Anzeige
„Pling, pling, pling machte es in einer Tour!“ Adelheid Rolfes und Hiltrud Athmann sind immer noch ganz begeistert über den Verlauf ihres ersten Adventsbasars über den Messengerdienst „WhatsApp“ auf ihren Smartphones.
Wie zuletzt 2017 hatten die Frauen mit ihrer „Montagsclique“ der Gemeinde St. Bonaventura/St. Johannes Baptist den großen Adventsbasar zugunsten des Sacred-Heart-Hospizes in Namibia geplant: „Der Saal hatte zugesagt, das Ordnungsamt auch“, schildert Adelheid Rolfes die Vorbereitungen.
Fast wie eine große Familie sei das halbe Dorf in die Vorbereitungen involviert, beschreiben die beiden Frauen das Gemeinschaftsgefühl. Eine Frau setzte Likör für 50 Flaschen an, der Schmied aus der Nachbarschaft stiftete metallene Tannenbäume.
Einen ganzen Abend lang durchfotografiert
Lange Tage liebevoller Handarbeit stecken in diesen geschreinerten Schmuckbohlen von Gregor von der Heide. | Foto: Heinrich Athmann
Dazu kamen die wertigen Leinentischdecken, Basteleien und natürlich „Erdbeermarmelade und Strümpfe. Die sind der Renner“, sagen die Frauen, die beim Anfertigen der Waren vom „Dienstags-Häkelkreis“ der Pfarrgemeinde unterstützt werden. „Die Heimarbeit im Frühjahr kam uns zugute“, sagen die Frauen mit einem Augenzwinkern. Im ersten Lockdown sei bereits viel genäht und Weihnachtskarten gebastelt worden. Dazu kamen Sachpreise und Spenden für eine Tombola.
„Die Luft wurde dünner, die Corona-Zahlen nahmen zu“, sagt Adelheid Rolfes. Als Plan B war sogar ein Verkaufsstand vor und in der Kirche in Absprache mit Pfarrer Christian Wölke im Spiel gewesen. „Und dann haben wir uns entschieden, den ,Außer-Haus-Verkauf‘ anzubieten“, sagt Hiltrud Athmann. Einen Abend lang fotografierten ihre Mitstreiterin und sie die Kunsthandwerke, von Nikoläusen, kleinen Engeln auf Baumscheiben bis zu Holz-Elchen. Sterne aus Perlen, Mützen und Stirnbänder wanderten dann ebenfalls mit den Preisangaben in den WhatsApp-Chat.
5.000 Euro eingenommen
Logistisch war das Verwalten der Bestellungen eine Herausforderung: „Unser Haus war voll“, sagt Hiltrud Athmann. Leider durften die anderen Frauen aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht mithelfen. So waren die beiden auf sich gestellt: „Das ging an dem Dienstag, als wir die erste WhatsApp mit den Fotos der Angebote veröffentlichten, in einer Tour. Damit hätten wir niemals gerechnet.“
Geteilt wurde der Aufruf in Familiengruppen, im Sportverein, bei den Landfrauen, im Chor. Dann wurden die Bestelllisten geführt und die Waren eingepackt: „Mein Mann hat Brote geschmiert, wir wären sonst nicht zum Essen gekommen“, sagt Hiltrud Athmann. Die anderen Frauen holten die Kartons ab und lieferten sie aus. Am Ende stand ein Erlös von mehr als 5.000 Euro.
Freude bei Schwester in Münster
Ausgestellt im Messenger-Chat wurden auch diese Holz-Elche von Gregor von der Heide. Die Sektflasche dient dem Größenvergleich.| Foto: Rainer Nienaber
Über den Erlös für „ihr“ Hospiz und über den „WhatsApp-Fanclub“ freue sie sich ganz besonders, sagt Schwester Klara Kohorst lachend am Telefon. Die 83-Jährige lebt seit 2006 im Mutterhaus der Hiltruper Missionsschwestern und hat lange Jahre mit Mitschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu in Afrika gewirkt.
Zuvor hatte sie ihre Krankenschwesterausbildung in Cloppenburg absolviert und ist vielen in Mühlen und Steinfeld als „Doats Klärchen“ bekannt. „Mit meinem ,Porsche‘ komme ich auch hier noch rund“, sagt Schwester Klara über ihren Rollstuhl und ihr Leben in der Senioreneinrichtung. Ansonsten freut sie sich, wenn sie auf ihrem Tablet elektronische Nachrichten von ihrer Nichte aus Mühlen bekommt.
Ein Dank auf Afrikaans
Besonders dankt sie ihrem Vetter Gregor von der Heide für seinen Einsatz: „Er sitzt mit seinen 81 Jahren den ganzen Tag im Keller und fertigt aus Holz wunderschöne Arbeiten für den Basar.“ Sie schickt ein herzliches „Baie Dankie“ auf Afrikaans in ihre alte Heimat im Kreis Vechta. Über ihr Tablet steht sie aber auch noch in Kontakt mit dem Hospiz: „Sterbende haben in Namibia keine Lobby. Der Staat kümmert sich nicht gut um sie“, sagt Schwester Klara.
Von der Einrichtung konnten sich Hiltrud und Heinrich Athmann bei einem Besuch 2006 in Windhoek ein Bild machen: „Ich bin froh, dass wir das Hospiz zu Beginn unserer Reise besucht haben, sonst hätte ich die Eindrücke zu stark mit nach Hause genommen“, sagt die Mühlenerin.
Sterbenden aus den Slums geholfen
Mit Schwester Maria Heide, die aus Kroge stammt, seien sie damals auch durch die Slums gefahren, aus denen die Sterbenden stammen. Die Fotos, die Athmann damals vom Hospiz gemacht hat, werden seitdem bei jedem Basar ausgestellt: „Damit die Besucher auch erfahren, wen sie unterstützen.“
Wie wird es weitergehen mit dem Traditionsbasar, der seit über 40 Jahren besteht? „Auf jeden Fall ist der Termin Mitte November 2021 gesetzt“, sagt Hiltrud Athmann. Auf viel fleißige Helfer kann sie sich wieder verlassen: Sogar ihre Enkelin Magda hat beim Verteilen geholfen und eine große Summe ihres Taschengeldes gespendet.