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Nach einer Rom-Fahrt queerer Menschen meinen vier Bischöfe, um Vergebung bitten zu müssen. Was der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz sagt.
Der Queer-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Essener Weihbischof Ludger Schepers, verurteilt das "Sühnegebet" mehrerer Bischöfe nach einer LGBTQ-Pilgerfahrt. "Es ist ein skandalöses Zeichen kirchlicher Engstirnigkeit und eine offene Zurückweisung all jener, die sich nach einer Kirche sehnen, die wirklich das Evangelium lebt", sagt Schepers der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das Sühnegebet sei "kein Akt des Glaubens, sondern ein Akt der Ausgrenzung - ein Versuch, queere Menschen und ihre Präsenz im Glauben unsichtbar zu machen".
Schepers bezieht sich auf eine Aktion des ehemaligen US-Bischofs Joseph Strickland und der Weihbischöfe Athanasius Schneider (Kasachstan), Marian Eleganti (Schweiz) und Rob Mutsaerts (Niederlande). Sie wollten mit einem Gebet nach eigener Darstellung eine "Entweihung" des Petersdoms in Rom durch eine LGBTQ-Pilgerfahrt im September wiedergutmachen.
Was im "Sühnegebet" formuliert war
Im Gebet war von "Unzucht" und "Sodomie" die Rede, die Pilgerfahrt sei eine "Plattform zur Legitimierung von Sünden gegen das sechste Gebot" gewesen. Die Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer.
Schepers widerspricht den vier Bischöfen. Die Pilgerfahrt sei "kein Protest, keine Provokation, sondern eine Feier des Glaubens" gewesen. Sie habe "die lebendige Vielfalt der Menschen in der Kirche" gezeigt. "Diese Pilgerinnen und Pilger haben nicht gegen die Kirche gehandelt - sie sind Kirche."
Weihbischof fordert kirchliche Selbstkritik
Die Reaktion der konservativen Bischöfe nennt Schepers "beschämend". Sie entlarve "eine theologische und pastorale Haltung, die nichts mit Barmherzigkeit oder dem Geist Jesu zu tun hat". Wer für die bloße Anwesenheit queerer Christinnen und Christen um Vergebung bitte, zeige "nicht Frömmigkeit, sondern die Angst vor Vielfalt - und damit eine gefährliche geistliche Enge, die das Evangelium verrät".
Der Weihbischof fordert stattdessen Selbstkritik der Kirche: "Es braucht keine Wiedergutmachung für queere Gläubige. Die wahre Wiedergutmachung steht der Kirche selbst bevor - für die Wunden, die sie queeren Menschen über Jahrzehnte hinweg zugefügt hat." Die Kirche könne "nicht glaubwürdig von Liebe sprechen, solange sie Menschen ablehnt, die lieben". Wer die Türen schließe, entferne sich "vom Herzen Christi".
Wie die Kirche sein sollte
Schepers betont, er träume "von einer Kirche, die endlich begreift: Vielfalt ist kein Problem, sondern ein Geschenk. Eine Kirche, die niemanden mehr kleinmacht, sondern groß. Eine Kirche, die wirklich glaubt, dass Gottes Liebe ohne Bedingungen gilt - für alle, ohne Ausnahme. Denn wer Menschen ausschließt, schließt Christus selbst aus."
Mit dem Wort queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Rollenbildern übereinstimmt. Unter ihnen sind Personen gleichgeschlechtlicher Orientierung die wohl größte Gruppe.