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In Münster hat das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ zur Demonstration gegen den Neujahrsempfang der Alternative für Deutschland (AfD) aufgerufen. Auch kirchliche Gruppen beteiligen sich an dem Protest vor dem Rathaus. In einem ökumenischen Friedensgebet soll ein „Zeichen für Toleranz, Dialogbereitschaft, Fremdenfreundlichkeit und die unantastbare Würde des Menschen“ gesetzt werden.
An der Demonstration gegen den Neujahrsempfang der Alternative für Deutschland (AfD) im münsterschen Rathaus am Freitag um 17 Uhr beteiligen sich auch kirchliche Gruppen. Das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ organisiert den Protest auf dem Prinzipalmarkt. Gerade die Einladung des thüringischen AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke, der als Vertreter des extrem rechten Flügels der Partei gilt, wird vom Bündnis kritisiert.
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Münster lädt auch in diesem Jahr vor der Demonstration um 16 Uhr zu einem ökumenischen Friedensgebet in die Überwasserkirche ein. Die ACK wolle ein „Zeichen für Toleranz, Dialogbereitschaft, Fremdenfreundlichkeit und die unantastbare Würde des Menschen“ setzen, heißt es in der Ankündigung. „Es ist traurig, dass dieser Gottesdienst bereits zu einer Tradition werden muss“, sagt der katholische Stadtdechant Jörg Hagemann. „Traurig, dass es immer noch nötig ist, für diese Werte beten zu müssen.“
Friedensgebet soll zum Protest motivieren
LIVE
"Kirche-und-Leben.de" übeträgt das ökumenische Gebet am Freitag, 20. Januar, ab 16 Uhr live.
Hagemann betont, es sei kein Gebet gegen jemanden oder etwas, sondern ein Gebet für die genannten Werte. „Gegen etwas zu beten, macht keinen Sinn.“ Die zeitliche und örtliche Nähe zur Demonstration auf dem Prinzipalmarkt sieht er aber als Motivation, „nachher aktiv werden zu können“.
Er wird in seiner Predigt deshalb wieder so deutlich werden wie in den bisherigen Friedensgebeten. „Wir Christinnen und Christen können als Menschen guten Willens nicht still sein, wenn der Hass wieder alltäglich wird“, sagte er im Gottesdienst vor dem AfD-Treffen im Februar 2020.
Auch die Pfarrei St. Lamberti beteiligt sich an den Protesten. „Wir werden ein positives Zeichen für eine offene und europäisch geprägte Gesellschaft setzen“, sagt der Pfarrer der Stadtgemeinde, Hans-Bernd Köppen. An der Kirche am Prinzipalmarkt werden Europa-Flaggen wehen – wie auch an den Häuserfronten der Geschäfte, wozu sich die Kaufleute entschlossen haben. „Es ist ein Zeichen, das zu unserer Stadt passt.“ Und eben nicht zur politischen Ausrichtung der AfD.
Laien im Bistum fordern „genaues Hingucken“
„Ich freue mich über jeden, der aus seiner christlichen Grundüberzeugung heraus zu dem Protest geht“, sagt der Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster, Ulrich Vollmer. Der AfD sei vorzuwerfen, dass sie sich von rechtsradikalen Tendenzen in ihrer Partei nicht ausreichen distanziere. „Eine Partei, die sich da nicht deutlich abgrenzt, ist aus Sicht des Komitees nicht wählbar.“ Gerade das christliche Menschenbild fordere ein „genaues Hingucken auf die Hintergründe politischer Positionierungen“.
Auch der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Münster ruft die Mitglieder seiner Verbände auf, an der Demonstration teilzunehmen. Auf der Bühne wird die BDKJ-Diözesanvorsitzende Anna-Lena Vering eine Rede halten. Neben Vering spricht auch Henning Bayer von der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg im Bistum Münster (DPSG). Die DPSG im Bezirk Münster schreibt auf Facebook: „Wir wollen zeigen: Wir sind divers, solidarisch und bunt. Wir lassen keinen Raum für Rechtsextremismus!“
Traditionell starke Gegenproteste in Münster
Demonstrationen gegen die AfD-Empfänge im Rathaus haben mittlerweile Tradition in Münster. Bis zu 8.000 Münsteraner versammelten sich in den vergangenen Jahren zu diesem Anlass auf dem Prinzipalmarkt – mit dabei auch immer Redner aus den Verbänden und Organisationen der Kirchen.