Deutschsprachige Gemeinden in 60 Städten und Metropolen weltweit

100 Jahre katholische Auslandsseelsorge: Aktiv von Mallorca bis Singapur

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Seit 100 Jahren begleiten Seelsorger deutsche Katholiken im Ausland. Waren es bis in die 1950er Jahre Auswanderer, richtet sich das Angebot heute vor allem an Touristen oder Mitarbeiter internationaler Firmen.

Paris, Washington, Kapstadt, Shanghai: In etwa 60 Metropolen und Städten weltweit kümmern sich hauptamtliche Seelsorger im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz um deutschsprachige Katholiken. An 110 Standorten laden sie zu deutschsprachigen Gottesdiensten ein, führen Beerdigungen, Trauungen und Taufen durch.

Das Ziel: Im Ausland lebenden Deutschen Heimat zu bieten und ihnen helfen, Fuß zu fassen. Sie sollen den eigenen Glauben auch im Ausland in der Muttersprache leben können. Auch die Vermittlung der deutschen Kultur im Ausland gehört zu den Aufgaben. Sie wird deshalb vom Auswärtigen Amt unterstützt. Vor 100 Jahren, am 6. Juli 1921, wurde deshalb in Würzburg das Katholische Auslandssekretariat gegründet.

 

Aufschwung der Auslandsseelsorge im 19. Jahrhundert

 

Eigentlich ist diese Form der Auslandsseelsorge schon viel älter. Bereits um das Jahr 1350 gab es in Rom ein Seelsorgeangebot für deutschsprachige Katholiken. In Neapel versammelte sich um 1580 eine Gruppe deutschsprachiger Schiffsbauer regelmäßig zum Gottesdienst.

Den eigentlichen Aufschwung erlebte die Auslandsseelsorge aber mit den großen Wanderungsbewegungen im 19. Jahrhundert, als Millionen Deutsche aus wirtschaftlicher und politischer Not ihre Heimat verließen. In manchen Regionen Südamerikas, Kanadas, der USA und Australiens entstanden Orte mit einer besonders hohen Dichte deutschsprachiger Katholiken.

 

Deutschsprachige Gemeinden in vielen Metropolen

 

Bereits 1871 wurde beim Katholikentag in Mainz das Raphaels-Werk im Dienst am Menschen unterwegs gegründet. Es berät und begleitet bis heute Auswanderer, Auslandstätige, Flüchtlinge, binationale Paare und Rückkehrer. 1918 gründete sich in Koblenz der "Reichsverband für die katholischen Auslandsdeutschen". Seit dem 6. Juli 1921 organisiert ein Verbandssekretariat das weltweite Netz.

Die Aufgaben haben sich inzwischen stark verändert - genau so wie die Mobilität. Die klassischen Auswanderergemeinden haben seit den 1950er Jahren an Bedeutung verloren, weil die deutschen Emigranten sich immer stärker integriert haben. Zugenommen hat die Zahl der Menschen, die in einer zunehmend globalisierten Welt aus beruflichen und familiären Gründen umziehen müssen - etwa Diplomaten, Wissenschaftler, Medienleute, Studierende oder Angestellte internationaler Firmen. In Wirtschafts- und Finanzmetropolen wie Madrid, Brüssel, Budapest, Singapur oder Tokio laden deutschsprachige Gemeinden sie zu Begegnungen und Gottesdienst ein - immer im engen Kontakt mit den örtlichen Kirchen.

 

30.000 katholische Residenten auf Mallorca

 

An Bedeutung gewonnen haben auch die touristischen Anlaufpunkte: Katholische und evangelische Seelsorger begleiten Kreuzfahrten. Seelsorgerinnen und Seelsorger finden sich auch in Mallorca, Gran Canaria oder Antalya. Das Angebot auf Mallorca, der liebsten Insel der Deutschen, etwa gibt es seit 1968. Gottesdienste werden auch in der Strandkirche San Fernando, nur 50 Meter vom "Ballermann" entfernt, angeboten. Nach Schätzungen des zuständigen Auslandsseelsorgers Andreas Falow gibt es allein rund 30.000 katholische deutsche Residenten auf Mallorca. "Normalerweise kommen sonntags schon mal bis zu 150 Besucher zum Gottesdienst", sagt der Priester.

Auch an den großen Wallfahrtsorten wie Santiago de Compostela, Assisi, Fatima und Lourdes erhalten deutschsprachige Pilger, die den Glauben vertiefen oder Trost und Hoffnung erfahren wollen, muttersprachliche Begleitung. Das Auslandssekretariat entsendet zudem einen Priester für die deutschsprachige katholische Versöhnungsarbeit am ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz.

 

Bundespräsident Steinmeier lobt Auslandsseelsorge

 

Angesichts des Priestermangels in Deutschland und wachsender Sparzwänge ist allerdings nicht verwunderlich, dass es Debatten um die Finanzierung der Auslandsseelsorge und einzelne Standorte gibt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betont jedoch zum Jubiläum, die katholische Auslandsseelsorge leiste Pionierarbeit des kulturellen Austauschs und der Verständigung. Der Leiter des Auslandssekretariats, Peter Lang, verweist darauf, dass die deutschsprachigen Auslandsgemeinden - auch wegen der vielen gemischt-nationalen Familien - längst zu internationalen Gemeinden deutscher Sprache geworden seien. Sie schlügen damit Brücken zwischen Deutschland und dem Rest der Welt.

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