Freiwilliges Soziales Jahr für Ida Rose nach acht Monaten vorbei

Abruptes Einsatz-Ende für Münsteranerin in Uganda

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„Es ist nach wie vor die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können“, sagt Ida Rose über ihr soziales Jahr, das sie über das Bistum Münster in Uganda geleistet hat. Aufgrund der Corona-Krise musste sie ihren Dienst abbrechen.

„Es ist nach wie vor die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können“, sagt Ida Rose über ihren Sozialen Dienst, den sie über das Bistum Münster in Kooperation mit dem Bundesfreiwiligendienst „weltwärts“ in Uganda geleistet hat.

Eigentlich hätte die 19-Jährige aus Münster-Gremmendorf gemeinsam mit ihrem Kollegen Johann Osewold noch bis Mitte August in der Schule und im Kindergarten des dörflichen Entwicklungsprojekts Obiya Palaro bei Gulu arbeiten sollen. In dieser Region hat bis 2010 ein brutaler, 20 Jahre dauernder Bürgerkrieg gewütet. Seit Jahren wird das Projekt auch von der Uganda-Hilfe der Kirchengemeinde St. Mauritz Münster, unterstützt.

 

Unterstützung für 100 Flüchtlingskinder

 

Die ersten acht Monate sind für Ida Rose auch fantastisch gelaufen, wie sie rückblickend meint. Nach einer Eingewöhnungszeit hatte sie sich gut in ihre Aufgaben eingearbeitet. Vormittags erteilte sie zum Beispiel Sportunterricht in der Grundschule, gab Nachhilfe oder half im Kindergarten. Nachmittags übernahm sie die Freizeitgestaltung für die rund 130 Kinder, die in einer Unterkunft auf dem Projektgelände untergebracht sind. Darunter auch 100 Kinder, die vor anhaltender Gewalt und Hungersnöten aus dem Südsudan geflohen waren.


Trotz abrupten Endes: Ida Rose behält ihr Freiwilliges soziales Jahr in Uganda in guter Erinnerung. | Foto: privat

In guter Erinnerung behält die 19-Jährige das Fußball- und Kartenspielen mit den Kindern, oder die Besuche anderer Projekte von Freiwilligen aus dem Bistum Münster in Ruanda und Tansania in den ugandischen Sommerferien. Dank Ida Rose kennen einige Kinder in Uganda auch das Rezept für „Fantakuchen“: „Mir hat das Essen dort aber auch sehr gut geschmeckt, es gab viel Reis, Bohnen und immer frisches Gemüse aus dem eigenen Garten.“ Meist aßen sie gemeinsam mit dem Projektleiter Father Cyprian.

 

Es kam alles ganz plötzlich

 

Doch dann kam alles ganz plötzlich für die beiden Freiwilligen: „Meine Familie war zu Besuch, ich war mit meinen Geschwistern noch auf dem Nil Kanu fahren und einen Tag später bekamen wir die Nachricht vom Bistum, dass wir uns auf eine Rückreise einstellen müssen.“ Für die 19-Järhige da noch völlig unverständlich: „unsere Projektpartner meinten noch, warum müsst ihr zurück, hier ist alles ruhig und bei euch in Deutschland herrscht Chaos.“ Man konnte in Uganda noch nichts spüren. „Eine Stunde später kam die Nachricht; dass alle 29 „weltwärts“-Freiwilligen des Bistums nach Deutschland zurückgeholt werden. Das war für uns wie ein Schlag ins Gesicht.“

Bis zu ihrer Abreise eine Woche später spürten auch Freiwilligen in Uganda die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihr Projekt: Die 100 Flüchtlingskinder mussten zurück in ein Camp und die anderen circa 500 Kinder, die in Obiya Palaro auf die Schule gegangen sind, zurück nach Hause. Im gesamten Land wurden alle Schulen geschlossen. „Auch alle Mitarbeiter aus unserem Projekt mussten nach Hause gehen, außer die Mitarbeiter des Health Centers“, schildert Ida Rose.

 

Projekte stehen vor einer ungewissen Zukunft

 

Von Tag zu Tag gab es immer mehr Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Man durfte keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen, und einige Märkte wurden geschlossen: „Somit verloren viele Menschen von heute auf morgen ihren Job und in Uganda gibt es keine Soforthilfen, die man beantragen könnte.“ Ohne öffentliche Verkehrsmittel sei es vielen Menschen auch nicht möglich, ein Krankenhaus zu erreichen, um medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen.

Es gebe in Uganda bis jetzt 79 offiziell gemeldete Corona Fälle: „Diese Zahl ist leider überhaupt nicht aussagekräftig, da es im ganzen Land nur eine Stelle gibt, wo Corona-Tests ausgewertet werden können. Besonders jetzt, da niemand weiß, wie die Zukunft aussieht, sind die Projekte auf Spenden angewiesen“, sagt Ida Rose. Was sie bedrückt, seien Schuldgefühle: „Weil ich hier wieder in meine heile Welt fliegen durfte, während ich meine Freunde und die Kinder zurücklassen musste, die eben keine Sicherheiten haben.“

 

Mit dem Kopf noch in Uganda

 

Wieder zuhause in Münster, hat Ida Rose einen Mini-Job und stellt sich auf ihren Studienbeginn im Oktober ein. „Mit meinem Kopf hänge ich noch in Uganda“, meint sie und klingt dabei niedergeschlagen. Doch eins kann ihr keiner nehmen, meint sie: „Die Lebensfreude über die kleinen Dinge, die die Menschen in Uganda ausstrahlen – abends einfach spontan mit den Kindern tanzen. Ich bin sehr dankbar für das, was ich in den acht Monaten erleben konnte.“

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