Nach zweijähriger Planung beginnt die Gaesdoncker Schulwallfahrt

900 Schüler starten mit Sonderzug von Goch nach Rom

760 Schüler, 50 Lehrer, 70 Begleitpersonen und 20 Ehemalige brechen am Samstag nach Rom auf. Mit 16 Waggons fahren sie im 450 Meter langen Sonderzug 1.523 Kilometer bis zum Hauptbahnhof Rom. Die Planung der Reise dauerte zwei Jahre.

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„Wir gehen gemeinsam auf große Fahrt, bald geht die Wallfahrt los“, schmettern Mädchen und Jungen des Gaesdoncker Schulchores die eigens komponierte Romhymne. Die Spannung steht nicht nur den Musikern ins Gesicht geschrieben. Auch die mit ihren Koffern um den LKW stehenden Schülerinnen und Schüler und die Lehrer schnippen mit den Händen und bewegen sich im Rhythmus des Liedes. Die ganze Gaesdonck, wie die Internatsschule kurz genannt wird, geht auf Wallfahrt.

760 Schüler, 50 Lehrer, 70 Begleitpersonen und 20 Ehemalige brechen am Samstag nach Rom auf. Sie starten um 8 Uhr ab Bahnhof Emmerich und fahren mit 16 Waggons im 450 Meter langen Sonderzug der Bahn 1.523 Kilometer bis zum Hauptbahnhof Rom. Dort werden die 900 Personen nach 27 Stunden Bahnfahrt in neun Hotels aufgeteilt.

 

Rektor: Ich freue mich tierisch

 

Nach einem gemeinsamen Gottesdienst in Santa Maria Maggiore, einem Besuch im Capitol und einer Papstaudienz im Petersdom – um nur die gemeinsamen Höhepunkte zu nennen – werden die Gaesdoncker am 12. Oktober wieder in Emmerich ankommen.

Diese Wallfahrt ist für alle Beteiligten ein Mega-Event. „Für mich ist diese Reise ein Geschenk“, sagt Markus Oberdörster, vor wenigen Wochen als Direktor der Gaesdonck eingeführt. „Dieses Ereignis ist mir in die Hände gefallen. Ich freue mich tierisch.“ Er könne mitfahren, ohne etwas dazu beigetragen zu haben, sagt er während die Schüler der Klassen 8 ihre Koffer in den Großen LKW wuchten.

 

Schüler hoffen auf neue Erfahrungen in der Gemeinschaft

 

Das blaue Armband ist das Erkennungszeichen der Schüler für die Rom-Wallfahrt. | Foto: Christian Breuer (pbm)
Das blaue Armband ist das Erkennungszeichen der Schüler für die Rom-Wallfahrt. | Foto: Christian Breuer (pbm)

Die Mädchen und Jungen der Schule sehen das genauso. „Ich freue mich auf die vielen Sehenswürdigkeiten und die Papstaudienz“, beschreibt Meike Giltjes aus Kleve ihre Erwartungen. „Das wird eine große Sache. Wir werden viele Erfahrungen sammeln“, sagt die 13-jährige Schülerin. „Ich finde diese Reise einfach cool.“

Mit diesen Worten beschreibt sie die Stimmung von vielen Mitreisenden. Auch Marie-Sah Franken ist sehr gespannt auf die neuen Erfahrungen in der Gemeinschaft. Den Papst während der Audienz zu sehen und dann mit den Mitschülern der Gaesdonck mit ihren T-Shirts und dem Banner auf dem Petersplatz zu stehen, werde ihr das Gefühl vermitteln, dass sie an diesem Ort richtig sei. „Hier gehöre ich hin“, beschreibt die 17-Jährige ihre Erwartungen. Und der 11-jährige Niclas Verhülsdonk ergänzt: „Ich freue mich auf eine gemeinsame Zeit mit der Schule, in der ich die Wurzel des Glaubens vertiefen kann.“ Er wäre sonst nie nach Rom gekommen, wenn die Gaesdonck ihm diese Fahrt nicht ermöglicht hätte.

 

Spiritual: Unwägbarkeiten gehören zu einer Wallfahrt

 

Vor zwei Jahren hat die Schule mit den Vorbereitungen begonnen. Seitdem sind vor allem die Lehrer mit den Planungen beschäftigt. Cornelius Happel, Spiritual der Schule, hat die Wallfahrt ins Rollen gebracht. Den Glauben dort neu zu erfahren, wo schon so viele gewesen seien, war für ihn Ziel und Herausforderung. „Es wird keine Clubreise. Unwägbarkeiten gehören zu einer Wallfahrt. Es gilt Glauben und Abenteuer zu wagen“, erläutert der Spiritual seine Intention.

„Es war für uns eine Herausforderung, der wir uns gerne gestellt haben“, sagt Doris Mann, Schulleiterin der Gaesdonck. Im Vorfeld wurden die Arbeitsgruppen Programm, Logistik, Finanzen und Vor- sowie Nachbereitung an der Schule gegründet. „Alle waren erfolgreich“, sagt Mann. „Denn wir fahren ja“, sagt sie lachend.

 

Schüler erarbeiten eigenes Programm

 

Die Arbeit von zwei Gruppen beschreibt sie genauer. Die Programmgruppe habe zum Beispiel 40 Punkte beschrieben, die man in Rom besichtigen könne. Sie habe genau erläutert, wie man zu welchen Punkten komme und was für welche Altersgruppen geeignet sei. Aus diesem Angebot, das auf einer langen Tapete steht, hätten sich die Klassen bedient und ihr individuelles Programm gestaltet.

Die Gruppe Logistik habe sich viele Gedanken über das Gepäck gemacht. „Wenn 800 Schüler einen Koffer zum Bahnsteig mitbringen, wird alleine die Abfahrt zu einer großen Herausforderung. Für die 27 Klassen fallen 13 Tonnen Gepäck an, die in Rom verteilt werden müssen“, erläutert die Schulleiterin. Der Zug biete nicht genügend Platz für das Gepäck, das Zeitfenster zum Einsteigen in den Zug sei zu eng und erlaube kein Gepäckhändling, wie es in der Fachsprache heiße.

 

Gepäck kommt mit eigenem LKW

 

Dankbar war die Schule für ein Angebot der Firma „DB Schenker“, die das komplette Gepäck und die Instrumente der Big-Band mit einem eigens „gebrandeten“ LKW nach Rom fährt. „Als wir von der Fahrt hörten und erlebten mit welchem Feuereifer Lehrer, Schüler und Begleitpersonen bei der Sache sind, war es für uns ein Herzensanliegen, uns um eine Transportlösung zu kümmern“, sagt Mirko Kahre, Leiter der Kommunikation bei „DB Schenker“.

Stolz ist Martin Boland, stellvertretender Schulleiter, darauf, dass sie die Wallfahrt komplett selbst gestaltet haben. „Wir wollten kein Fertigangebot und haben Neuland betreten.“ Durch die Unterstützung vieler großer und kleiner Firmen sei es gelungen, den Preis von 525 Euro auf 350 Euro zu senken. „Das ist auch das Ergebnis vieler hundert Stunden ehrenamtlicher Arbeit durch die Kollegen und Mitarbeiter wie den zahlreichen Aktionen der Schüler“, sagt Boland. Direktor Markus Oberdörster ergänzt: „Die Planung und Durchführung der Wallfahrt zeigt, wozu eine moderne kirchliche Internatsschule fähig ist.“

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