Die neue Einheitsübersetzung wird nun auch im Gottesdienst verwendet

Ab dem ersten Advent hört sich die Bibel anders an

Die neue Einheitsübersetzung der Bibel wird ab diesem ersten Adventssonntag auch in der Messfeier verwendet. Zwei Jahre nach der Einführung sind die Lektionare gedruckt, aus denen vorgetragen wird. Ein Überblick über die Änderungen – nicht nur für Lektoren.

 

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Es hat 13 Jahre gedauert von der Auftragserteilung bis zur Auslieferung – aber es ging ja auch nicht um irgendein Buch. Es ging um die Einheitsübersetzung der Bibel, die etwas in die Jahre gekommen war. Im Herbst 2016 kam sie neu auf den Markt. Und ein neuer Auftrag. Denn weil die Lesungen in den katholischen Gottesdiensten stets der Einheitsübersetzung entstammen, brauchte es auch neue Lektionare.

Was ist neu?

Neu ist die Übersetzung der altbekannten Texte. Oft hat sich nichts geändert, manchmal ist die Übersetzung näher am hebräischen oder griechischen Urtext, manchmal wurden sogar Übersetzungsfehler beseitigt. Die Psalmen, die als Antwort auf die erste Lesung gesungen werden sollen, klingen besonders häufig anders als gewohnt.
Neu ist der Umschlag, den der Wiener Künstler Christof Cremer gestaltet hat. „Alle Bände haben einen goldfarbenen Leineneinband“, sagt Andreas Poschmann, der beim Deutschen Liturgischen Institut für liturgische Bücher zuständig ist. „Das sieht wertiger aus als früher.“

Linien in unterschiedlichen Farben auf dem Einband prägen die verschiedenen Versionen des Lektionars.Linien in unterschiedlichen Farben auf dem Einband prägen die verschiedenen Versionen des Lektionars. | Foto: Deutsche Bischofskonferenz

Unterscheiden kann man die Bücher durch verschiedene Farben der Linien auf dem Einband, des Seitenschnitts und des Vorsatzblatts. „Durch die einheitliche Farbe wollten wir deutlich machen, dass alle das eine Wort Gottes enthalten“, so Poschmann. Erste Kritik, dass der Einband empfindlicher ist als das alte Kunstleder, weist er zurück. „Es ist ein besonderes Bibliotheksleinen, das gleiche Material wie das Messbuch, und damit gibt es auch keine Probleme.“

Was kostet das?

Es gibt insgesamt acht Lektionare für die verschiedenen Gottesdienste. Jetzt erscheint das erste: Das Buch mit den Lesungen für die Sonn- und Feiertagsgottesdienste im Lesejahr C, das an diesem ersten Adventssonntag beginnt. Zum Advent 2019 kommen die Sonntagslesungen für das Lesejahr A heraus, zum Advent 2020 für das Lesejahr B.

Die drei Bände für die Werktagsgottesdienste erscheinen 2020 bis 2022; dazu kommen noch zwei Bände für Gottesdienste mit besonderen Anliegen, etwa Beerdigungen. Das jetzt erschienene Buch kostet 68 Euro. Für eine Pfarrei mit fünf Gemeindekirchen, einer Krankenhaus- und zwei Altenheimkapellen kommt da mit der Zeit ein bisschen zusammen.

Muss man das kaufen?

Wem das zu teuer ist, der fragt sich vielleicht: Muss man das kaufen – schließlich sind die Unterschiede ja nicht so groß? Jein, könnte man antworten, denn offiziell verpflichtend wird das neue Lektionar erst 2020, wenn alle drei Bände für den Sonntag erschienen sind; billiger wird es aber nicht, wenn man wartet.

Manche Bistümer motivieren die Gemeinden dadurch, dass der erste Band an alle verschenkt – also aus dem Bistumshaushalt bezahlt – wird. Im Bistum Münster müssen die Gemeinden allerdings selber für die Anschaffung aufkommen, wie „Kirche+Leben“ erfahren hat.

Übrigens ist die Erstauflage von 15.000 Stück schon vergriffen und wird gerade nachgedruckt, sagt Andreas Poschmann vom Liturgischen Institut. „So wie es aussieht, legen die meisten Gemeinden direkt los und warten nicht.“

Wohin mit den alten Büchern?

Diese Frage hat sich auch vor fünf Jahren gestellt, als das neue Gotteslob in die Kirchen kam. Jetzt ist sie nicht ganz so drängend, immerhin handelt es sich pro Kirche nur um acht Bücher. Dennoch hat das Liturgische Institut der deutschsprachigen Schweiz grundsätzliche Aspekte und praktische Tipps für den Umgang mit den Büchern zusammengestellt, die von der Grabbeigabe bis zum Altpapiercontainer reichen. Mehr dazu im Internet unter www.liturgie.ch

Wie wird es eingeführt?

Der Künstler Christof CremerDer Künstler Christof Cremer hat den Umschlag des Lektionars gestaltet. | Foto: Monika Saulich (Deutsche Bischofskonferenz).

Das Deutsche Liturgische Institut empfiehlt, die Neuerung im Pfarrbrief bekanntzumachen und hat dafür einen Beispieltext herausgegeben. Wie das neue Lektionar im Gottesdienst eingeführt wird, dazu haben die Liturgischen Institute und auch einige Bistümer Vorschläge erarbeitet. So könnte der Lektor oder die Lektorin das Buch bei der Einzugsprozession hocherhoben und von Messdienern mit Leuchtern begleitet in die Kirche tragen. Vor der ersten Lesung ist ein einführendes Wort empfehlenswert. Auch eine eigene Segnung – die weniger das Buch meint, als die, die das Wort Gottes da­rauf verkünden und die, die es hören – ist möglich. Mehr Vorschläge für eine gottesdienstliche Einführung im Rahmen einer Eucharistiefeier oder einer Wortgottesfeier gibt es im Internet auf der Seite des Deutschen Liturgischen Instituts: www.liturgie.de

Was können Lektoren tun?

Besonderes Lektorinnen und Lektoren sind von der Einführung des neuen Lektionars berührt. Das Katholische Bibelwerk und die Liturgischen Institute im deutschsprachigen Raum empfehlen deshalb, das Buch und seine Neuerungen bei einem Lektorentreffen vorzustellen. Ein Modell für einen Abend hat das Bibelwerk zusammen mit einigen Bistümern erarbeitet. Eine kleine „Handreichung für Lektoren“ hat das Österreichische Liturgische Ins­titut entwickelt. Bistumsweit in großer Stückzahl bestellt, kostet sie nur 50 Cent und wäre eine günstige Erstinformation; Pfarreien, die für sich eine kleinere Zahl bestellen, zahlen 95 Cent pro Stück.

Weitere Beiträge zum Thema wie zehn Tipps für Lektoren oder eine Reportage über einen Lektoren-Schulung finden Sie in der Wochenzeitung Kirche+Leben vom 2. Dezember, die Sie hier bestellen können.

 

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