Themenwoche Armut (2) - aus Recklinghausen

100 Tablets fürs „Homeschooling“ - so hilft der SkF armen Familien

  • Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Recklinghausen hat rund 100 Tablets an Kinder und Jugendliche verteilt, um diesen einen Online-Schulunterricht zu ermöglichen.
  • Der Sozialverband unterstützt mit zahlreichen Angeboten einkommensschwache Familien.
  • Nach Ansicht des Sozialberaters Daniel Ruppert braucht es in Deutschland mehr Bildungs- und Chancengerechtigkeit.

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Vor einem Jahr war aufgrund der Corona-Pandemie der Schulunterricht in Präsenzform nicht möglich. „Homeschooling“ war angesagt. Doch in einigen Familien fiel auch der aus, weil die Kinder und Jugendlichen keinen Computer oder funktionstüchtige Laptops und Tablets hatten.

Das sollte sich in Recklinghausen ändern. In einem Aufruf bat der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) um Spenden für die Anschaffung der technischen Geräte für einen Online-Unterricht. Von diesem Aufruf hörte auch das Ehepaar Petra Bischof-Hans und Rainer Hans. Sie spendeten dem SkF Recklinghausen 79 neue Tablets im Gesamtwert von 15.000 Euro.

Tablets für Sozialberatung und Ganztag

Diese Tablets stehen dem Projekt „SkF-Web-Class“ zur Verfügung. Das Projekt wendet sich an Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen sowie an junge Erwachsene in Ausbildung. Neben der „Hardware-Spende“ bot Rainer Hans, der eine IT-Firma betreibt, auch kostenlose technische Unterstützung an. Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern des SkF konnten die Tablets nach Bedarf im Rahmen der Sozialberatung, im Offenen Ganztag und an junge Geflüchtete ausgeben.

„Die Corona-Pandemie hat gerade an dieser Stelle eine neue Schneise der Ungleichheit in die Bildungslandschaft geschlagen. Eine schlechte Versorgung mit Bildungs- und Lernmaterialien erschwert das Lernen von Kindern und Jugendlichen aus strukturell benachteiligten Familien“, sagt Daniel Ruppert vom SkF Recklinghausen. Der Sozialarbeiter ist im Fachbereich Koordination der „Existenzsichernden Hilfen“ und der allgemeinen Sozialberatung tätig.

Chancengleichheit für Kinder

Daniel Ruppert berät Familien bei Fragen rund um die Existenzsicherung. | Foto: privat
Daniel Ruppert berät Familien bei Fragen rund um die Existenzsicherung. | Foto: privat

Nach seinen Erfahrungen zeigt sich beim digitalen Lernen Armut konkret darin, dass keine hinreichende Versorgung mit digitalen Endgeräten vorhanden ist und der Umgang mit den Geräten oft eine Barriere darstellt. „Eltern aus strukturell benachteiligten Familien haben selber oft nur ein rudimentäres Wissen zum Umgang mit digitalen Medien und können ihren Kindern dieses somit auch nicht hinreichend vermitteln.“

In Familien, in denen Deutsch die Zweitsprache sei, kämen sprachliche Barrieren hinzu, sagt Ruppert. Daher sei die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit einem Tablet auch ein so wichtiges Projekt, „durch welches mehr Bildungsgerechtigkeit in Recklinghausen geschaffen werden kann“.

Unbürokratischer Zugang zu digitalen Endgeräten

Bei der Spendenaktion hatten die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter des SkF aus unterschiedlichen Fachbereichen Bedarfslagen geprüft und geschaut, wo eine Unterstützung mit einem Tablet sinnvoll ist. Schließlich standen 100 Tablets zur Verfügung.

„Es ging uns darum, Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien einen schnellen und unbürokratischen Zugang zu einem digitalen Endgerät zu verhelfen. Die geförderten Kinder und Jugendlichen waren alle in einer Situation, in der sie Homeschooling mit einem digitalen Endgerät zu realisieren hatten“, erklärt der Sozialberater.

Sozialleistungen decken Bedarfe nicht

Einkommensschwache Familien und junge Geflüchtete können sich diese Geräte meist nicht vom eigenen Einkommen leisten, stellt Ruppert immer wieder fest. Auch die Schulen und Bildungsstätten hätten oft nur im unzureichenden Umfang Endgeräte für ihre Schülerinnen und Schüler anbieten können, und die Unterstützung durch das örtliche Jobcenter sei nicht selten mit Komplikationen der Antragstellung versehen gewesen. „Wurden dann Gelder genehmigt, waren diese wiederum in den seltensten Fällen bedarfsdeckend“, weiß Ruppert.

Der SkF Recklinghausen verfügt über ein breites Spektrum an Hilfs- und Beratungsangeboten, die auf direktem oder indirektem Weg Kinder und Jugendliche unterstützen. Zu den Angeboten zählen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, Beratung in Fragen der Erziehung, die Trennungs- und Scheidungsberatung, der Adoptions- und Pflegekinderdienst, die Baby-Tür und nicht zuletzt das Gemeinschaftsprojekt von Caritas und SkF „RiVer“.

Hilfen bei psychischen Problemen

Bei letzterem ausschließlich durch Spenden finanzierten Projekt erfahren Familien, in denen ein oder beide Elternteile psychisch oder suchterkrankt sind, Begleitung. „Um Eltern, die sich aufgrund ihrer seelischen Krise Sorgen um die Entwicklung ihrer Kinder machen, und Kindern und Jugendlichen, die unter dieser besonderen Situation leiden, Unterstützung zu geben, ist RiVer seit 2011 fester Bestandteil unseres Hilfeangebots“, sagt Ruppert.

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