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Wie erreicht die Kirche Jugendliche und junge Erwachsene. Der Reli-Unterricht bietet Chancen, sagt Joshua Nieland.
Katholischer Religionsunterricht ist eine große Chance, Kinder und Jugendliche für den Glauben und für Jesus Christus zu begeistern. Dennoch ist meine Wahrnehmung heute, dass das Interesse am klassischen „Reli-Unterricht“ bei Schülern immer weiter schwindet und Alternativen wie Ethik- und Philosophieunterricht bevorzugt belegt werden. Warum ist das so?
Kürzlich erzählte mir ein Messdiener-Kind: „Im Reli-Unterricht machen wir gar nichts mit Jesus“. „Schade“ – dachte ich mir direkt; dabei bietet doch gerade der Religionsunterricht die ideale Gelegenheit der Verkündigung und der Weitergabe unseres christlich-katholischen Glaubens an die nächste Generation. Vor allem in der heutigen Zeit, in der der Alltag und auch das private Familienleben immer säkularer und kirchenferner werden, ist Schulunterricht das ideale Format, um Neugierde und Begeisterung für den christlichen Glauben zu wecken und einen positiven Bezug zu Gott und Kirche zu schaffen.
Reli-Unterricht als echte Chance
Der Autor
Joshua Nieland ist 22 Jahre alt und arbeitet als Fachinformatiker in Münster. Er kommt aus der Pfarrei St. Laurentius Senden und engagiert sich dort ehrenamtlich im Rahmen der Jugend- und Öffentlichkeitsarbeit.
Natürlich fällt das je nach Schulform und Alter der Schüler anders aus, aber wäre es nicht eine vertane Chance, sich mit vielfältigen moralisch-ethischen Themenstellungen zu beschäftigen und der Gottesbezug dabei verloren geht?
Nach einem kleinen Blick in den aktuellen Religions-Lehrplan für Schulen in Nordrhein-Westfalen, erweist sich dieser in meinen Augen als überaus inhaltsreich mit niederschwelligen Einstiegspunkten, um über den katholischen Glauben ins Gespräch zu kommen – das muss so auch in der Praxis gelebt werden.
Wenn der Unterricht begeistert
Ich selbst habe Erfahrungen in beide Richtungen gemacht: In der Oberstufe habe ich Religion abgewählt, weil mich der Religionsunterricht nicht mehr wirklich angesprochen hat, analog zur Aussage des Kindes vorhin. Im Rahmen meiner Ausbildung hatte ich Religion aber wieder in der Berufsschule als Schulfach. Das war faszinierend. Wir hatten uns mit Themen auseinandergesetzt, die alle Altersstufen ansprechen können.
So haben wir uns kritisch mit dem historischen Menschen Jesus von Nazareth beschäftigt, die Evangelien kennengelernt und Referate über die Gleichnisse Jesu vorbereitet. Wir haben verstanden, was Apostel und Heilige sind und was es mit der Dreifaltigkeit auf sich hat. Wir haben uns untereinander über unseren persönlichen Glauben, über unsere Fragen und Überzeugungen ausgetauscht. Weil ich damit nicht gerechnet habe, wurde der Religionsunterricht für mich zu einem wahren Highlight im Schulalltag und bestärkt mich bis heute im Glauben.
„Niemand soll dich wegen deiner Jugend geringschätzen!“, ermutigt der 1. Timotheusbrief (4,12) seinen Empfänger Timotheus. Und in der 1.500 Jahre alten Benediktsregel rät der heilige Benedikt, bei wichtigen Dingen alle Brüder anzuhören, „weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist“ (RB 3,3). Darum kommen in unserer Rubrik „Der junge Kommentar“ ausdrücklich Autor:innen unter 30 Jahren mit ihrer persönlichen Meinung zu einem selbst gewählten Thema zu Wort. Sie sind ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.