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Gegründet als „Ordnung der Liebestätigkeit“ 1921 durch Kaplan Joseph Sievert, wirken heute 2.687 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Caritas Rheine in vielen sozialen Bereichen in Rheine und Umgebung. Der Caritasverband Rheine begeht sein 100-jähriges Bestehen und feiert digital und analog. Zukunftsfähig aufgestellt sieht sich der Verband durch Investitionen in Digitalisierungsprozesse in Millionenhöhe. Herausforderung liegen im Fachkräftemangel in der Pflege und Kinderbetreuung.
Was damals Gültigkeit hatte, sei auch noch heute so: „Es geht um den Menschen“, betonen Dieter Fühner und Ludger Schröer, Vorstände der Caritas Rheine beim virtuellen Pressegespräch anlässlich der 100-Jahr-Feier des Verbandes in Rheine.
Solidarität – der Begriff ist der Caritas nach wie vor wichtig, und das nicht nur auf dem Papier. „Caritas kommt nicht aus dem Nichts, wir stehen auch in Pandemiezeiten für Solidarität“, betonen die Vorstände. Deutlich werde das an den Auszahlungen des Kurzarbeitergeldes, zum Beispiel für die Mitarbeiter des integrativen Gastronomiebetriebs „Kaffeehaus“ in Rheine. Wie schon im ersten Lockdown wird die Zahlung auf 80 Prozent aufgestockt.
2.000 Mitarbeiter als Multiplikatoren der Frohen Botschaft
„In den 1960er Jahren bedeutete Solidarität die zunehmende Differenzierung und Professionalisierung der sozialen Arbeit, die Antworten auf die zu jener Zeit aktuellen Notlagen gaben“, fasst Dieter Fühner die Historie zusammen. 1917, mitten im ersten Weltkrieg, drückte es Joseph Sievert etwas anders aus: Der Kaplan und Gründer der Caritas Rheine wollte auch links und rechts der Ems eine „Ordnung der Liebestätigkeit“ schaffen. Verschiedene wohltätige Organisationen zusammenzuführen, das hatte Kaplan Sievert schon 1916 miterlebt, als der Caritasverbandes für die Diözese Münster entstand. Fünf Jahre später - am 8. Juli 1921 – wurde in Rheine der Vorfahre des heutigen „Caritasverbandes Rheine e. V.“ gegründet.
Gefeiert wird das 100-jährige Bestehen nicht nur digital, sondern auch „in echt“: Am 1. Juli hoffen die Verantwortlichen auf einen Festgottesdienst in der St.-Antonius-Basilika mit Weihbischof Christoph Hegge sowie auf einen Festakt in der Stadthalle Rheine und einen bunter Nachmittag für die Bewohner und Mitarbeiter der verschiedenen Einrichtungen. Statt des abgesagten Neujahrsempfangs wird es zum Jahresausklang des Jubiläumsjahres einen Abschluss mit dem Buchautor und Journalisten Heribert Prantl aus München im November geben.
„Über den Applaus hinaus“
Gewürdigt wird das Jubiläum auch mit einem umfangreichen Bildband, herausgegeben von den Caritas-Mitarbeitenden Birgit Groß-Onnebrink, Stefan Gude und Alexander Breulmann. Auf 224 Seiten schlagen aussagekräftige Bilder den Bogen vom Einsatz der Caritas vor- und nach dem Zweiten Weltkrieg zu aktuellen Statements von Ehrenamtlichen und Caritas-Beschäftigten in die Gegenwart.
Die 2,687 haupt und- ehrenamtlichen Mitarbeiter der Caritas Rheine seien auf diese Weise auch Multiplikatoren der Zwei-Jahreskampagne „Systemrelevant und Ehrenamt - Miteinander durch die Krise“: „So machen sie Kirche in ihrer Vielfalt erfahrbar, gerade wenn sie jetzt schwierige Zeiten durchmacht“, ergänzt Dieter Fühner. Im Wahlkampfjahr 2021 wolle sich die Caritas aber auch „über den Applaus hinaus“ für die Menschen einsetzten, die in der Pflege arbeiten: „Solidarität muss sich auch im Gehalt widerspiegeln.“ Für mehr Gerechtigkeit etwa für einkommensschwache Familien wollen sich die Vorstände in Gesprächen mit Politikern „laut“ einsetzten.
Chance für die Zukunft in der Digitalisierung
Die Caritas-Chronik Rheine ist für 15 Euro erhältlich unter Telefon 05971 862-0 oder chronik(at)caritas-rheine.de.
Insgesamt sieht sich die Caritas Rheine gut aufgestellt. Für Planungssicherheit sorgt auch die Verlängerung von Leistungsverträgen mit dem Kreis Steinfurt um fünf Jahre. „Wir können diese Corona-Krise gut überstehen“, zeigt sich Schröer zuversichtlich, auch wenn für 2020 ein Defizit im mittleren sechsstelligen Bereich zu erwarten sei.
Herausforderungen stehen im Bereich Kinderbetreuung und Pflege an: Als Träger von vier Kindergärten mache sich der Fachkräftemangel weiter bemerkbar. Weiterer Investierungsbedarf herrsche auf dem Wohnungsmarkt für Ältere. Auch da wolle man in Rheine und Umgebung investieren.
Eine Chance liege in den Investitionen für Digitalisierung: „Wir sind Homeoffice-fit in den Bereichen, wo es sinnvoll ist. Aber ein Busfahrer muss auch weiterhin Bus fahren“, macht Schröer deutlich. Eine Million Euro sei in diese Bereiche geflossen, nicht um Personal einzusparen, wie es heißt, sondern um Freiräume für die zu betreuenden Menschen zu schaffen.