Öffentliche Debatten „nicht über unsere Köpfe hinweg“

Afrika-Seelsorger: Afrikaner müssen mehr Präsenz zeigen

Der Koordinator für Afrikanerseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz wünscht sich von den in Deutschland lebenden Migranten aus Afrika mehr Präsenz in der öffentlichen Debatte. „Es ist wichtig, dass die Gesellschaft mit uns ins Gespräch kommt.“

Anzeige

Sylvester Ihuoma, Koordinator für Afrikanerseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, wünscht sich von den in Deutschland lebenden Migranten aus Afrika mehr Präsenz in der öffentlichen Debatte. „Es ist wichtig, dass die deutsche Gesellschaft wahrnimmt, dass wir da sind, und mit uns ins Gespräch kommt und dass nicht über unsere Köpfe hinweg bestimmt wird“, sagte der 47-Jährige am Sonntag (19.09.2016) in Essen.

Dort fand auf Einladung der Afrikanischen Katholischen Gemeinden der nordrhein-westfälischen Bistümer ein Kongress unter dem Motto „Ohne Grund keine Flucht – Afrika(ner) nicht vergessen!“ statt. Zu den rund 500 Teilnehmern gehörte auch der aus Nigeria stammende Papstbotschafter in Nicaragua, Erzbischof Fortunatus Nwachukwu.

 

„Niemand verlässt seine Heimat freiwillig“

 

Ihuoma, ebenfalls Nigerianer und als Pastor der afrikanischen Gemeinde in Münster tätig, wandte sich gegen eine einseitige Wahrnehmung von Flüchtlingen und Migranten. Diese kämen nicht einfach nach Europa, weil sie sich bereichern wollten. Niemand verlasse seine Heimat freiwillig. Zugleich verwies er auf das Potenzial der afrikanischen Diaspora in Deutschland. So seien deren Geldtransfers um ein Vielfaches höher als „alle Entwicklungshilfe, die nach Afrika geht“.

Boniface Mabanza von der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA) in Heidelberg erinnerte an die Mitverantwortung Europas an den sozialen und wirtschaftlichen Problemen in vielen Staaten Afrikas. Zwar seien die meisten afrikanischen Länder in den 1960er Jahren von den europäischen Kolonialmächten unabhängig geworden. Aber die positiven Effekte der Unabhängigkeit seien damals wie heute nur einer kleinen Elite zugutegekommen. „Früher waren es die Kolonialmächte, heute sind es die Konzerne“, sagte er.

Es fehle an Arbeitsplätzen und einer ausreichenden Bildung für Kinder und Jugendliche. „All das wird dazu führen, dass in Zukunft noch mehr junge Menschen den Weg ins Ausland suchen werden“, so Mabanza. Die Veranstaltung endete am Nachmittag mit einem afrikanischen Gottesdienst in der Ludgerus-Basilika in Essen-Werden. In Nordrhein-Westfalen leben nach Angaben der Veranstalter mehr als 25.000 afrikanische Katholiken, der größte Teil davon im Ruhrgebiet.

Anzeige