Neues Kunstwerk erinnert an die Pfarrpatronin der Stadt

80. Todestag von Edith Stein: Wie eine Statue in Marl ihr Leben darstellt

  • Am 9. August jährt sich die Ermordung der Jüdin, Philosophin, Karmelitin und Märtyrerin Edith Stein zum 80. Mal.
  • In Marl hat Pfarrer em. Franz Wilke eine Statue der Heiligen gestiftet, der Namenspatronin der dortigen Pfarrei.
  • Das Kunstwerk vereint die Lebensstationen der im KZ ermordeten Frau, die 1998 heilig gesprochen wurde.

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In der Kirche St. Michael in Marl im Kreis Recklinghausen ist seit einigen Wochen im Altarraum eine aus rotem Sandstein geschaffene Figur der heiligen Edith Stein angebracht. „Sie ist eine bemerkenswerte Frau und für die Kirche eine bedeutsame Glaubenszeugin“, sagt Pfarrer em. Franz Wilke über die Märtyrerin, deren Tod im Konzentrationslager sich am 9. August zum 80. Mal jährt.

Der 89-Jährige hatte die Statue anlässlich seines Diamantenen Priesterjubiläums gestiftet. Seit einigen Jahren ist Edith Stein Namenspatronin der Pfarrei, die aus einer Gemeindefusion entstanden ist.

Lebensstationen der Heiligen

Pfarrer em. Franz Wilke hat sich intensiv mit der 1998 heiliggesprochenen Ordensfrau beschäftigt. | Foto: Johannes Bernard
Pfarrer em. Franz Wilke hat sich intensiv mit der 1998 heiliggesprochenen Ordensfrau beschäftigt. | Foto: Johannes Bernard

Die ursprüngliche Idee von Pfarrer Wilke war es, Edith Stein als Nonne im Habit darzustellen. Doch nach Gesprächen mit dem Bildhauer Stefan Lutterbeck aus Everswinkel und mit den kirchlichen Gremien kam die Idee auf, in der Statue die wesentlichen Stationen des Lebenswegs der Heiligen darzustellen.

Die Statue enthält daher Symbole, die den Lebensweg Edith Steins kenntlich machen: Ihren Ursprung im jüdischen Glauben zeigt die Menora, der siebenarmige Leuchter. Ihre Zeit als Atheistin, Suchende und anerkannte Wissenschaftlerin wird durch Bücher dargestellt.

Judenstern und Stacheldraht

Ihre Konversion, also ihre Hinwendung zum Christentum und die letzte Phase ihres Lebens als Nonne werden durch Kreuz und Habit, die Tracht einer Ordensgemeinschaft, gezeigt. Ihren Tod im KZ Auschwitz versinnbildlichen der Judenstern und der Stacheldraht im Sockel der Skulptur.

„Gerade die Zusammenschau der verschiedenen Stationen des Weges zum christlichen Glauben hat dazu geführt, dass sich die Pfarrei für die heilige Edith Stein als Namenspatronin entschieden hatte“, sagt Pfarrer Wilke.

Warum die Pfarrei sie zu ihrer Patronin wählte

Buchtipp:
Hergard Schwarte/Beate Beckmann-Zöller:
Edith Stein in Münster. 56 Seiten, 6,90 Euro, dialogverlag Münster, ISBN 978-3-944974-32-3

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Die 2016 aus sieben Gemeinden entstandene Pfarrei Heilige Edith Stein begründete die Namengebung damals so: „Wir messen der Person Edith Steins eine zukunftsweisende Bedeutung zu. Gerade zur Neugründung unserer Pfarrei ist es uns wichtig, nach vorn zu schauen und deutlich zu machen, für welche Ideen beziehungsweise Werte wir stehen. Edith Stein ist für uns die Persönlichkeit, in deren Leben diese Anliegen exemplarisch zum Tragen kommen und die als moderne Frau eine Auseinandersetzung gerade auch für junge Menschen interessant und wertvoll macht.“

Die aus Breslau stammende Edith Stein wirkte von Februar 1932 bis Juli 1933 als Dozentin am „Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik“ in Münster. Sie lebte zu jener Zeit im Collegium Marianum in der Frauenstraße, damals ein Wohnheim für studierende Ordensfrauen.

Frühe Warnung vor dem Nationalsozialismus

Collage mit drei historischen Fotos von Edith Stein. | Foto: pd
Collage mit drei historischen Fotos von Edith Stein. | Foto: pd

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und den Rassegesetzen im April 1933 war das Ende ihrer Tätigkeit besiegelt. Auch an Vortragstätigkeit war nicht mehr zu denken.

Edith Stein schrieb Anfang April einen Brief an Papst Pius XI., in dem sie die Schandtaten der Nationalsozialisten benannte und vor den Folgen der Diktatur warnte. Sie bat darum, dass die Kirche ihre Stimme gegen den Nationalsozialismus erhebe.

Flucht in die Niederlande

Der Künstler Rainer Rieß (1950-2017) schuf das Porträt von Edith Stein mit Hut nach einer Schwarz-Weiß-Fotografie, der er seine subjektive Farbgebung unterlegte. Zu sehen ist das Bild in der Erpho-Kirche in Münster. | Foto: Johannes Bernard
Der Künstler Rainer Rieß (1950-2017) schuf das Porträt von Edith Stein mit Hut nach einer Schwarz-Weiß-Fotografie, der er seine subjektive Farbgebung unterlegte. Zu sehen ist das Bild in der Erpho-Kirche in Münster. | Foto: Johannes Bernard

Unter dem Namen Teresia Benedicta vom Kreuz trat sie 1933 in das Karmelitinnen-Klos­ter in Köln ein. Im Jahr der Novemberpogrome 1938 musste auch die Ordensfrau als jüdisch-stämmige Konvertitin fliehen. Sie versteckte sich im Karmel im niederländischen Echt, in dem auch ihre konvertierte Schwester Rosa Dienst tat.

Im Juli 1942 begannen die Massendeportationen von Juden aus den Niederlanden in Arbeitslager und Konzentrationslager. Anfang August 1942 wurden die beiden Ordensfrauen Edith und Rosa Stein abgeholt. Am 9. August starben Edith und Rosa Stein im KZ Auschwitz-Birkenau. Edith Stein wurde 1987 selig und 1998 heilig gesprochen.

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