Carl Möller über die Angebote des „Sinn-Bildungshauses“

10+1 Jahre Kloster Vinnenberg: Geistliche Begleitung bleibt gefragt

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Seit mehr als zehn Jahren wird das Kloster Vinnenberg im Kreis Warendorf als Ort geistlicher Erfahrung geschätzt. Zusammen mit einem Förderverein gründete der Priester des Bistums Münster und Psychoanalytiker Carl Möller 2010 im alterwürdigen Kloster ein „Sinn-Bildungshaus“ für Suchende, Kirchennahe und Kirchenferne. Das zehnjährige Bestehen möchte das Haus mit einem Fest Anfang Juli nachfeiern. Im Gespräch erläutert der Rektor der Klosterkirche, Carl Möller, das Konzept des Hauses und erklärt, warum er sich als „Bettelmönch von Kloster Vinnenberg“ sieht.

Herr Möller, Anfang Juli feiern Sie „10+1 Jahre Kloster Vinnenberg“ und damit nach der Corona-Pandemie die Wiedergründung von Kloster Vinnenberg als so genanntes „Sinn-Bildungshaus“ vor elf Jahren. Wie werden Sie feiern?

Wir werden mit großer Dankbarkeit im Rückblick auf die vergangenen Jahre vor und seit der Wiedergründung das Jubiläumsfest 10+ feiern. Wir wollen auch mit tiefer innerer Freude feiern. Im zurückliegenden Jahrzehnt hat dieser jahrhundertealte geistliche Ort durch „Sinn-gebung , „Sinn-vermittlung“ den Menschen wieder die innere Freude eines sinn-erfüllten Lebens im Glauben, ja Vertrauen ins Leben geschenkt. Uraufgabe christlicher Seelsorge!

Als Sie in den 2000er Jahren anfingen, dem altehrwüdigen Kloster neues Leben einzuhauchen, war die Diskussion groß: Braucht die Kirche ein weiteres Bildungshaus? Wie fällt Ihr Fazit heute, nach elf Jahren des Bestehens von Kloster Vinnenberg, aus?

2010 gründete Pfarrer Carl Möller das verlassene Kloster Vinnenberg als Ort geistlicher Erfahrung neu. Möller ist auch Exerzitienleiter und Psychoanalytiker in eigener Praxis. | Foto: Johannes Bernard
2010 gründete Pfarrer Carl Möller das verlassene Kloster Vinnenberg als Ort geistlicher Erfahrung neu. Möller ist auch Exerzitienleiter und Psychoanalytiker in eigener Praxis. | Foto: Johannes Bernard

Das Kloster Vinnenberg ist kein weiteres Bildungshaus im Bistum Münster. Das hätte es auch nicht gebraucht. Es geht um die Erneuerung geistlichen Lebens, was die Kirche allgemein und daher auch unser Bistum braucht. Wir haben vor allem die geistliche Tradition des Hauses und seine bis heute anhaltende geistliche Wirkkraft aufgegriffen und erneuert. Die vielen Menschen, die zu uns kommen, sowohl zur Liturgie, zu Exerzitien, als auch zu den Schulungen und Seminaren, spüren dies und lassen sich vom Kloster Vinnenberg als einen wahrhaft geistlichen Ort anziehen. Wir haben bewusst eine Sinn-Bildungsstätte aufgebaut. Wir haben durch die architektonische Planung beim Umbau ebenso wie durch unsere inhaltlichen Konzepte den Menschen Räume eröffnet, auf ihrer Sinnsuche ihre je eigene „Sinn-erfahrung“ zu machen. Das ist weitgehend gelungen.

Getragen wird das Kloster Vinnenberg seit seiner (Neu-)Gründung 2010 von einem Förderverein. Wie gelingt das Sponsorenprojekt, da Sie ganz ohne öffentliche und kirchliche Zuschüsse auskommen müssen?

Wenn ich nach meiner Funktion im Kloster Vinnenberg gefragt werde, antworte ich von Beginn der Planung an bis heute: „Ich bin der Bettelmönch vom Kloster Vinnenberg!“ Ich habe darin eine ungeahnte Unterstützung, sowohl durch ehrenamtliche Hilfe als auch durch eine enorme Spendenbereitschaft erhalten. Auch in der Coronakrise haben zahlreiche Freundinnen und Freunde des Klosters geholfen, zumindest bis jetzt diesen bedrückenden Einschnitt zu meistern. Für unsere Arbeit im Kloster erhielten wir von unserem Heimatbistum Münster auch in dieser schweren Zeit wenig ideelle und keinerlei finanzielle Unterstützung. Aber wie man sieht, entgegen dem Trend der viel zu vielen Kirchenaustritte zählt bei uns das Ernstnehmen der geistlichen Suche, welcher Art und Ausrichtung auch immer.

Welche Angebote kamen in den vergangenen Jahren besonders gut an?

Das „neue“ Gnadenbild „Muttergottes vom Himmelreich“ in der Klosterkirche Vinnenberg. | Foto: Johannes Bernard
Das „neue“ Gnadenbild „Muttergottes vom Himmelreich“ in der Klosterkirche Vinnenberg. | Foto: Johannes Bernard

Die inhaltliche Arbeit des Klosters beruht seit Beginn auf einem Viersäulenkonzept: Erste Säule: Kontemplatives Gebet im interreligiösen Dialog, zweite Säule: Christliche Seelsorge im Dialog mit der Tiefenpsychologie von Carl Gustav Jung und anderen psychologischen Schulen, dritte Säule: Wirtschafts- und Medizinethik und vierte Säule: Kloster Vinnenberg, ein wiederbelebter Wallfahrtsort zur Gottesmutter vom Himmelreich. Alle vier Säulen haben stets einen großen Zuspruch erfahren. Das Konzept scheint den Nerv der Zeit trotz oder auch wegen der umfassenden Kirchenkrise getroffen zu haben. Das zeigt sich an den konstant hohen Zahlen der Gottesdienstbesucher und der hohen Nachfrage bezüglich der Schulungen und Kurse. Die Menschen erwarten authentisch christliches Handeln und ein aufrichtiges geistlich-menschliches Miteinander.

In diesen Wochen beginnt nach den Lockerungen der Corona-Kontaktbeschränkungen wieder das Leben im Kloster. Welches Programm planen Sie für die nächste Zeit?

Wir planen nach Corona kein verändertes Programm, da sich das bisherige Konzept sehr bewährt hat. Konzeptfortschreibungen gibt es natürlich immer. Nach den ersten Lockerungen der Corona-Regelungen ist die Nachfrage sofort wieder nach oben geschnellt.

Die deutsche Kirche erlebt derzeit turbulente Zeiten. Sie steht oft in der Kritik, Kirchenaustritte nehmen zu. Wie sehr beeinflusst das öffentliche Ringen um den richtigen Kurs der Kirche die Arbeit eines „Sinn-Bildungshauses“?

Unser „Klientel“ konzentriert sich intensiv auf die Inhalte unserer Angebote. Die Menschen sind oft von der Kirche und ihrer Krise weit entfernt. Sie haben aber nicht nachgelassen auf dem Weg ihrer „Sinn-suche“. Während sie sonst ihren Glauben nur wenig innerhalb der Kirche praktizieren, erleben sie nicht nur Freude und Erfüllung innerhalb unserer Schulungen, sondern erfreuen sich auch an unseren Liturgien beziehungsweise an den konkret geistlichen Angeboten, wie zum Beispiel an Kursen zum Kontemplativen Gebet, die zahlreich nachgefragt sind und oft zur Grundlage eines soliden geistlichen Weges werden.

Was wünschen Sie dem Kloster Vinnenberg in den nächsten „10+1 Jahren“?

Das Kloster Vinnenberg im Internet: www.kloster-vinnenberg.de

Ich wünsche dem Kloster Vinnenberg, all' unseren Mitarbeitenden, unseren Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern und Gästen das tägliche Einüben und Vollziehen des Gottvertrauens und des Vertrauens in die heilenden Kräfte, die Gott uns in Jesus Christus zugesagt hat. Stellen wir uns weiter in den Schutz unserer Pilgermadonna, der Gottesmutter vom Himmelreich. Wachsen wir in die Liebe Gottes hinein, der uns mehr vertraut, anvertraut und zutraut, als wir ahnen können.

Jubiläumsfeier im Kloster Vinnenberg
Kloster Vinnenberg ist ein Sinn-Bildungshaus und gilt als der älteste Marienwallfahrtsort des Bistums Münster. 2005 verließen die letzten Benediktinerinnen den Ort. 2010 gründete Pfarrer Carl Möller den Ort mit einem Förderverein neu. Nach einer Zwangspause wegen der Corona-Pandemie feiern die Freundinnen und Freunde des Klosters Vinnenberg das zehnjährige Jubiläum nun mit einem Festkonzert am 3. Juli 2021 und einem Festhochamt am 4. Juli 2021 mit dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck und Weihbischof Stefan Zekorn aus Münster. Anmeldungen für das Konzert und den Gottesdienst nimmt das Kloster Vinnenberg, Telefon 02584/919950, entgegen.

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