Interview mit dem Seelsorge-Personalchef des Bistums Münster

30 neue Pastoralreferenten reichen nicht

In diesem Jahr wurden im Bistum Münster 30 neue Pastoralreferenten beauftragt. Soviele auf einmal wie nie zuvor. Doch der Leiter der Hauptabteilung Seelsorge-Personal, Karl Render, hat auch die Zahlen derer im Blick, die aus dem Dienst ausscheiden.

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In diesem Jahr wurden im Bistum Münster 30 neue Pastoralreferenten beauftragt. Soviele auf einmal wie nie zuvor. Doch der Leiter der Hauptabteilung Seelsorge-Personal, Karl Render, hat auch die Zahlen derer im Blick, die aus dem Dienst ausscheiden.

Kirche+Leben: Wie hat sich die Zahl der Pastoralreferenten in den letzten Jahren entwickelt?

Karl Render: Wir haben in etwa 500 Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten im Bistumsdienst. In den letzten zehn Jahren ist diese Zahl annähernd gleich geblieben.

Welche Art von Stellen können Pastoralreferenten im Bistum Münster besetzen?

Der klassische Einsatzbereich ist die Pfarrei. Wobei es auch zahlreiche andere Einsatzbereiche gibt. Beispielsweise in der Krankenhaus- oder Schulseelsorge, Stellen für besondere Projekte, Einsatzorte oder im Generalvikariat – es ist ein buntes Portfolio. Aber der Schwerpunkt ist derzeit noch die Ausrichtung auf Pfarrei und Gemeinde.

In diesem Jahr haben 30 Pastoralreferenten ihren Dienst im Bistum begonnen, der jüngste Ausbildungskurs ist mit 29 Kandidaten gestartet. Liegt der Beruf gerade im Trend?

Bei den Gruppen, die jedes Jahr beauftragt werden, muss man wissen, dass es nicht immer nur die sind, die gemeinsam die Ausbildung begonnen haben. Sie sind in einem unterschiedlichen Zeitrahmen über die unterschiedlichen Ausbildungswege unterwegs gewesen. Von daher ist es in diesem Jahr eine große Ausnahme, auf die wir meiner Meinung nach nicht dauerhaft setzen können. Wenn man sich die Gruppe anschaut, die im nächsten Jahr voraussichtlich beauftragt wird, sind das wieder höchstens 15. Wir hatten früher auch einige Jahrgänge mit nur zehn oder weniger Beauftragungen. Die Schwankungen sind groß.

Bei uns ist es wie in anderen Berufen auch: Nicht alle, die die Ausbildung beginnen, beenden diese auch. Und nicht alle, die die Ausbildung beendet haben, gehen in den pastoralen Dienst.

Zudem hat sich die Mentalität der jungen Generationen verändert. Früher fingen die Leute einen Beruf an und blieben ihr Leben lang dabei. Das hat sich mittlerweile verändert. Diesen Kulturwandel müssen wir verstehen und lernen, damit umzugehen – auch für den pastoralen Dienst.

Was heißt das für die Zukunft? Müssen immer weniger Seelsorger immer mehr Aufgaben übernehmen?

Es wird auf Dauer weniger hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger geben. Es wird daher weiterhin eine Veränderung des Selbstverständnisses und der Rollen im pastoralen Dienst geben müssen. Es muss auch gefragt werden, wie sich Pfarreien in ihrem Selbstverständnis verändern. Und das Ganze gehört in den Prozess des Diözesanpastoralplans und der lokalen Pastoralpläne, die all das mitbeschreiben.

Wie werden die Pastoralreferenten im Bistum eingesetzt?

Unsere Einsatzplanung muss sich nach der Anzahl des zur Verfügung stehenden Personals richten. Bedarf haben wir sicherlich an vielen Stellen – bei Pastoralreferenten ebenso wie bei Diakonen und Priestern. Aber wir müssen ja mit dem leben und gestalten, was uns an Personal zur Verfügung steht – und was in Zukunft zur Verfügung stehen wird.

Karl Render. | Foto: Martin Schmitz
Karl Render. | Foto: Martin Schmitz

In der Entwicklung wird die Zahl der Pastoralreferenten sinken. Das liegt daran, dass wir jetzt in die starken Verrentungsjahrgänge kommen. Bis 2020 gehen voraussichtlich über 50 Pastoralreferenten des Bistums Münster in Rente. Und da sind noch nicht die berücksichtigt, die möglicherweise vorgezogen in Rente oder in die Freizeitphase der Altersteilzeit gehen. Die Anzahl derer, die aus dem Dienst ausscheiden, wird dauerhaft höher werden. Wenn alle planmäßig in Rente gehen, haben wir bis 2030 nur noch knapp halb so viele wie heute. In dieser Berechnung sind die Neuzugänge allerdings nicht berücksichtigt, da wir die Zahlen ja noch nicht kennen.

Mittlerweile übernehmen Pastoralreferenten und andere Laien auch Stellen, die zuvor von Priestern besetzt waren. Wie kommt es dazu?

Das ist zum Beispiel im Generalvikariat die Stelle des Leiters der Hauptabteilung Seelsorge, die mit einem Laien besetzt wurde oder auch meine eigene Stelle. Da kann man nicht leugnen, dass das auch damit zu tun hat, dass wir weniger Priester im Bistum haben.

Es stellt sich aber grundsätzlich die Frage, wie auf Dauer dem allgemeinen Priestertum durch alle Getauften in unserem Bistum Ausdruck verliehen wird. Das Wort der Deutschen Bischofskonferenz „Gemeinsam Kirche sein“ geht dieser Frage nach. Auch der Arbeitskreis Leitung um Generalvikar Norbert Köster befasst sich mit diesen Zukunftsfragen und dem damit verbundenen Perspektivwechsel.

Die Entwicklung zu mehr Verantwortung für Laien ist zukunftsgerichtet. Sie stellt sich den geänderten Rahmenbedingungen und nimmt so die Beteiligung von Laien in ganz anderer Weise ernst.

Das Personal im Bistum zu verteilen ist sicherlich kein einfacher Job – mitunter macht man sich da sicherlich keine Freunde. Wünschen Sie sich manchmal in den pastoralen Dienst zurück?

Personalplanung heißt auch immer, dass es konflikthafte Situationen geben wird. Das geht nicht anders. Immer wo Menschen zusammen leben und arbeiten, ist Konfliktpotenzial möglich – im pastoralen Bereich, wie in anderen Bereichen auch.

Ich fühle mich immer noch zum pastoralen Dienst zugehörig. Strukturell bin ich jedoch Mitarbeiter im Bischöflichen Generalvikariat.

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