Instrumente fürs gesamte Bistum - und sogar für Südamerika

1.200 Orgeln gebaut: Firma Fleiter in Münster wird 150 Jahre alt

  • Im kleinen Münsteraner Vorort Nienberge werden bis heute Orgeln gebaut.
  • Mehr als 1.200 Werke hat die Firma Fleiter in der Produktionsliste stehen.
  • In diesem Jahr feiert das Unternehmen sein 150-jähriges Bestehen.

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Die Firma „Orgelbau Fleiter“ zieht seit 1872 alle Register. In diesen Wochen blickt der tradtionsreiche Handwerksbetrieb in Münster-Nienberge auf sein 150jähriges Bestehen zurück – und in die Zukunft.

„Alle Register ziehen“: Die Redewendung bedeutet, dass man sich mit aller Kraft für eine Sache einsetzt. Im Orgelbau ist das nicht nur eine Redewendung. Als Register werden die einzelnen Pfeifenreihen der Orgel bezeichnet. Wenn alle Register gezogen und damit alle Pfeifen aktiviert sind, dann kommt der volle Klangkörper zum Einsatz. Die Firma Fleiter macht das seit 150 Jahren.

Damals gründete Friedrich Fleiter den handwerklichen Familienbetrieb in unmittelbarer Nähe des Doms in Münster. Sein Urenkel Friedhelm Fleiter leitete das seit 1976 in Nienberge ansässige Unternehmen in der vierten Generation und gab es 2007 in neue Hände. Eberhard Hilse (Orgelbauer und Intonateur) und Orgelbaumeister Stefan Linke setzen die Tradition der Firma und des Orgelbauer-Handwerks fort.

„Jede Orgel ist ein Unikat“

Etwa 1.200 Orgeln hat der Betrieb gebaut, umgebaut und restauriert. Handwerkliches Können, Offenheit für neue Entwicklungen, Individualität und künstlerische Aspekte bestimmen seit Jahrhunderten die Arbeit im Orgelbau. Auch moderne Technik kommt zum Einsatz. Der Orgelbauer vereint Kenntnisse aus verschiedenen Handwerken: Früher Holz und Metall, inzwischen werden auch Elemente aus der Elektrotechnik und der Elektronik eingesetzt. „Hinzu kommt die Klanggestaltung,“ sagt Friedhelm Fleiter. Das ist die Arbeit des Intonateurs, die ein großes Einfühlungsvermögen erfordert, denn „jede Orgel ist ein Unikat.“

Hauptkunden der Firma Fleiter sind katholische Kirchengemeinden. Dabei geht es nicht nur um neue Instrumente. Orgeln müssen regelmäßig gewartet werden, hinzu kommt – in kürzeren Abständen – das Säubern und Stimmen des Instruments. Orgeln werden auch erweitert – ein weiterer Aufgabenbereich.

Vom Medienhaus zur Domorgel

Fleiter-Orgeln ertönen in Kirchen im gesamten Münsterland, aber auch in anderen Regionen und anderen Ländern. Zum Beispiel in der peruanischen Hauptstadt Lima. Der Kontakt entstand über einen Pater aus Münster. 1997 war Friedhelm Fleiter in Südamerika, um das Instrument zu warten.

Mit einer Orgel, die in Moldavien ertönt, gibt es sogar eine Verbindung zum Medienhaus des Bistums, in dem auch die Redaktion von "Kirche-und-Leben.de" arbeitet: 2005 wurde die Bonifatius-Kirche in Münster profaniert und für die Nutzung als Verlagsgebäude umgebaut. Die Orgel wurde bei der Firma Fleiter eingelagert. Friedhelm Fleiter fand eine Verwendung. Er war mit dem Bischof Anton Cosa befreundet, dessen Kathedrale in Chisinau (der Hauptstadt Moldaviens) nur eine begrenzt einsatzfähige Orgel besaß. Der Handwerksmeister verhandelte mit den für die Bonifatius-Orgel zuständigen Gremien, das Instrument wurde gestiftet. Eberhard Hilse baute das Geschenk so um, dass es sich stilsicher in die Bischofskirche der Hauptstadt einfügt. An der erneuten Orgelweihe nahm er gemeinsam mit Friedhelm Fleiter teil.

Markt für gebrauchte Orgeln

Der Handwerksbetrieb sieht sich gut aufgestellt, um auch künftige Herausforderungen zu meistern. Natürlich würden auch in Zukunft Orgeln gebaut, sagt Eberhard Hilse, aber kaum noch in dem Umfang vergangener Jahrzehnte. Die Zukunft seines Handwerks sieht der Fachmann vor allem in der Renovierung, Reinigung und Pflege der Instrumente.

Außerdem sei ein Markt für gebrauchte Orgeln entstanden. Werde zum Beispiel eine Kirche nicht mehr als Gotteshaus genutzt, dann müsse es auch für die Orgel einen neuen Standort geben. Oft in einer Kirche, die sich kein neues, aber ein gut erhaltenes gebrauchtes Instrument leisten könne.

Inzwischen gibt es auch digitale Orgeln, die von Orgelbauern aber kritisch betrachtet werden. Dazu passt ein Satz, den Friedhelm Fleiter, immer wieder gern sagt, wenn er nach den Besonderheiten einer Orgel gefragt wird: „Eine richtige Orgel hat Pfeifen.“

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