Felix Genn will weg von einer "rigiden Sexualmoral"

Abgelehntes Sexualitäts-Papier: So haben Münsters Bischöfe abgestimmt

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Münsters Bischof Felix Genn hat für den abgelehnten Grundsatztext zur Sexualmoral gestimmt. Wie "Kirche-und-Leben.de" erfuhr, haben auch die Weihbischöfe Theising und Hegge positiv votiert. Die anderen beiden münsterschen Weihbischöfe - Zekorn und Lohmann - waren nicht in Frankfurt anwesend.

Mehr als ein Drittel der Bischöfe bei der Synodalversammlung in Frankfurt hat am gestrigen Donnerstag gegen das Grundlagenpapier zu einer Reform der Sexuallehre votiert und damit eine Ablehnung des Papiers durch den Synodalen Weg bewirkt. Wie die einzelnen Bischöfe dabei abgestimmt haben, war zunächst nicht bekannt.

Münsters Bischof Felix Genn legte heute offen, für das Dokument gestimmt zu haben. Er sagte laut Bischöflicher Pressestelle, es sei "problematisch, wenn Sexualität vor allem als sündhaft angesehen wird und wenn über Sexualität nicht gesprochen werden kann". Um dem nachhaltig entgegenzuwirken, habe er im Bistum Münster eine Stelle für Sexuelle Bildung eingerichtet.

Für ihn sei überdies klar: "Wenn ich sexuellen Missbrauch verhindern möchte, dann muss ich offener und qualifizierter über Sexualität sprechen können und muss weg von einer rigiden Sexualmoral. Hier muss auch das kirchliche Lehramt zu Neubewertungen kommen, die die Erkenntnisse der modernen Sexualforschung und Wissenschaft berücksichtigen.“

So haben die Weihbischöfe abgestimmt

Auch der Weihbischof und Vechtaer Offizial Wilfried Theising sowie Weihbischof Christoph Hegge erklärten gegenüber "Kirche-und-Leben.de", für das Dokument gestimmt zu haben. "Ich habe seit Jahren unter der Situation gelitten", bekannte Hegge. "Darum ist es mir wichtig, dass mein Votum bekannt wird. Und ich bin sehr froh, dass wir heute in der Vollversammlung mit überwältigender Mehrheit für eine Neubewertung von Homosexualität und eine neue Kirchliche Grundordnung votiert haben." Auch bei diesen Themen haben Hegge und Theising mit Ja votiert.

Weihbischof Stefan Zekorn ist an Corona erkrankt und in Münster geblieben. Offenbar hat er gleichwohl digital abgestimmt. Wie er sich bei dem abgelehnten Grundtext verhalten hat, ist nicht bekannt. Bei der Abstimmung über eine Neubewertung von Homosexualität hat er sich laut namentlicher Abstimmung enthalten, ebenso bei der Abstimmung über eine Reform der Kirchlichen Grundordnung.

Weitere Abstimmungen

Dasselbe Abstimmungsverhalten von Genn, Hegge, Theising und Zekorn gilt laut veröffentlichtem Ergebnis der namentlichen Abstimmung für das Papier über die Rolle der Frau in der katholischen Kirche und ihre Zulassung zum Amt.

Bei der Abstimmung am Samstagmorgen über die Einrichtung eines Synodalen Rats haben laut veröffentlichtem Abstimmungsergebnis der namentlichen Abstimmung die Bischöfe Felix Genn, Christoph Hegge und Wilfried Theising mit Ja votiert, Stefan Zekorn mit Nein.

Weihbischof Rolf Lohmann begleitet eine seit Langem geplante Pilgerreise nach Oberammergau, war daher nicht in Frankfurt und hat offenbar auch digital nicht an den Abstimmungen teilgenommen. Gegenüber "Kirche-und-Leben.de" erklärte Lohmann am Samstag gleichwohl, er habe sich im Vorfeld so klar geäußert, "dass deutlich geworden ist, dass ich all diese Papiere positiv beschieden hätte. Daran dürfte es überhaupt keinen Zweifel geben."

UPDATE: Abstimmung über Synodalen Rat vom Samstag ergänzt. (12. September, mn)

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