Bischof Wiesemann: Er war ein großer Staatsmann

Abschied von Helmut Kohl im Dom von Speyer

Der Trauergottesdienst für den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl (87) ist am Samstag im Speyerer Dom gefeiert worden. Anschließend wurde der Sarg von Soldaten durch den Dom getragen.

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Begleitet von massiven Sicherheitsvorkehrungen ist am frühen Samstagabend im Speyerer Dom der Trauergottesdienst für Altkanzler Helmut Kohl gefeiert worden. An der Totenmesse nahmen hochrangige Politiker aus aller Welt teil. Die Witwe Maike Kohl-Richter saß während des Gottesdienstes zwischen dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton und Jean-Claude Juncker, dem Präsidenten der Europäischen Kommission.

Nach Ende des Gottesdienstes wurde der vor dem Altar aufgebahrte und in eine deutsche Fahne gehüllte Sarg von Soldaten durch den Dom getragen. Dazu erklang die Kaiserglocke. Sie ist die größte des Domes. Vor der Kathedrale findet ein militärisches Zeremoniell statt. Anschließend beerdigt Bischof Karl-Heinz Wiesemann Kohl im engsten Familien- und Freundeskreis auf dem Domherrenfriedhof am Rande der Speyerer Altstadt.

 

Bischof Wiesemann: Ein wahrhaft großer Staatsmann

 

Wiesemann würdigte in seiner Ansprache „einen wahrhaft großen Staatsmann“. Zugleich ging er auf die Situation der Angehörigen ein. Er betonte, Kohl-Richter habe ihrem Mann entsprechend dem Eheversprechen „in guten wie in bösen Tagen, in Gesundheit wie in Krankheit“ beigestanden. Das Mitempfinden gelte aber auch den Söhnen und Enkeln, die ihren Vater und Großvater verloren hätten. Ohne auf den familiären Streit direkt einzugehen, sagte Wiesemann: „Uns berührt und erschüttert das Große wie auch das nach Erlösung Rufende, das diesen Tod umgibt.“

Der Bischof erinnerte während der Feier an Kohls persönliche Beziehung zum Speyerer Dom. Sie hatte damit begonnen, dass Kohl hier mit seiner Mutter im Zweiten Weltkrieg Zuflucht vor Fliegerbomben fand. Als Kanzler führte Kohl Staatsgäste aus aller Welt nach Speyer. Bis zu seinem Tod stand er der „Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer.“ vor. Wiesemann wies ferner darauf hin, dass das Portal, durch das der Leichnam nach dem Requiem aus dem Dom getragen wurde, ein Geschenk der rheinland-pfälzischen Landesregierung zum 900-jährigen Weihejubiläum des Kaiserdoms war. Der Ministerpräsident 1961 hieß Helmut Kohl.

 

Zutritt nur für geladene Gäste

 

Neben Wiesemann standen auch Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Präsident der EU- Bischofskommission COMECE, Wiesemanns Vorgänger als Bischof von Speyer, Kardinal Friedrich Wetter und Bischof Anton Schlembach sowie Weihbischof Otto Georgens und der päpstliche Nuntius Nikola Eterovic am Altar. Zum live in der ARD übertragenen Gottesdienst hatten aus Sicherheitsgründen nur geladene Gäste Zutritt. Die Feier wurde auch im Domgarten südlich der Kirche auf einem Großbildschirm gezeigt. Dort kamen bei regnerischem Wetter rund 600 Menschen zusammen.

Begonnen hatten die Trauerfeiern am Vormittag mit einem Trauerakt im Straßburger Europaparlament. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erinnerte daran, dass viele Menschen sich zwar an Kohl gerieben hätten - „auch ich kann davon erzählen, doch all das tritt zurück hinter seinem Lebenswerk“. Clinton sagte in einer sehr persönlichen Ansprache: „Ich habe diesen Mann geliebt.“ Weitere Redner waren unter anderen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Russlands Ministerpräsident Dimitrij Medwedew, der frühere spanische Premier Felipe Gonzalez und Juncker.