Bischof Kyrillos Kamal William Samaan zu Besuch bei „Kirche+Leben“

Ägyptischer Bischof tritt für mehr Kontakte mit Muslimen ein

Nach Ansicht von Bischof Kyrillos Kamal William Samaan, koptisch-katholischer Bischof im oberägyptischen Assiut, können Konflikte zwischen Christen und Muslimen am besten gemeinsam gelöst werden – in sogenannten Familienhäusern.

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Eine enge Zusammenarbeit auf vielen Ebenen des Alltags in sogenannten Familienhäusern (Beit el' ela) hat zu einer Befriedung zwischen Muslimen und Christen in Ägypten beigetragen. Das sagte der koptisch-katholische Bischof Kyrillos Kamal William Samaan aus dem oberägyptischen Assiut anlässlich eines Redaktionsbesuchs bei „Kirche+Leben“ in Münster. Den Familienhäusern liegt eine Initiative der christlichen Kirchen und der Azhar-Universität in Kairo zugrunde. Kyrillos selbst ist zurzeit Präsident des Beit el' ela in Assiut.

„Familienhäuser gibt es in allen Provinzen und Bezirken“, sagte der Bischof. In ihnen arbeiten gemäßigte Muslime und Vertreter der christlichen Konfessionen Hand in Hand – Wissenschaftler, Imame, Journalisten, Frauen, Jugendliche. Unterteilt sind sie in Kommissionen etwa für Schule,  Versöhnung und Dorfarbeit. So würden Gruppen von muslimischen und christlichen Jugendlichen gemeinsam die Straßen fegen oder Bäume pflanzen. Die Versöhnungs-Kommission schlichtet Streit zwischen Muslimen und Christen vor Ort und „ist mit der entsprechenden Autorität ausgestattet“. 

 

Lage der Christen hat sich entspannt

 

Die Lage der Christen in Ägypten hat sich nach Aussagen des Bischofs in den letzten zwei Jahren verbessert. „Zum dritten Mal wird Präsident Abd al-Fattah as-Sisi am 7. Januar an einem koptisch-orthodoxen Weihnachtsgottesdienst teilnehmen und den Christen Res­pekt erweisen“, sagte er.

As-Sisi verdeutliche auch, dass Christen genauso Bürger des Landes sind wie Muslime. In seiner Regierungszeit seien alle in der Vergangenheit von Islamisten in Brand gesetzten Kirchen restauriert worden. „Unter den 27 Gouverneuren, den Leitern der Provinzen, sind erstmals zwei Christen, davon eine Frau“, sagte er. Kirchen-Neubauten sind ebenfalls möglich. Allerdings würden kommunale Behörden manche Projekte ausbremsen, „weil sie gegen Christen allergisch sind“.

„Nur in der Provinz Al-Minya in Mittelägypten verfolgten die Islamisten weiterhin Christen, indem sie Gottesdienste unterbinden oder Häuser und Geschäfte anzünden“, sagte Kyrillos. Es gebe aber auch Provokationen von Seiten der Christen. Sein koptisch-katholischer Amtsbruder in Al-Minya habe jedoch ohne Probleme Kirchen neu errichten können.

 

Erst das Land kennenlernen, dann integrieren

 

Angesprochen auf die Lage der Flüchtlinge in Deutschland, Probleme der Integration und die Angst vor Parallelgesellschaften, sagte der Bischof. „Wenn die Flüchtlinge kommen, dürft ihr sie nicht sofort integrieren. Es muss eine Übergangsphase geben, in der sie drei Sachen lernen: die Sprache des Landes, die Gesetze und die Traditionen und Gewohnheiten. Danach können sie sich integrieren. Denn sie kommen mit einem anderen Lebensverständnis und wollen ihre Sprache, Traditionen und Gesetze einführen. Das geht nicht.“

In Ägypten leben 100 Millionen Menschen. Der Großteil sind Muslime. Etwa 15 Millionen sind Christen – mehrheitlich orthodoxe Kopten. 200.000 gehören der koptisch-katholischen Kirche an, die mit Rom verbunden ist. Von ihnen leben 50.000 in Kyrillos' Diözese Assiut. Zudem gibt es Melkiten, Maroniten, Syrer, Armenier, Chaldäer und etwa 30.000 römisch-katholische Flüchtlinge aus dem Sudan.

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