EU-Bischofskommission und Deutsche Bischofskonferenz mahnen Lebensschutz an

Abtreibung als Grundrecht? Kirche rügt Resolution des EU-Parlaments

  • Die katholische Kirche kritisiert die Forderung des EU-Parlaments nach einem "Grundrecht auf Abtreibung".
  • Die EU-Bischofskommission COMECE und die Deutsche Bischofskonferenz mahnen den Lebensschutz an.
  • Damit die Parlamentsresolution rechtskräftig wird, müssten allerdings alle EU-Mitgliedsstaaten zustimmen.

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Die katholische Kirche kritisiert die Forderung des EU-Parlaments nach einem "Grundrecht auf Abtreibung". Das Parlament begebe sich auf ein Gebiet außerhalb seiner Kompetenz und mische sich in innere Angelegenheiten demokratischer EU- und Nicht-EU-Staaten ein, erklärt der Generalsekretär der Bischofskommission COMECE, Manuel Barrios.

Der Vertreter der katholischen Bischofskonferenzen bei den EU-Institutionen warnt vor einer Förderung "radikaler politischer Agenden". Diese gefährdeten Grundrechte wie Meinungs- und Religionsfreiheit und beschädigten den Zusammenhalt der Gesellschaft. Man dürfe nicht "höhere ideologische Barrieren und Polarisierung schaffen".

Sorge vor Polarisierung

Dass das Europäische Parlament einen Einschluss der Abtreibung in die Grundrechte-Charta der Union so in den Vordergrund stelle, könne eine Reform der EU-Verträge ernsthaft gefährden und Auseinandersetzungen zwischen Bürgern und Mitgliedstaaten verstärken, sagt Barrios.

Als Reaktion auf die Aufhebung des Grundsatzurteils zu Schwangerschaftsabbrüchen in den USA hatte das EU-Parlament gefordert, ein Recht auf Abtreibung in die Grundrechte-Charta der EU einzufügen. Mit derselben Resolution appellierten die Abgeordneten an den US-Kongress, ein Gesetz zum Schutz von Abtreibungen auf Bundesebene zu verabschieden.

Umsetzung erfordert Einstimmigkeit der Staaten

Für die Entschließung stimmten auch zahlreiche Christdemokraten. Damit sie umgesetzt wird, müssten allerdings alle Mitgliedsstaaten zustimmen, auch solche wie Polen und Malta, in denen Ungeborene einen strikten gesetzlichen Schutz genießen.

Auch der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, kritisiert die Resolution des EU-Parlaments. Sie sei "nicht die richtige Reaktion auf gegenwärtige Debatten in den USA und anderen Ländern".

Deutsche Bischofskonferenz: Entschließung nicht hilfreich

Gesundheit und Rechte von Frauen zu schützen, seien "ohne Zweifel" herausragende Anliegen. Ein Recht auf Abtreibung lasse jedoch den Schutz des ungeborenen Lebens "völlig unberücksichtigt und wird der Komplexität der Situation in keiner Weise gerecht".

Einem ungeborenen Kind kämen "von Anfang an Menschenwürde, ein Recht auf Leben und ein eigenständiger Schutzanspruch zu", so Kopp. Auch sei eine Polarisierung der Debatte in Europa "unbedingt zu vermeiden". Gesellschaft und Politik seien aufgefordert, verantwortungsvoll mit dem Thema umzugehen. In diesem Zusammenhang sei die Entschließung des Parlaments nicht hilfreich.

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