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Rund 35.000 Übernachtungsgäste zählt die Katholische Akademie Stapelfeld bei Cloppenburg pro Jahr, bis 2026 ist sie ausgebucht. Jetzt wurden Zimmer und Gebäude auf Stand gebracht. Wegen der Bedeutung des Bildungshauses – auch für die Zukunft der Kirche.
Neun Millionen Euro, richtig viel Geld. Hätte man dafür das 70 Jahre alte Gebäude nicht besser abgerissen und dann komplett neu gebaut? Willi Rolfes schüttelt den Kopf. Für den Geschäftsführenden Direktor wäre das keine Alternative gewesen. Denn das hätte für die Katholische Akademie Stapelfeld bedeutet: den laufenden Betrieb komplett einstellen, Mitarbeiter entlassen, Menschen enttäuschen. „So eine Entscheidung hat auch etwas mit Verantwortung zu tun“, sagt er.
Rolfes hat dabei auch die Gäste im Blick: „Auch mit Rücksicht auf sie haben wir die Renovierung und Sanierung der Zimmer und Gebäude im laufenden Betrieb vorgenommen. So konnten wir ihnen und sie uns treu bleiben.“ Und außerdem, so fragt er zurück: „Was bekommt man schon für neun Millionen Euro? Einen Supermarkt vielleicht.“
Akademie Stapelfeld bedeutet für viele Heimat
Wer Akademiedirektor Marc Röbel fragt, ob es gut angelegtes Geld war, bekommt ebenfalls ein Nicken und eine klare Antwort. „Auf jeden Fall“, sagt er und nennt einen Grund: „Weil Stapelfeld ein Ort ist, der seit Jahrzehnten für viele Menschen Heimat bedeutet. Und diesen Charakter wollen wir weiter stärken.“
Genau dazu seien die Arbeiten nötig gewesen, mit denen das Bildungshaus in den vergangenen drei Jahren seinen aufgelaufenen Renovierungsstau abgearbeitet, alle 108 Zimmer mit 168 Betten auf einen modernen Standard gebracht und das Dach und die Rohr- und Kabelleitungen komplett erneuert hat.
Akademie soll einladenden Charakter behalten
Gerüste und Absperrungen sind mittlerweile abgebaut. Wer sich vom Parkplatz aus dem Eingang nähert, hat wieder den gewohnten Anblick der Akademie in diesem ländlichen Teil von Cloppenburg vor Augen. Ein „Bildungshaus mit einladendem Charakter“, wie Marc Röbel es nennt.
Willi Rolfes erklärt, warum er gerade Gastlichkeit und Offenheit für so wichtig hält: Bildungsarbeit gehöre zu den Bereichen, in denen die Kirche weiterhin Zulauf habe, sagt er. „Und wir erreichen mit unseren Angeboten Menschen, die andere noch nie erreicht haben oder nicht mehr erreichen.“ Es sei wichtig, dieses „Fenster zur Gesellschaft“ offenzuhalten.
Stapelfeld kann auch digital
Daran habe auch die Corona-Erfahrung nichts geändert. „Digital können wir! Das haben wir gezeigt“, sagt Rolfes, „und wo das sinnvoll ist, machen wir das auch künftig.“ Doch trotz Online-Seminaren habe die Akademie als Treffpunkt ihre Bedeutung nicht verloren. Bildung ereigne sich über personale Vermittlung und Begegnung, sagt Akademiedirektor Röbel. „Und das geht dreidimensional ganzheitlich, live und in Farbe viel besser als am Bildschirm.“
Wegen mangelnder Nachfrage brauchen sich der Geschäftsführende und der Akademiedirektor dabei anscheinend nicht zu sorgen. „Wir sind bis über das Jahr 2026 ausgebucht“, sagt Willi Rolfes. Rund 35.000 Übernachtungsgäste verzeichnet die Akademie jedes Jahr. Etwa je zu einem Drittel aus dem Oldenburger Land, aus dem weiteren Umfeld und von weiter her. Dazu kommen Tagesgäste, die für Konzerte, Vorträge oder Diskussionen anreisen.
Akademie Stapelfeld „Thinktank“ in der Region
Diese Zahlen erreiche die Akademie insbesondere dank ihres Dozententeams, das mit eigenen Angeboten besondere Akzente setze, zum Beispiel in den Bereichen Kunst, Theologie, Philosophie. „Damit sind wir eine Art ,Thinktank‘ in der Region“, beschreibt der habilitierte Theologe Marc Röbel dessen Funktion. Ein Team, das es auch als seine Aufgabe verstehe, Diskussionen anzustoßen. Mit Seminaren und mit Vorträgen zu aktuellen und relevanten Themen.
„Wir machen Angebote, die nicht nur für einen kirchlichen ,Inner Circle‘ gedacht sind“, sagt Röbel. „Und das zieht Menschen an.“ Für ihn liegt darin eine große Chance: Denn wer sich für Fotografie, Philosophie oder Kunst interessiere, erlebe in Stapelfeld Dozenten mit Kompetenz in einem ansprechenden Rahmen und dazu ein christliches Selbstverständnis. „So erreichen wir mehr Generationen und auch mehr Milieus als dies etwa eine Pfarrei heute noch könnte.“
Auch das sei bei der Einordnung einer Neun-Millionen-Euro-Investition zu bedenken, sagt Marc Röbel. „Die Frage ist: Wie erreichen wir als Kirche Wirkungen? Und da sind wir davon überzeugt: Eine Einrichtung wie Stapelfeld ist eine ganz wichtige Ressource. Deshalb ist das hier nicht Luxus, sondern eine Zukunftsinvestition.“
Sanierung der Akademie Stapelfeld
Die Gesamtkosten für die nach drei Jahren jetzt abgeschlossene Sanierung und Renovierung belaufen sich auf rund neun Millionen Euro. Dabei wurden alle Zimmer und die Technik des Hauses auf den neuesten Stand gebracht. Auch das Dach wurde komplett erneuert und ebenso wie das gesamte Gebäude energetisch saniert. Die Maßnahmen sind Teil eines längerfristigen Konzeptes. Finanziert wurden sie mit Unterstützung des Bischöflich Münsterschen Offizialats in Höhe von fünf Millionen Euro, durch Eigenmittel in Höhe von 3,15 Millionen Euro sowie durch einen Zuschuss vom Landkreis Cloppenburg in Höhe von 500.000 Euro und Bundesmittel in Höhe von 350.000 Euro.