Von Zwickmühlen und Zukunftssorgen

100 Jahre KFD in Damme – jetzt wird umgedacht

Früher traten junge Frauen wie selbstverständlich ein. Heute muss die KFD im oldenburgischen Damme um Nachwuchs kämpfen. Deshalb fordern die Sprecherinnen: „Wir müssen umdenken!“

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Die Sache mit der monatlichen Gemeinschaftsmesse klingt nach einer Zwickmühle. Sie gehört fest zur Tradition der Frauengemeinschaft St. Viktor Damme. Nur: Der Zeitpunkt ist für jüngere Mitglieder denkbar ungünstig: freitagmorgens.

„Ich bin dort meist die Einzige aus dem Vorstand“, sagt Elisabeth Ruholl. Die 66-Jährige ist Zweite Sprecherin der Frauengemeinschaft. Und sie setzt sich seit längerem für eine Verlegung ein. Bisher allerdings vergeblich.

 

Große Veränderungen

 

„Termine morgens oder nachmittags sind für berufstätige Frauen ein Problem. Das gilt nicht nur für die Messe“, weiß Agnes Oevermann, als Erste Sprecherin so etwas wie eine Vorsitzende. Auch sie kann freitags nicht dabei sein. Die 59-Jährige leitet einen Kindergarten. Sollte man also alle Treffen auf abends verlegen? Elisabeth Ruholl schüttelt den Kopf. „Im Winter wäre es dann für die Älteren schwierig, zu Veranstaltungen zu kommen.“

Eine Zwickmühle eben. Und nicht immer findet sich ein Kompromiss wie bei der jährlichen Tagesfahrt. „Das machen wir in den Ferien“, sagt Agnes Oevermann. „Damit möglichst viele Jüngere mitkönnen.“

 

Die Zeiten haben sich geändert

 

„Herausforderung“ nennen die beiden Vorstandsfrauen die Aufgabe, die 800 Frauen in der Dammer Frauengemeinschaft zusammenzuhalten und in das nächste Jahrhundert ihres Be-stehens zu führen. Eine Herausforderung, die ihnen aber wichtig ist.

Für Agnes Oevermann war der Eintritt in die Frauengemeinschaft eine Selbstverständlichkeit, nachdem sie und ihr Mann auf dem Grundstück der Schwiegereltern ein Haus gebaut hatten. Auch, weil sie das von zu Hause so kannte.

 

Nachwuchs ist rar

 

Aber sie weiß: So selbstverständlich ist das für Jüngere heute nicht mehr. Bei der letzten Generalversammlung konnte sie gerade mal drei neu Frauen begrüßen. „Aber über diese drei muss man sich ebenso freuen, so wie man sich früher über 30 gefreut hat“, betont Agnes Oevermann. Sie mache sich da nichts vor. „Für junge Frauen ist die Frauengemeinschaft heute eben nicht mehr die einzige Möglichkeit, Anschluss zu finden und Gemeinschaft zu erleben, sondern nur eine Möglichkeit von vielen.“

Sie fordert deshalb: „Wir müssen umdenken!“ Umdenken, was die passenden Zeiten für die Angebote angeht. Aber auch Nachdenken über das gesamte Angebot. Und sich ehrlich fragen: „Was schaffen wir noch? Und: Was kommt überhaupt noch an?“

 

Immer noch ein eindrucksvolles Angebot

 

Immerhin: Der Führungskreis der Frauen organisiert eine eindrucksvolle Palette von Aktionen. Mit religiösen Akzenten von den Gemeinschaftsmessen über Rosenkranz-, Mai- und Kreuzwegandachten bis hin zur Landes-Frauenwallfahrt. Mit Halb- und Ganztagsausflügen. Mit einer gemeinsamen Fahrradtour oder mit Vorträgen.

Daneben sorgen 65 so genannte Bezirkshelferinnen für persönlichen Kontakt, sammeln Beiträge ein, richten bei Geburtstagen Glückwünsche aus oder bitten um Spenden für das Müttergenesungswerk. Aber auch bei diesen Bezirkshelferinnen sei der Nachwuchs rar, so Agnes Oevermann.

„Wir werden deshalb unsere Angebote auf Dauer nicht mehr so aufrecht erhalten, wie wir es über Jahrzehnte gemacht haben“, vermutet sie. Weniger sei vielleicht manchmal mehr. Die Frauen seien aber noch auf der Suche nach dem richtigen Weg.

 

Alle Neuen in die KFD

 

In einer Hinsicht jedoch fahren die Dammer Frauen schon heute eine klare Linie: Neue Frauen werden stets auch gleich als neue Mitglieder der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) aufgenommen. Anders als die Älteren, von denen längst nicht alle zum Verband gehörten.

Manche wegen des etwas höheren Mitgliedbeitrags, vermutet Elisabeth Ruholl. „Andere, weil ihre Generation mit den Themen der KFD wenig anfangen kann“, ergänzt Agnes Oevermann. Sie selbst dagegen ist ebenso überzeugt vom Verband wie Elisabeth Ruholl. „Weil die KFD sich für wichtige Sachen einsetzt, etwa Mütterrente oder gerechte Bezahlung.“

 

Jubiläumsgottesdienst an diesem Sonntag

 

Trotz aller Herausforderungen – die beiden Sprecherinnen freuen sich auf die Feiern zum 100-jährigen Bestehen der Dammer Frauengemeinschaft. Auf den Gottesdienst (Sonntag, 20. August, 11.15 Uhr in St. Viktor Damme) und das Zusammensein danach. Und vielleicht gelinge es dabei ja sogar, ein paar jüngere Frauen als Mitglieder zu gewinnen, hofft Elisabeth Ruholl.

Vielleicht auch durch gezielte Informationen über die Arbeit der KFD. Agnes Oevermann: „Viele jüngere Frauen wissen ja gar nicht, wie sehr sich der Verband gerade für ihre Interessen einsetzt.“

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