Stadtdekanat Münster: Schutzkonzept soll kein Papiertiger werden

50.000 Mitarbeiter gegen sexualisierte Gewalt geschult

Seit 2017 arbeiten alle Pfarreien des Stadtdekanats Münster an einer Richtlinie zur Prävention von sexualisierter Gewalt. Das gemeinsame Ziel: Schutz vor Grenzverletzungen. Dazu hat das Bistum Münster alle Träger katholischer Einrichtungen verpflichtet.

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Seit 2017 arbeiten alle Pfarreien des Stadtdekanats Münster an einer Richtlinie zur Prävention von sexualisierter Gewalt. Das gemeinsame Ziel: Schutz vor Grenzverletzungen. Zur Erstellung dieser Institutionellen Schutzkonzepte (ISK) hat das Bistum Münster alle Träger katholischer Einrichtungen, darunter auch die Pfarreien, verpflichtet. Seither haben im gesamten Bistum mehr als 50.000 Menschen an Präventionsschulungen teilgenommen – einer von sieben Bausteinen des ISK.

Zum sechsten Mal kamen jetzt Vertreter der Pfarreien des Stadtdekanats Münster zu einem Austausch darüber zusammen. Die ersten Pfarreien haben ihr Konzept bereits veröffentlicht und setzen es in die Praxis um, andere sind kurz vor der Fertigstellung: „Uns ist es wichtig, dass das ISK kein Papiertiger wird, der in einer Schublade verschwindet, sondern dass Prävention im Alltag unserer Pfarrei aktiv gelebt wird“, sagt Louisa Helmer, Pastoralreferentin in St. Clemens Hiltrup. Von Anfang an wurden Haupt- und Ehrenamtliche aus den Pfarreien in die Erarbeitung der Schutzkonzepte einbezogen.

 

Fragen klären: „Was tun, wenn mir etwas komisch vorkommt?“

 


Auch die Vertreter der Pfarreien im Stadtdekanat Münster gehöre zu den mittlerweile 50.000 geschulten Mitarbeitern des Bistums Münster. |  Foto: Felizitas Schulte (pbm)

Der Bedarf nach mehr Sicherheit und Hilfe im Umgang mit Grenzverletzungen und Gewalt sei sehr groß, weiß Doris Eberhardt. Als Präventionsfachkraft des Bistums Münster berät sie die Pfarreien in den Regionen Münster und Warendorf bei der Erstellung der Konzepte. Konkret heißt das: „Was tun, wenn ich etwas beobachte, das mir komisch vorkommt, mir ein Kind von sexuellen Gewalterfahrungen erzählt oder ich vermute, dass jemand Täterin oder Täter ist“, formuliert Doris Eberhardt Fragen, die Mitarbeiter sich stellen könnten.

Die Schutzkonzepte beinhalten Handlungsleitfäden und -vorgaben für den Umgang mit Verdachtsfällen, niedrigschwellige Hilfs- und Beratungsmöglichkeiten, verbindliche Standards für alle, die in der Pfarrei arbeiten, sowie eine klare Positionierung gegenüber Grenzverletzungen und Gewalt. So ist beispielsweise eine Kontaktnummer für Notfälle angegeben.

Für alle Haupt- und Ehrenamtlichen ist daraus ein Verhaltenskodex entwickelt worden: „Durch die gemeinsame Erarbeitung können sich die Menschen in unserer Pfarrei damit identifizieren. Dadurch verringern wir die Gefahr eines Papiertigers“, berichtet Helmer. Über diese und weitere erste Erfahrungen und Tipps tauschten sich die Pfarreivertreter aus, ein weiteres Treffen ist für April 2020 geplant.

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