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Die Restaurierung der Grabkapelle in der Grabeskirche in Jerusalem ist eine „nie dagewesene brüderliche Zusammenarbeit“ gewesen. Das haben die Oberhäupter der drei Konfessionen, denen die Kirche gehört, zum Abschluss der Arbeiten gesagt.
In Jerusalem haben sich die Oberhäupter dreier Konfessionen positiv zum gegenwärtigen Stand der Ökumene geäußert. Die Vertreter der drei Besitzer der Grabeskirche, der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III., Franziskanerkustos Francesco Patton und der armenisch-apostolische Patriarch Nourhan Manougian lobten am Mittwoch anlässlich des feierlichen Abschlusses der Grabkapellenrestaurierung die gute Kooperation der Konfessionen.
Die Restaurierung der sogenannten Ädikula sei ein „Geschenk an die ganze Welt“, der eine „nie dagewesene brüderliche Zusammenarbeit“ vorangegangen sei, sagte Theophilos III. Die restaurierte Kapelle sei deren sichtbarer Beweis und habe eine „ökumenische Bedeutung für die gesamte Menschheit“.
Spiritueller Wert der Restaurierung
Einen über die „schiere physische Notwendigkeit der Konservierung, Restaurierung und Rehabilitierung der Ädikula“ hinausgehenden spirituellen Wert bescheinigte Francesco Patton, als Franziskanerkustos oberster Hüter der katholischen Heiligen Stätten im Heiligen Land, den Arbeiten. Diese seien in einer Atmosphäre gegenseitigen Vertrauens durchgeführt worden.
Die Kapelle über dem heiligen Grab in der Grabeskirche in Jerusalem. | Foto: Michael Bönte
Dass die Arbeiten rechtzeitig vor dem in diesem Jahr nach den Kalendern der Ost- und Westkirchen auf dasselbe Datum fallenden Osterfest abgeschlossen wurden, bezeichnete Patton als „glücklichen und providentiellen (von der Vorsehung bestimmten) Zufall“.
Mit der Restaurierung der Ädikula sei durch ein Umdenken der Kirchen „das Unmögliche möglich“ geworden, sagte der Leiter des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, der italienische Erzbischof Pierbattista Pizzaballa. Die professionelle Arbeit an der Kapelle sei damit das sichtbare Ergebnis einer „neuen Phase in unseren Beziehungen“.
Pizzaballa: „Balsam auf die Wunden“
Den Bau bezeichnete Pizzaballa als „Spiegel unserer selbst“, an dem sich die Wunden zeigten, „die unsere historischen Spaltungen geschaffen haben“. Die physische Restaurierung sei gleichzeitig „Balsam auf die Wunden an dem einen Leib Christi, der die Kirche der Gläubigen ist“. Pizzaballa rief dazu auf, in demselben Geist die Instandsetzung aller anderen Teile der Kirche fortzusetzen.
Der armenische-apostolische Patriarch Nourhan Manougian nutzte die von allen Beteiligten beschworene neue ökumenische Ära zu einem Aufruf an seine Amtsbrüder, den „Status anderer christlicher Kirchen in dieser heiligen Stadt zu überdenken“. Konkret forderte er, syrischen, koptischen und äthiopischen Christen, die bereits Nutzungsrechte an der Grabeskirche haben, sowie der derzeit nicht an der Grabeskirche beteiligten anglikanischen und lutherischen Kirche in der Osterzeit liturgische Feiern in der Grabkapelle zu ermöglichen. Dies könne ein beispielhafter Schritt zur Einheit der Christen sein.
Projektkosten: 3,4 Millionen Euro
Die Arbeiten an der heiligsten christlichen Stätte hatten nach Ostern 2016 begonnen. In einem aufwendigen Verfahren restaurierte und stabilisierte ein Expertenteam der Technischen Universität Athen den maroden Bau. Ein Großteil der Gesamtkosten des Projekts in Höhe von 3,4 Millionen Euro wurde von privaten Spendern sowie durch den gemeinnützigen World Monuments Fund (WMF) finanziert.
Die ökumenische Feier, zu der neben Vertretern verschiedener Kirchen, Ordensgemeinschaften und ziviler wie politischer Autoritäten auch der Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., und der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras anreisten, markierte das offizielle Ende der Arbeiten.