Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland zu Gast in Münster

Aiman Mazyek warnt vor Vorrang einer Religion gegenüber anderen

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, hat davor gewarnt, einer einzelnen Religion Vorrang gegenüber den anderen zu geben. Mazyek hielt einen Vortrag in der „Villa ten Hompel“ in Münster.

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Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, hat davor gewarnt, einer einzelnen Religion Vorrang gegenüber den anderen zu geben. Bei einem Vortrag in Münster räumte er ein, es gebe zwar Muslime, die den Islam über alle anderen Religionen stellten. Diese befänden sich jedoch „auf dem Holzweg“ und würden eine große Sünde begehen, da so eine Sicht nicht auf den Islam zurückzuführen sei.

Mazyek erklärte, für ihn als Muslim stelle der Islam zwar die Wahrheit dar. Allerdings wende er sich nicht von anderen Meinungen, Religionen oder dem Atheismus ab, sondern respektiere diese Anschauungen. Der Zentralratsvorsitzende äußerte sich auf einer Veranstaltung in der Villa ten Hompel, einer Gedenkstätte für Verbrechen während des Nationalsozialismus.

Der Islam habe mit dem Christen- und Judentum weitaus mehr Schnittstellen, als man denke: Beispielsweise verehre der Koran Jesus und Maria sehr und schätze sie wert.

Aiman Mazyek wurde 1969 als Sohn eines Syrers und einer Deutschen in Aachen geboren. Als Kind wanderte er 1977 mit seinen Eltern nach Aleppo in Syrien aus. Nach sieben Monaten kehrte die Familie zurück nach Deutschland, da sie sich im Alltagsleben Syriens nicht zurechtfand. Mazyek studierte Philosophie, Volkswirtschaft und Politikwissenschaft in Aachen und Arabistik in Kairo. 2010 wurde er Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. | mpl

 

Hilfsbereitschaft entscheidend

 

Es komme auf die guten Taten an: Vor allem in den letzten Jahren, als viele Menschen aus den arabischen Ländern flüchten mussten, habe Deutschland Haltung bewahrt: Dort, wo im zweiten Weltkrieg noch Deportationen stattgefunden haben, hätten in den letzten Jahren Menschen Flüchtlinge in einer Willkommenskultur empfangen. Hand in Hand würden sich Islam, Christentum, Judentum, aber auch humanitäre Gruppen gegen Rassismus und Parolen von Rechtsgesinnten vorgehen.

Nach Ansicht von Mazyek ist es völlig egal, aus welcher Motivation man sich beispielsweise auf die Seite der Flüchtlinge stelle: „Das Ziel bleibt gleich. Wir alle wollen Menschen helfen. Woher wir das ableiten, ist nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass wir es tun.“

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