St. Josef in Gronau feiert Jubiläum mit großer Party

50 Jahre Jugendzentrum: „Wir sind für viele das zweite Wohnzimmer“

Anzeige

Für viele Kinder und Jugendliche in Gronau ist das Jugendzentrum St. Josef ihr „zweites Wohnzimmer“. Das war auch vor 50 Jahren so, als die kirchliche Einrichtung ihre Türen öffnete. Gefeiert wird das Jubiläum mit einer Revival-Party am 22. April, um in Erinnerungen zu schwelgen. Was heute die Kinder- und Jugendarbeit leistet, darüber sprach „Kirche-und-Leben.de“ mit dem Leiter des Jugendzentrums, Jens Poth.

Herr Poth, das 50-jährige Bestehen des Jugendzentrums St. Josef in Gronau werden Sie unter anderem mit einer Revival-Party begehen. Worauf dürfen sich die Junggebliebenen freuen?

Wir haben in den Planungen Wert darauf gelegt, dass es eine große Feier wird ohne viel Drumherum. Gerade dafür steht das Jugendzentrum St. Josef. Die Besucher der Revival-Party erwartet ein bildlicher Rückblick in die Vergangenheit und viele, viele alte und bekannte Gesichter. Wie beim 40. Geburtstag wollten wir wieder den Blick auf die Geselligkeit legen.

Welche Bedeutung hat das Jugendzentrum in Gronau?

Das Jugendzentrum St. Josef ist eines von drei Jugendzentren in Gronau. Die Stadt ist in drei Sozialräume aufgeteilt, unser Haus bietet im Sozialraum Ost den Anlaufpunkt für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene sowie Jugendgruppen und Jugendverbände. Wir wollen einen starken Partner der Heranwachsenden darstellen, was uns sicherlich oft gelingt, aber man muss jederzeit und weiterhin am Ball bleiben. Wir stellen das Sprachrohr für Kinder und Jugendliche dar. Unter anderem haben wir zusammen mit den Schülern der Grundschulen im Stadtosten in den Jugendhilfeausschuss der Stadt Gronau deren Forderungen in die kommunale Politik getragen.

Wie hat sich die Kinder- und Jugendarbeit in den letzten Jahrzehnten entwickelt?

Ich würde nicht einfach sagen, dass sich zwangsläufig die Kinder- und Jugendarbeit anders entwickelt hat, sondern die Lebenswelten und Bedürfnisse der Heranwachsenden haben sich verändert. Dahin gehend muss sich die Offene Kinder- und Jugendarbeit natürlich auch anpassen, da wir konzeptionell die Bedürfnisse in den Fokus setzen.

Wer kommt heute zu ihnen ins Jugendzentrum? Wen möchten Sie erreichen?

Jens Poth
Der Leiter des Jugendzentrums St. Josef, Jens Poth, möchte die soziale Kompetenz der Jugendlichen stärken. | Foto: privat

Gerade die Nachmittagszeiten sind durch Kinder und Teenies sehr gut besucht. Neben unseren Wochenangeboten nutzen zunehmend Teenies aus dem direkten Einzugsbereich des Hauses die Möglichkeit, sich mit ihren Freunden zu treffen. Man kann feststellen, dass die klassische Treffpunktarbeit wieder vermehrt stattfindet. Hier hat vielleicht die Corona-Pandemie den Blick für das „einfache Treffen“ verschärft. Den Abendbereich mit älteren Jugendlichen würde ich als ausbaufähig bezeichnen. Wir haben Nischen für Jugendliche ab 14 Jahren geschaffen, in denen sie speziell ihre Anregungen und Wünsche – größtenteils eigenverantwortlich – verfolgen können. Daraus hat sich inzwischen eine feste Gruppe entwickelt. Und immer mal wieder schauen neue Gesichter ins Haus. Natürlich würden wir uns über mehr Zuspruch freuen, aber wir sehen uns schon in den ersten Schritten bestätigt, dass es so weitergehen sollte.

Mit welchen pädagogischen Konzepten und Zielen arbeiten Sie heute?

Im Grunde arbeiten wir mit den pädagogischen Zielen, die die Offene Kinder- und Jugendarbeit ausmachen und charakterisieren. Konkret beteiligen wir Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an Entscheidungsprozessen innerhalb unserer Einrichtung. Auf diese Weise möchten wir eine Identifikation mit unserer Einrichtung erzielen, da unsere Besucher das Jugendzentrum auch als ihren festen Sozialraum ansehen und mitgestalten. Ich spreche da gern von einem „zweiten Wohnzimmer“. Die Entfaltung der Persönlichkeit gelingt besonders, wenn der Heranwachsende sich aktiv mit „Mitmachen“ und „Mitgestaltung“ auseinandersetzt. Unsere Besucher sind nicht der klassische Konsument, sondern bei uns können und sollen Jugendliche ihre Ideen, Wünsche und Bedürfnisse äußern und diese aktiv verfolgen.

Welche Rolle spielt Kinderarmut in der alltäglichen Arbeit?

Sicherlich haben wir in bestimmten Situationen immer mal wieder Berührungspunkte. Derzeit ist dieses wichtige Gesellschaftsthema bei uns in der Einrichtung eher punktuell anzutreffen.

Kulturelle Vielfalt wird im Jugendzentrum großgeschrieben. Wie wird diese im Haus gelebt?

Wir möchten unseren Besuchern einen Ort anbieten, an dem sich alle willkommen fühlen und sie ihre Fähigkeiten entdecken können. Dabei schauen wir nicht auf gesellschaftliche Aspekte, Bildungsniveau oder kulturellen Hintergrund. Kulturelle Vielfalt wird bei uns aktiv ausgelebt. Wir haben viele Besucher aus den unterschiedlichen Ländern. Somit treffen bei uns auch die unterschiedlichen Kulturen und Religionen aufeinander und leben diese Vielfalt auch. Für uns ist es als Einrichtung wichtig, dass wir mit der kulturellen Vielfalt konsequent und konstruktiv umgehen, sodass eine Basis für Chancengleichheit und Partizipation geschaffen wird. Auch in unserem Team der ehrenamtlichen Mitarbeiter finden wir unterschiedliche Kulturen. Wir als Team profitieren somit voneinander.

Das Jugendzentrum ist in Trägerschaft der Pfarrei St. Antonius. Welche Bedeutung hat die kirchliche Anbindung des Hauses für die Offene Kinder- und Jugendarbeit?

Die Offene Kinder- und Jugendarbeit in unserer Gemeinde bietet auf christlicher Botschaft unseren Besuchern eine Unterstützung von Lebens- und Glaubensperspektiven. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene erleben in unserem Haus der Offenen Tür (HOT) Nächstenliebe, ein friedvolles Miteinander, Respekt, Anerkennung, Hilfe und Förderung. Dabei kann ich jederzeit von einem produktiven Austausch zwischen Gemeinde, Gemeinde-Einrichtungen und den Gemeindegremien sprechen. Somit entsteht durch diese enge Zusammenarbeit – auch in Sachen Verbandsarbeit, zum Beispiel mit den Messdienern oder Pfadfindern – eine tolle Vernetzung zwischen Pfarrei und HOT-Arbeit.

Wenn Sie einen Wunsch für das Jubiläum frei hätten – welchen hätten Sie?

Dass uns weiterhin die Möglichkeit erhalten bleibt, vielen jungen, heranwachsenden Menschen ein „zweites Wohnzimmer“ zu bieten, damit sie ihre sozialen Fähigkeiten und gesellschaftliche Kompetenz wie Mitgestaltung, Mitbestimmung und Mitverantwortung ausbauen und stärken können.

Anzeige