Festakt am Sonntag

150 Jahre Kolping Rheine: So machten Frauen ihren Weg

Die Kolpingsfamilien Rheine-Zentral und Rheine-Emstor schauen in diesem Jahr zusammen auf „150 Jahre Kolping Rheine“. Vier Frauen feiern mit, die zu den ersten Kolpingschwestern der Stadt gehört haben.

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Waren die Kolpingsfamilien in ihrem Ursprung reine Gesellenvereine, also für Handwerker, die ihre Gesellenprüfung abgelegt hatten, hat sich das Bild heute stark gewandelt. Mittlerweile spielt der Beruf für die Mitgliedschaft keine Rolle mehr, Familienkreise und Frauengruppen haben sich etabliert, Frauen sind im Vereinsleben aktiv und in die Vorstandsarbeit eingebunden. So auch in den Kolpingsfamilien Rheine-Zentral und Rheine-Emstor, die in diesem Jahr gemeinsam ihr 150-jähriges Bestehen feiern.

Die vier heute noch aktiven Frauen, Ursula Löchte und Liesel Daldrup von Rheine-Zentral sowie Edeltraud Thape und Anneliese Berges von Rheine-Emstor, die zu den ersten zählten, die in ihren Kolpingsfamilien Mitglied wurden, erinnern sich an die Anfänge.

 

Frauen gehören zu Kolping

 

„Die Frauen waren erst nur das Anhängsel, und dann wurden wir aktiver“, sagt Edeltraud Thape. In ihrer Kolpingsfamilie wurden im Januar 1979 die ersten 15 Kolpingschwestern aufgenommen. Sie berichtet, dass damals mehrere Frauen aus dem ersten Familienkreis um das Ehepaar Berges der Meinung waren, dass Frauen in der Kolpingsfamilie ein eigenständiges Programm haben sollten.

Im Sommer desselben Jahres rief Thape alle Kolpingschwestern zu einem ersten gemeinsamen Kaffee zusammen. Ein fester Rhythmus für ein monatliches Treffen wurde vereinbart. „Ursula Löchte als Bezirksvorsitzende lud regelmäßig zu Schulungen nach Coesfeld oder zu sich nach Hause ein.“ Zuerst seien die drei K wichtig gewesen, „Kirche – Küche – Kinder: In dieser Reihenfolge sollte unser Wirken in der Kolpingsfamilie zum guten Gelingen beitragen.“

 

Eigene Schulungen und eigenes Programm

 

Die Treffen hatten verschiedene kreative Themen. Daneben gab es ein festes wiederkehrendes Programm, zu dem Kegeln, Karneval feiern in selbst genähten Kostümen, den Kreuzweg beten, mit dem Rad nach Helschen fahren, meditatives Tanzen, ein Besinnungstag und Urlaub für Mütter mit Kindern auf Norderney gehörten.

Die Gruppe um das Ehepaar Berges, die 1972 ins Leben gerufen wurde, wird jetzt vom Ehepaar Thape geleitet. Sie besteht zurzeit aus 19 Frauen und acht Männern. Wie Thape weiß, zählt Kolping Rheine-Emstor heute 70 weibliche Mitglieder.

 

Vorbehalte durch Kolpingbrüder

 

Ursula Löchte berichtet von Episoden, die sie in jungen Jahren erlebte. Mit etwa 17 Jahren spielte sie in der Kolping-Theatergruppe mit. Der Kolping-Senior hatte darum gebeten. Einmal wurde die Probe auf einen Mittwochabend verlegt, an dem sich die Männer im Kolpinghaus trafen. Einer gab ihr ein dickes Anwesenheitsbuch. Sie wollte gerade ihren Namen hineinschreiben, da wurde es ihr weggenommen, weil, wie sie sagt, „ein Frauenname nicht im Buch stehen sollte“.

Ein anderes Mal – mittlerweile als Vorstandsmitglied – war sie mit dem Senior in einer anderen Kolpingsfamilie auf deren Einladung zu Gast. Da sagte einer der Männer auf Plattdeutsch: „Meine Frau soll zuhause bleiben.“

 

Mitgliederaufnahme am Kolpinggedenktag

 

Doch Löchte ließ sich nicht entmutigen. „Mein Anliegen im Diözesanvorstand, wo ich neun Jahre tätig war, war es immer, dass die Frauen ihr eigenes Wissen hatten und nicht auf das angewiesen waren, was die Männer weitergaben.“ Und sie ergänzt: „Die Unterstützung hatten wir Frauen im Kolping immer von den hauptamtlichen Referentinnen aus dem Kolping-Diözesanbüro.“ In der Kolpingsfamilie Rheine-Zentral wurden auf der Generalversammlung 1976 die ersten 15 Frauen gewonnen. Die Aufnahme geschah in feierlicher Form am Kolpinggedenktag.

Schon im März des folgenden Jahres trafen sich die Frauen an der Saline in Rheine-Bentlage, um ein Frauenprogramm zu entwerfen. Ein Frauenkreis bildete sich, der noch heute existiert. Regelmäßig treffen sich die Frauen mit einem ausgearbeiteten Programm. Und monatlich wird auch eine Referentin oder ein Referent zu einem frauenspezifischen Thema eingeladen.

 

Festgottesdienst mit Weihbischof Christoph Hegge

 

„Ein fester Termin für beide Gruppen ist im Mai die Wallfahrt für Frauen zum Annaberg in Haltern, die von den Frauen-Vertreterinnen im Diözesanvorstand organisiert wird“, informiert Löchte. Daran haben die Frauen aus den beiden Kolpingsfamilien von Beginn an teilgenommen. Mittlerweile gibt es in beiden Gruppen viele Witwen, die gut aufgenommen sind. 

Das Jubiläum ihrer Kolpingsfamilien Rheine-Zentral und Rheine-Emstor, das sich durch das ganze Jahr zieht, feiern die vier Frauen aktiv mit. Der Festakt ist Sonntag, 17. Juni, in der Stadthalle. Der Gottesdienst mit Regionalbischof Christoph Hegge beginnt um 9.30 Uhr in der Kirche St. Dionysius. Anschließend erfolgt der Bannerzug zur Stadthalle.

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