiedliche Perspektiven und Tätigkeitsfelder in Schule, Gemeinde, Hochschule oder Kultur und Gesellschaft an. „Das Gros der Studenten an den theo­logischen Fakultäten sind nicht die Priesteramtskandidaten“, unterstreicht Burke.

 

Verzichten und Profil schärfen

 

Zimmermann und Burke haben ein Ziel: Studenten, Lehrende verschiedener theologischer Fakultäten an deutschen Hochschulen, Repräsentanten der Bistümer und andere Arbeitgeber bei den Münsteraner Fachgesprächen sollen zusammen Handlungsoptionen und Visionen entwickeln.

„Dabei wird sich sehr wahrscheinlich herausstellen: Die theologischen Studiengänge müssen sich stärker verantworten, ihr Profil schärfen und auf manche Dinge auch einfach verzichten“, erklärt Zimmermann.

Auch werde es darauf ankommen, die vielen Perspektiven, aus denen auf das Studium geschaut werde, stärker in die Curricula einfließen zu lassen. Und zwischen den Abschlüssen der verschiedenen Fakultäten in Deutschland soll eine größere Durchlässigkeit geschaffen werden.

 

Theologen gesucht

 

„Mehr praxisorientierte Elemente, wie sie in anderen Ländern längst üblich sind, könnten den Interessen künftiger Religionslehrer gerecht werden, die sich häufig fragen, wie sie das Gelernte im Unterricht anwenden können“, ergänzt Burke. „Vor allem muss es darum gehen, die verschiedenen Studiengänge nicht zu separieren, sondern zusammen zu lassen.“

In den deutschen Bistümern, in denen künftig eine ganze Pastoralreferenten-Generation in Ruhestand gehen wird, werden Theologen nach Meinung von Zimmermann und Burke künftig noch mehr gebraucht als heute.

„Wir müssen die Verantwortung gegenüber den Studenten hoch halten und sie zu Akteuren ihrer Berufsbiographie machen“, unterstreicht Burke. „Dabei darf es allerdings zugleich keinen Verlust an Qualität in der Lehre oder einen Ausverkauf der Themen geben, wie manche Professoren befürchten.“

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