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Im Pflegeheim St.-Josef-Haus in Ennigerloh waren die Mauritzer Franziskanerinnen über Jahrzehnte für die Menschen da. Jetzt nehmen sie Abschied.
Eine Ära endet im St.-Josef-Haus Ennigerloh im Kreis Warendorf: Die letzten beiden Ordensfrauen Schwester M. Veronis (90 Jahre) und Schwester M. Friedgund (89 Jahre) verlassen in diesen Tagen das Haus und ziehen in einen ordenseigenen Alterssitz nach Nordwalde im Kreis Steinfurt.
Damit ist der Ennigerloher Konvent der Mauritzer Franziskanerinnen Geschichte. Dass der Abschiedsschmerz einmal so groß sein würde, war am 15. September 1989, als Schwester M. Veronis ihren ersten Arbeitstag in Ennigerloh hatte, nicht absehbar.
Krankenpflege prägte das Ordensleben
„Das war ein Kulturschock, nach 22 Jahren von Kamp-Lintfort am Niederrhein nach Westfalen zu kommen“, erinnert sich Schwester M. Veronis. Ihr ganzes Ordensleben lang war sie bis dahin in der Krankenpflege tätig gewesen. Nun sollte sie das St.-Josef-Haus Ennigerloh leiten: eine Altenpflegeeinrichtung, die ehemals ein Krankenhaus gewesen war.
„Zehn Jahre war ich Hausleitung, zehn Jahre in der Stellvertretung und danach ,Mädchen für alles‘“, erzählt sie schmunzelnd über ihre Zeit in Ennigerloh. Aber gerade diese letzten Jahre waren ein Segen: Sozusagen als Libero konnte sie mit Schwester M. Friedgund immer dort sein, wo ein offenes Ohr oder eine haltende Hand gebraucht wurden. Die Ordensfrau sagt: „Zuwendung ist manchmal wichtiger als alles andere.“
Schwester Friedgund: Handarbeiten für den jährlichen Basar
Schwester M. Friedgund blickt sogar schon auf 37 Jahre in Ennigerloh zurück: Sie war von 1987 bis 1991 als Wohnbereichsleitung tätig, sattelte dann aber auf den Begleitenden Dienst um.
Ihrer kreativen Ader konnte sie hier freien Lauf lassen: Im Keller hatte sie eine eigene Werkstatt und bastelte und baute rund ums Jahr schöne Dekorationen, die auf dem jährlichen Basar in der Pfarrgemeinde viele Abnehmer fanden.
Anfänge bei den Mauritzer Franziskanerinnen
Glaube, Beruf und Berufung – dieser Dreiklang stand für beide Ordensschwestern immer im Zentrum ihres Lebens. Schwester M. Veronis stammt aus Südlohn-Oeding im Kreis Borken, Schwester M. Friedgund aus Ottmarsbocholt im Kreis Coesfeld. Beide arbeiteten als junge Frauen im Krankenhaus, lernten in der Küche, später auf der Station.
Der Kontakt zu den Mauritzer Franziskanerinnen war prägend: „Mit den Schwestern auf der Station zu arbeiten und gemeinsam zu beten, war eine sehr schöne Erfahrung. Die Stationsschwester war ein großes Vorbild für mich“, erzählt Schwester M. Veronis. Zusammen mit 31 anderen jungen Frauen trat sie Ende der 1950er Jahre in den Orden ein.
Schwestern erzählen: Im ersten Jahr kein Kontakt nach Hause
„Es gab Höhen und Tiefen und anfangs auch viel Heimweh, aber aus der Gemeinschaft und dem Gebet habe ich viel Kraft erhalten“, so Veronis. Im ersten Jahr war kein Kontakt nach Hause erlaubt. „Das war schwer, vor allem auch für die Eltern“, ergänzt Friedgund.
Danach war ein Besuch zwar möglich, übernachtet werden durfte aber nur im nächstgelegenen Konvent. Bei den jährlichen Exerzitien im Mutterhaus wurde verkündet, welche Ordensschwestern ab sofort versetzt wurden. „Das war manchmal sehr schwer zu akzeptieren, weil es nie eine Begründung gab.“
Der Abschied aus Ennigerloh schmerzt Franziskanerinnen
Doch der schwerste Abschied ist für sie die Versetzung aus Ennigerloh. „Die vertrauten Räume, die Geselligkeit und die Kapelle werde ich vermissen. Wir hatten hier sehr viel Freiheit“, erinnert sich Schwester M. Friedgund an viele gute Jahre zurück.
Schwester M. Veronis pflichtet ihr bei: „Auch wenn der Abschied schmerzt: Ich würde es immer wieder so machen. Es war eine gute Zeit.“