Bischof und Indianer zu Gast in Grundschule

Adveniat-Gäste geben Einblick in das Leben am Amazonas

Wie warm ist es in Brasilien? Gibt es Raubtiere, Schlangen oder Vogelspinnen? Was essen die Menschen? Die beiden Adveniatgäste aus dem Amazonasgebiet stellten sich den Fragen der Dritt- und Viertklässler der Lambertusschule in Haltern-Lippramsdorf.

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Wissbegierig sind die Dritt- und Viertklässler der Lambertusschule in Haltern-Lippramsdorf. Kein Wunder, denn es kommt nicht jeden Tag vor, dass sie einem Bischof und einem Indianer aus dem Amazonasgebiet Löcher in den Bauch fragen können. Erzbischof Dom Roque Paloschi und Armindo Goes Melo sind Gäste der bischöflichen Aktion Adveniat. Sie sind mit Elisabeth Freitag und Norbert Bolte, Mitarbeiter des Hilfswerks für Menschen in Lateinamerika, zwölf Tage in Deutschland unterwegs, um auf die Situation bedrohter Völker aufmerksam zu machen.

Und so starten die Grundschüler an diesem Morgen mit Fremdsprachenunterricht. Denn Armindo Goes Melo begrüßt sie in der Sprache der Yanomami. Begeistert stimmen die Acht- und Neunjährigen ein. Auf die Frage, was sie von Brasilien wissen, kommen zahlreiche Antworten. Das ist kein Wunder, denn seit vielen Jahren unterstützt jede Klasse der Grundschule ein Patenkind in dem südamerikanischen Land.

 

Geschlafen wird in Hängematten

 

Es sind vor allem die Dinge des täglichen Lebens, die die Schüler interessieren: Wie warm ist es in Brasilien? Gibt es Raubtiere, Schlangen oder Vogelspinnen? Was essen die Menschen? Gehen die Kinder zur Schule? Wo kommt das Papier für den Unterricht her? Die Antworten, die sie hören, lassen sie häufig staunen oder auflachen, weil vieles für sie neu und erst einmal unverständlich ist.

Armindo Goes Melo ist 41 Jahre alt und Vater von fünf Kindern. Er lebt mit 100 anderen Yanomami in dem Dorf Maturaca an der Grenze zu Venezuela. Er gehört zu den indigenen Repräsentanten und spricht auf nationalen und internationalen Konferenzen für sein Volk. Geduldig beantwortet er auch in der Grundschule die Fragen.

Als Melo erzählt, dass die Menschen Fisch, Fleisch und Affen essen, geht ein lautes Raunen durch den Klassenraum. „Wir leben von den Tieren, die wir im Regenwald jagen können“, berichtet er. Geschlafen wird in Hängematten, denn es ist sehr heiß im Amazonasgebiet. Das Papier für den Unterricht erhalten die Kinder über den Staat, der es an die Kirche gibt. Diese verteilt es in den Dörfern, damit die Kinder lernen können.

 

Zum Abschluss ein Lied

 

Der Erzbischof von Porto Velho, Dom Roque Paloschi, war zwölf Jahre als Bischof im Amazonasgebiet tätig und ist seit September 2015 Präsident des Indigenen-Missionsrates der katholischen Kirche, dessen Arbeit das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat seit vielen Jahren unterstützt. Er berichtet auch darüber, dass der Regenwald und die Menschen, die im Amazonasgebiet leben, gefährdet sind. Denn Holzfäller und Goldsucher zerstören unter anderem den Lebensraum der indigenen Völker.

Aufmerksam hören die Kinder zu, sind interessiert und recken ihre Arme in die Höhe, um vielleicht auch noch ihre Frage beantwortet zu bekommen. Doch schnell ist die gemeinsame Zeit vorbei. Zum Abschluss singen sie den beiden Gästen ein deutsches Kinderlied vor. Armindo Goes Melo revanchiert sich ebenso mit einer Gesangseinlage. „Wir kennen es nicht, dass alle zusammen singen. Bei uns singt jeder in seinem Rhythmus und auf seine Art“, berichtet er und gibt eine Kostprobe.

 

Besuch soll Schüler für fremde Kulturen sensibilisieren

 

„Wir gehen mit unseren Gästen in die Schulen, damit die Kinder unmittelbaren Kontakt zu Menschen erhalten, die aus anderen Kultur kommen“, berichtet Elisabeth Freitag über das Konzept. Den Heranwachsenden die fremden Kulturen näher zu bringen, ihnen zu vermitteln, dass außerhalb der zivilisierten und technisierten Welt Menschen auch anders leben, ist ein Ziel der Besuche. „Die indigenen Völker verstehen sich als Teil der Natur. Sie schätzen den Regenwald, in dem sie leben, und wollen ihn schützen“, informiert Freitag weiter. Menschen für diese Anliegen zu sensibilisieren, ist ihr ein besonderes Anliegen.

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