Kommentar von Martin Schmitz

450 Millionen Dollar für den Retter der Welt

Das Gemälde „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci hat am Mittwoch für die Rekordsumme von 450 Millionen Dollar bei einer Auktion den Besitzer gewechselt. Blanke Ironie, findet unser Redakteur Martin Schmitz.

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Das Gemälde „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci hat am Mittwoch für die Rekordsumme von 450 Millionen Dollar bei einer Auktion den Besitzer gewechselt. Blanke Ironie, findet unser Redakteur Martin Schmitz.

Ich gebe zu – da musste ich im ersten Moment schon schmunzeln. Da kauft einer ein Gemälde von Leonardo da Vinci für 450 Millionen Dollar. Umgerechnet rund 380 Millionen Euro. So weit, so gut. Dass das Gemälde „Salvator Mundi“ („Retter der Welt“) heißt und Jesus von Nazareth zeigt, empfinde ich aber in dem Zusammenhang als pure Ironie.

Zugegeben, meine These ist vorhersehbar: Mit dem Geld hätte man so viel Gutes tun können. Beispiele gefällig? Auf der Internetseite der Hilfsorganisation Oxfam lässt sich das gut ausrechnen. Man könnte mit 380 Millionen Euro zum Beispiel 35 Millionen Menschen für ein Jahr mit sauberem Trinkwasser versorgen. Oder 13 Millionen Ziegen für Familien in Afrika spenden.

 

Und was macht die Kirche mit ihrem Geld?

 

Ja, zum Retter der Welt wird man damit auch nicht. Aber man kann sie zumindest ein kleines Bisschen besser machen. So versucht es zum Beispiel Misereor. Im Jahr 2016 nach eigenen Angaben mit einem Budget von 202 Millionen Euro. Auch Adveniat. Das Hilfswerk hatte 2016 nach eigenen Angaben ein Spendeneinkommen von rund 53 Millionen Euro. Man sieht also: 380 Millionen Euro sind mitnichten nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn es um die Hilfe für Bedürftige geht.

Wer sich aus Reihen der Kirche kritisch gegenüber der Verwendung von Millionenbeträgen äußert, muss nicht lange auf ein Echo warten. Ja, die Kirche – gerade in Europa – hat viel Geld. Und ja, die Kirche hat in der Nachfolge Christi selbstverständlich den Auftrag, sich um die Ärmsten der Armen zu kümmern. Und ja, auch innerhalb der Kirche sehe ich so manche Ausgaben für Bauprojekte oder Veranstaltungen, bei denen sich die Kirche selbst feiert, kritisch.

 

Das erste Weihnachtsgeschenk

 

Da vermisse ich häufig die Bodenständigkeit. Ebenso bei dem unbekannten Käufer des Da-Vinci-Gemäldes. Allerdings muss ich mich auch für ihn oder sie freuen. Denn wer 380 Millionen Euro für Kunst übrig hat, der hat sonst schon alles – zumindest so weit, wie er selbst es überblicken kann.

Und sofern der Käufer mit dem Gemälde jetzt schon sein erstes Weihnachtsgeschenk besorgen konnte, hat er mir nicht nur finanziell etwas voraus. Mit diesem Weihnachtsgeschenk könnte er auf jeden Fall punkten. Wer kann schon von sich behaupten, den Retter der Welt zu Weihnachten geschenkt bekommen zu haben? – Moment mal… Wir alle!

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