Mit ihrem Hobby und mit Spenden finanziert sie das Projekt „Angels Garden“ in Indien

10.000 Euro im Jahr: Wie Gertrud Tegeler aus Bakum Straßenkindern hilft

Gut 120.000 Euro hat die 62-Jährige seit gut 11 Jahren schon mit ihrem Hobby und mit Spenden für ein Straßenkinder-Projekt zusammengebracht. Jedes Jahr arbeitet sie mehrere Monate selbst dort mit.

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Eigentlich wäre sie jetzt in Bangalore, wie in den vergangenen Jahren, für zehn Wochen „Aber letztes Jahr war es sehr heiß um diese Zeit“, sagt Gertrud Tegeler, „da haben wir die Fahrt zu unserem Projekt für dieses Jahr abgesagt.“

„Unser Projekt“ – Sie meint das so, wie sie es sagt. „Es wird einzig und allein von Bakum aus finanziert“, betont sie und zeigt auf die Bilder, die rund um sie herum an den Wänden hängen. „Besonders mit meinen Bildern.“

 

Gertrud Tegeler bringt jedes Jahr gut 10.000 Euro zusammen

 

Rund 10.000 Euro im Jahr,  in etwa so viel muss die 62-jährige jedes Jahr zusammenbringen. Davon bezahlt sie alle Rechnungen für „Angels Garden“ (zu deutsch: „Garten der Engel“), ein Haus für Kinder aus armen Familien, allesamt Mädchen, die sonst in Indien keine echte Zukunft hätten. Sie wohnen dort, werden verpflegt und können eine Schule besuchen. Es ist eines von mehreren Projekte des Arbeitskreises Indienhilfe Bakum der örtlichen Pfarrgemeinde St. Johannes.

Die Idee, es mit ihrem Hobby zu finanzieren, war Gertrud Tegeler im Gespräch mit Agnes Antony gekommen, einer indischen Sozialarbeiterin. Sie hatte die ehemalige Ordensfrau 2005 beim Weltjugendtag in Köln kennengelernt. Agnes Antony wollte indischen Mädchen helfen. Denn gerade die hätten in ihrer Heimat besonders schwer. Nur: Es fehlte ihr an einem Gebäude und vor allen Dingen - an Geld.

 

Sie hat die Not der Straßenkinder selbst gesehen

 

Gertrud Tegeler erinnert sich noch gut an ihren ersten Besuch in Indien. Eigentlich wollte sie Agnes Antony nur ein paar Tage in ihrer Heimat besuchen. Doch als sie bei einer Zugfahrt mit eigenen Augen Straßenkinder auf den Bahnsteigen sah und ein kirchliches Projekt für diese Kinder kennenlernte, weckte das ihr Interesse. Als Agnes Antony ihr bei einem späteren Deutschlandbesuch von der Idee für ein privat organisiertes Projekt für arme Mädchen erzählte, stand für sie fest: „Da bin ich dabei!“

„Damals kam mir der Gedanke, das mit meinem Hobby zu verknüpfen“, sagt Gertud Tegeler. Sie malt und zeichnet schon seit ihrer Kindheit. Einige Ausstellungen hat sie auch schon mit Bildern bestückt, zum Beispiel im Europa-Parlament in Brüssel.

 

Getrud Tegeler verkauft dafür Bilder oder gibt Kurse

 

Ab und zu hatte sie auch schon Bilder verkauft und einige verschenkt. Aber auf Geld kam es ihr nie an. „Ich bin auch keine gute Geschäftsfrau“, sagt sie lächelnd. Aber warum sollte sie ihre Werke nicht für eine gute Sache verkaufen? „Es ist doch schön, wenn man etwas für andere tun kann“, sagt sie.

Seither malt und produziert sie zu Hause in ihrem Atelier für Indien, organisiert Ausstellungen und Malkurse – alles für das Projekt „Angels Garden“. Ab und zu übernimmt sie auch Aufträge zu Gunsten der guten Sache. Gerade erst hat sie ein Bild abgeliefert, im Maßstab 3,25 Meter mal 1 Meter, für einen Jäger: „Wildschweine im Schnee“. Ein anderer Jäger möchte jetzt auch eines, das soll sogar noch ein bisschen größer werden.

 

Seit einiger Zeit hat sie eine Galerie in Bakum

 

Für ihr Projekt erfährt Gertrud Tegeler daneben oft noch zusätzliche Unterstützung. Mal  die Spende eines Unternehmers, mal aus der Bekanntschaft. Dazu kommt das, was sie mit einem eigenen Kunstkalender, Auflage 500 Stück, einnimmt, den sie für 20 Euro verkauft. Seit Kurzem bietet sie ihre Bilder in einer eigenen Galerie in Bakum an.

Insgesamt hat Gertrud Tegeler Jahr über die Jahre schon 120.000 Euro für Angels Garden zusammengebracht. Neben fünf Mädchen im vereinseigenen Wohnhaus hilft das Projekt zusätzlich 33 Mädchen extern. Das heißt: Sie wohnen weiter zu Hause, Agnes Antony kümmert sich aber um das Schulgeld und hält den Kontakt zur Schule.

 

Getrud Tegeler hat es nie bereut

 

Hilfe für gut 40 Mädchen in einem 1,37-Milliarden-Volk. Ist das nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Gertrud Tegeler zuckt mit den Schultern. „Das haben mich andere auch schon gefragt. Aber über solche Fragen denke ich nicht nach. Die Mädchen sind mir über den Weg gelaufen, und ich versuche zu helfenso gut es geht. Ich habe noch keinen Tag bereut, dass ich das mache."

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