Katholischer Verein fasst Dienste an einem Standort zusammen

14 Jahre und süchtig, wohnungslos trotz Arbeit - Alltag beim SKM Vechta

  • Die Wohnungslosenhilfe des SKM Vechta beklagt mangelnden sozialen Wohnungsraum.
  • In die Suchtberatungsstelle des SKM kommen inzwischen immer mehr Jugendliche.
  • Um wirksamer arbeiten zu können, fasst der SKM seine Dienste nun an einem Standort zusammen.

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Mit scharfen Worten hat Thomas Pille, Geschäftsführer des SKM Vechta, den fehlenden sozialen Wohnungsbau im Landkreis Vechta kritisiert. Im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“ sagte Pille, der Staat lasse so zu, dass sogar Menschen mit Arbeitsplatz in die Wohnungslosigkeit geraten könnten.

Der SKM (Katholischer Verein für soziale Dienste) ist im Landkreis Vechta für die Wohnungslosenhilfe zuständig. Im abgelaufenen Jahr hat er 112 Wohnungslose betreut, unter anderem in einem Übergangswohnheim.

Auch Wohnungslose mit Arbeitsplatz

Beim SKM in Vechta stehen Bettina Albrecht und Thomas Pille für die katholische Arbeit mit Suchtkranken und Wohnungslosen. | Foto: Franz Josef Scheeben
Beim SKM in Vechta stehen Bettina Albrecht und Thomas Pille für die katholische Arbeit mit Suchtkranken und Wohnungslosen. | Foto: Franz Josef Scheeben

Das klassische Bild des „Durchreisenden“ mit Fahrrad und Rucksack sei schon längst Geschichte, sagte Pille weiter. Inzwischen seien sehr oft Menschen mit einem Arbeitsplatz, aber geringem Verdienst betroffen. Bei einer Wohnungskündigung sei für sie kaum noch bezahlbarer Wohnraum zu finden. Pille nannte das ein „schwerer Versäumnis“. Im Landkreis Vechta werde sicher auch neuer Wohnraum gebaut. „Aber nichts, was ein Geringverdiener bezahlen kann“, sagte Pille. Da müsse der Staat mit sozialem Wohnungsbau gegensteuern.

Deutlich zugenommen habe der Anteil von Wohnungslosen aus Rumänien oder Bulgarien, angestellt in der Fleischindustrie. „Ein typisches regionales Problem“, sagte Pille. Solche neu Zugezogene versuchten oft, bei Bekannten in überfüllten Wohnungen unterzukommen oder auf Campingplätzen. Inzwischen gehöre jeder vierte Ratsuchende zu dieser Gruppe.

Auch Jugendliche schon suchtkrank

Noch verteilt auf drei Standorte, bald an einem zusammengefasst: die Hilfsangebote des SKM Vechta. | Foto: Franz Josef Scheeben
Noch verteilt auf drei Standorte, bald an einem zusammengefasst: die Hilfsangebote des SKM Vechta. | Foto: Franz Josef Scheeben

Wohnungslose sind oft auch Klienten der Suchtberatungsstelle des SKM. Darauf hat deren Leiterin Bettina Albrecht im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“ verwiesen. Grundsätzlich sei eine Suchterkrankung auch nie isoliert zu sehen. Soziale Probleme wie bei Wohnungslosen oder auch eine weitere psychische Erkrankung verschärfen nach Albrechts Worten oft die persönliche Lage des Suchtkranken.

Auffallend sei der wachsende Anteil jugendlicher Suchtkranker unter den 525 Betreuten. Diese Altersgruppe sei früher in der Beratungsstelle praktisch unbekannt gewesen, sagte Albrecht. Heute erlebe sie auch schon 14-jährige Suchtkranke.

Prävention als wichtiges Arbeitsfeld

Die Beratungsstelle lege deshalb einen besonderen Schwerpunkt bei der Prävention, etwa in Schulen oder Jugendeinrichtungen. Zusammen mit der Erziehungsberatung der Caritas arbeite man auch mit Kindern von suchtkranken Eltern.

Inzwischen plant der SKM Vechta für das kommende Jahr die Zusammenfassung seiner drei Arbeitsbereiche an einem zentralen Standort in Vechta in einem eigenen „Beratungshaus“. Bisher waren sie über das Stadtgebiet verstreut. Nach dieser Konzentration werde der SKM den Ratsuchenden deutlich besser und einfacher helfen können, erklärten Albrecht und Pille. Die Bauarbeiten haben begonnen. Die Kosten sind auf 1,9 Millionen Euro kalkuliert.

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