Reformations-Gedenken: Papst besucht Lund in Schweden

Abendmahl: Vatikan und Lutheraner wollen Fortschritte

Vatikan und Lutheraner wollen ihre Bemühungen um ein gemeinsames Abendmahl vertiefen. Das steht in einer Gemeinsamen Erklärung, der der Papst in Lund mitunterzeichnete.

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Der Vatikan und der Lutherische Weltbund (LWB) wollen ihre theologischen Bemühungen um ein gemeinsames Abendmahl vertiefen. „Viele Mitglieder unserer Gemeinschaften sehnen sich danach, die Eucharistie in einem Mahl zu empfangen als konkreten Ausdruck der vollen Einheit“, heißt es in einer Gemeinsamen Erklärung, die Papst Franziskus und LWB-Präsident Bischof Munib Younan am Montag (31.10.2016) in Lund in Schweden unterzeichneten.

Vatikan und LWB hätten eine „gemeinsame pastorale Verantwortung, dem geistlichen Hunger und Durst unserer Menschen, eins zu sein in Christus, zu begegnen“. Beide wünschten, dass die ökumenischen Bemühungen auf diesem Feld voranschritten, „auch indem wir unseren Einsatz im theologischen Dialog erneuern“, so die Erklärung. Anlass dafür war ein ökumenisches Gebet in der Kathedrale von Lund zum Gedenken an den Beginn der Reformation vor 499 Jahren.

Kirchen haben „die sichtbare Einheit verwundet“

„Fünfzig Jahre ununterbrochener und fruchtbarer ökumenischer Dialog zwischen Katholiken und Lutheranern haben uns geholfen, viele Unterschiede zu überwinden, und haben unser gegenseitiges Verständnis und Vertrauen vertieft“, heißt es in dem zweiseitigen Dokument. Beide Seiten hätten gelernt, dass das Verbindende größer sei, als das, was trenne.

Vatikan und Lutheraner verpflichten sich in der Erklärung auch zum gemeinsamen Engagement für Flüchtlinge, Arme und den Schutz der Umwelt. Zugleich verurteilen sie religiös motivierte Gewalt.

Mit Blick auf die Kirchenspaltung heißt es: „Während wir eine tiefe Dankbarkeit empfinden für die geistlichen und theologischen Gaben, die wir durch die Reformation empfangen haben, bekennen und beklagen wir vor Christus zugleich, dass Lutheraner und Katholiken die sichtbare Einheit der Kirche verwundet haben“. Theologische Unterschiede seien von Vorurteilen und Konflikten begleitet und Religion für politische Ziele instrumentalisiert worden.

Papst: „Nicht mit der Spaltung abfinden“

Bei dem Gebet in der Kathedrale von Lund gedachten der Papst und die LWB-Spitze des Beginns der Reformation 1517. Aus diesem Anlass begehen die evangelischen Kirchen 2016/17 als Gedenkjahr. „Wir dürfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdung abfinden, die durch die Teilung unter uns hervorgerufen wurden“, sagte Franziskus in seiner Predigt.

Es war das erste Mal, dass ein Papst gemeinsam mit Lutheranern an einer Gedenkveranstaltung für die Reformation teilnahm. In Lund wurde der LWB 1947 gegründet. Er repräsentiert heute rund 74 Millionen evangelische Christen in 98 Ländern.

Franziskus würdigt Verdienste der Reformation

Das gemeinsame Gedenken biete die Chance, einen „entscheidenden Moment in unserer Geschichte wiedergutzumachen“, sagte der Papst. Nötig sei eine „liebevolle und ehrliche“ Betrachtung der Vergangenheit, die Fehler eingestehe und um Vergebung bitte. Auch auf evangelischer Seite habe es den „ehrlichen Willen“ gegeben, „den wahren Glauben zu bekennen und zu verteidigen“.

Franziskus würdigte theologische Verdienste der Reformation: „Dankbar erkennen wir an, dass die Reformation dazu beigetragen hat, die Heilige Schrift mehr ins Zentrum des Lebens der Kirche zu stellen.“

Kirchenspaltung als „Quelle von Leiden“

LWB-Generalsekretär Pfarrer Martin Junge rief Katholiken und Lutheraner auf, sich „abzuwenden von einer von Konflikt und Spaltung überschatteten Vergangenheit, um den Weg der Gemeinschaft zu gehen.“

Der Papst sagte weiter, die Kirchenspaltung sei eine „ungeheure Quelle von Leiden und Missverständnissen gewesen“. Aber sie habe auch zur „ehrlichen Einsicht“ geführt, dass die Kirche ohne Jesus nichts vollbringen könne. Die Bezeichnung „Kirchen“ vermied Franziskus in seiner Predigt für die evangelische Seite. Er sprach stets vom „Lutherischen Weltbund“.

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