Stadtdechant Jörg Hagemann will „Spirale des Hasses durchschlagen“

1.000 Menschen beten für Frieden während AfD-Empfang in Münster

Mit einem ökumenischen Gebet für den Frieden haben die Kirchen in Münster am Freitag ein Zeichen gegen den Neujahrsempfang der AfD im münsterschen Rathaussaal gesetzt. Rund 1.000 Menschen kamen dazu in die Überwasserkirche.

Anzeige

Mit einem ökumenischen Gebet für den Frieden haben die Kirchen in Münster am Freitag ein Zeichen gegen den Neujahrsempfang der AfD im münsterschen Rathaussaal gesetzt. „Wenn wir heute für Frieden in Münster und in der Welt beten, dann beten wir darum, für unveräußerliche Werte einzutreten, für Toleranz, Dialogbereitschaft, Fremdenfreundlichkeit und die unantastbare Würde eines jeden Menschen“, sagte Stadtdechant Jörg Hagemann vor rund 1.000 Menschen in der Überwasserkirche.

Gläubige entzünden Kerzen in Münsters Überwasserkirche und beten still für den FriedenGläubige entzünden Kerzen in Münsters Überwasserkirche und beten still für den Frieden.| Foto: Ann-Christin Ladermann, pbm

In seiner Predigt rief er dazu auf, „den Frieden zu suchen und nachzujagen“. Frieden sei so viel mehr als die Abwesenheit von Krieg: „Frieden heißt, die Würde des Menschen zu sehen, zu achten und zu leben“. Er sei davon überzeugt, dass dieser Frieden nur gelebt werden könne, „wenn wir uns dem Fremden und den einzelnen Fremden zuwenden“. Frieden geschehe im Tolerieren des Anderen, sagte der Stadtdechant. „Es geht darum, die Würde jedes Menschen zu sehen, unabhängig von seiner Hautfarbe, unabhängig von seiner Religion oder seiner sexuellen Orientierung.“

 

„Stimmungsmache mit populistischen Parolen“

 

Zum ökumenischen Friedensgebet eingeladen hatten die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK), der evangelische Kirchenkreis Münster und das katholische Stadtdekanat. In ihrer Einladung hatten die Veranstalter festgestellt, dass in Deutschland „mit populistischen Parolen Stimmung gegen Menschen anderer Auffassung, Nationalität oder Religionszugehörigkeit gemacht“ werde.

Stadtdechant Jörg Hagemann in Münsters ÜberwasserkircheStadtdechant Jörg Hagemann in Münsters Überwasserkirche: „Die große Mehrheit der Flüchtlinge sucht in unserem Land Schutz, weil sie vor Terror fliehen.“ | Foto: Ann-Christin Ladermann, pbm

Stadtdechant Hagemann zeigte sich überzeugt, dass der Frieden nur gelebt werden könne, „wenn wir uns dem Fremden und den einzelnen Fremden zuwenden“. Nicht überhören wolle er dabei die Angst vieler Menschen, auch in Münster, vor möglichen Terroranschlägen: „Aber der Terror, vor dem wir Angst haben, kommt doch nicht in unser Land, weil Flüchtlinge in unserem Land Schutz suchen. Nein, die große Mehrheit der Flüchtlinge sucht doch in unserem Land eben Schutz, weil sie vor genau diesem Terror fliehen“, machte Hagemann deutlich. Es müsse alles dafür getan werden, die Spirale des Hasses und der Angst zu durchschlagen.

 

Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit

 

Es lag nahe, so Annethres Schweder, Vorsitzende der ACK in Münster, „dass wir uns gemeinsam im Friedensgebet mit unseren Sorgen, die uns angesichts der immer beängstigender werdenden Verhältnisse auf der Erde bedrängen, an Gott wenden“.

Der evangelische Regionalpfarrer Martin Mustroph ergänzte: „Nicht nur für die weite Welt, auch in unserer Nachbarschaft, in unserer Stadtgesellschaft müssen wir Christen, aber auch alle anderen Menschen guten Willens, uns immer wieder für ein friedliches Miteinander und gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung einsetzen.“

 

Gebet der Vereinten Nationen

 

Im Gottesdienst formulierten viele Gläubige stille Fürbitten. Sie entzündeten Kerzen als Zeichen für Toleranz und Dialogbereitschaft. Gemeinsam sprachen sie das Friedensgebet der Vereinten Nationen für alle Konfessionen und Religionsgemeinschaften. Das Gebet verbindet die Nationen und Religionen dieser Welt und ruft die Menschen zum Frieden und zur Gerechtigkeit auf unserem Planeten auf. Es heißt darin: „Gib uns den Mut und die Voraussicht, schon heute mit diesem Werk (des Friedens und der Gerechtigkeit) zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst mit Stolz den Namen Mensch tragen.“

Anzeige