Gericht droht bayerischer Ordensfrau „empfindliche Freiheitsstrafe“ an / Lob aus dem Vatikan

Äbtissin Mechthild hält an Kirchenasyl fest

Trotz einer vom Gericht angedrohten Gefängnisstrafe hält die fränkische Benediktinerin Mechthild Thürmer (62) am Kirchenasyl fest. Unterstützung erhält die Ordensfrau aus aller Welt - auch von dem für Flüchtlinge zuständigen Kardinal im Vatikan.

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Trotz einer vom Gericht angedrohten Gefängnisstrafe hält die fränkische Benediktinerin Mechthild Thürmer (62) am Kirchenasyl fest. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) äußerte die Ordensfrau ihr Befremden über einen vom Amtsgericht Bamberg noch vor jeder öffentlichen Verhandlung angebotenen Deal. Die Äbtissin von Kloster Kirchschletten ist der Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt angeklagt. Ein Verhandlungstermin wurde mit Blick auf zwei weitere Ermittlungsverfahren dieser Tage kurzfristig abgesagt.

Das Gericht hatte ihr „dringend nahegelegt“, mit Blick auf eine zu erwartende „empfindliche Freiheitsstrafe“ wenigstens die aktuelle Beherbergung einer Asylbewerberin aufzugeben. Für diesen Fall wurde ihr die Aussetzung der Strafe zur Bewährung in Aussicht gestellt.

 

Äbtissin: Das ist doch kein Schachspiel

 

Äbtissin Mechthild sagte, sie werde das aktuelle Kirchenasyl erst beenden, wenn das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) die betreffende Frau in ein nationales Verfahren übernommen habe. Der von ihr beschützten Kurdin drohe die Abschiebung nach Rumänien. „Es geht um Menschenleben, um die Zukunft junger Menschen“, sagte die Ordensfrau. Diese könne sie im konkreten Fall nicht opfern, nur weil sie selbst sich in einer juristischen Auseinandersetzung befinde. „Das ist doch kein Schachspiel.“

Irritiert zeigte sich die Benediktinerin ferner von dem Umstand, dass sie vom Gericht offenbar als vorsätzlich handelnde Wiederholungstäterin eingestuft werde. Dabei habe sie vom Strafantrag der Staatsanwaltschaft erst am 5. Februar erfahren. Die beiden anderen Kirchenasyle hätten aber schon am 19. Januar 2020 und am 10. September 2019 begonnen. Letzteres sei inzwischen beendet.

 

Lob aus dem Vatikan

 

Die Äbtissin berichtete außerdem von Solidaritätsbekundungen, die sie inzwischen aus aller Welt empfangen habe, sogar aus den USA. „Ich bräuchte zwei Sekretäre, um alles zu beantworten“, sagte sie.

Auch der römische Kurienkardinal Michael Czerny hat das Verhalten der Ordensfrau gewürdigt. Angesprochen auf die Verhandlung des Amtsgerichts Bamberg gegen die Ordensfrau sagte Czerny am Donnerstagabend bei einem Internet-Seminar der englischen Zeitschrift „The Tablet“: „Gott segne sie!“ Czerny ist in der vatikanischen Entwicklungsbehörde für die Themen Migration und Flucht zuständig.

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