Protest gegen „europäische Abschottungspolitik“ auch in Münster

Aktivisten entfernen bundesweit Könige aus Krippen

Zum Dreikönigstag haben Aktivisten aus Kirchen in Münster und bundesweit zwei der Drei Heiligen Könige entfernt, um auf das Schicksal von Flüchtlingen aufmerksam zu machen. Die Reaktionen waren größtenteils positiv, hieß es.

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Im Vorfeld des Dreikönigstags am Montag haben Aktivisten aus mehreren Kirchen bundesweit Krippenfiguren entfernt, um auf das Schicksal von Flüchtlingen aufmerksam zu machen. Unter anderem seien aus Krippen in acht Münsteraner Kirchen sowie in Gotteshäusern in Berlin, Bielefeld, Darmstadt und Köln jeweils zwei der Heiligen Drei Könige heimlich entfernt worden, sagte Thorsten Meinholdt, einer der Sprecher der Aktion „Ausgegrenzt - Dreikönige vor den Toren Europas“, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Auf Twitter und Instagram ist die Aktion unter @zwei_fehlen mitzuverfolgen.

Die „europäische Abschottungspolitik“ habe verhindert, dass die beiden Könige „das neugeborene Flüchtlingskind Jesus von Nazareth begrüßen“, ergänzte Sprecherin Rosa Frahm: „Ein König sitzt im Lager Moria auf Lesbos fest.“ Ein anderer werde „im Ankerzentrum Deggendorf festgehalten. Sein Ersuchen, den Messias mit Geschenken zu begrüßen, wird als offensichtlich unbegründet abgelehnt. Zur effektiveren Durchsetzung seiner Abschiebung darf er den Landkreis nicht verlassen.“

 

Überwiegend positive Reaktionen

 

Mit der Aktion wolle man aufmerksam machen auf eine „gravierende humanitäre Notlage in den Flüchtlingslagern an den europäischen Außengrenzen und innerhalb Europas“ sowie auf die „menschenunwürdige Unterbringung“ in den Ankerzentren. All diese Lager müssten sofort geschlossen werden. Die dort untergebrachten Menschen müssten in Deutschland und anderen EU-Staaten aufgenommen werden.

Die Reaktionen aus den betroffenen Gemeinden seien überwiegend positiv gewesen, berichtete Meinholdt der KNA: „Und wo es Kritik gab, haben wir die Figuren sofort zurückgebracht.“ In allen Kirchen hätten die Aktivisten einen Zettel in der Krippe und einen Brief hinterlassen, um auf die Hintergründe aufmerksam zu machen. Zudem hätten sie zugesagt, die Figuren bald nach dem Dreikönigstag unversehrt zurückzubringen.

 

Gemeinde in Köln erstattet Anzeige

 

Die katholische Gemeinde Sankt Pankratius in Köln hingegen hat Anzeige wegen Diebstahls erstattet, wie Pfarrer Wolfgang Fey der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag bestätigte. „Auf das Elend Geflüchteter in Lagern aufmerksam zu machen, ist ganz wichtig“, erklärte Fey. „Nur hier ist es völlig verdreht.“

„Die Leute haben das nicht verstanden“, kritisierte Pfarrer Fey. Vor allem am Sonntag sei die Empörung unter den Gottesdienstbesuchern groß gewesen. Auch während der Woche kämen viele Menschen in die Kirche, um sich die Krippe anzusehen, etwa Großeltern mit ihren Enkeln. Gerade in Köln schlage so eine Aktion eine Wunde, sagte Fey. Außerdem tun dem Pfarrer die Helfer in seiner Gemeinde leid, die schon Wochen vor Weihnachten überlegt hätten, wie sie die Krippe gestalten wollten.

 

Was am 6. Januar gefeiert wird

 

Am 6. Januar feiert die Kirche das Fest der Heiligen Drei Könige. Das Matthäus-Evangelium berichtet je nach Übersetzung von Weisen, Magiern oder Astrologen aus dem Osten, die, einer Sternenkonstellation folgend, über Jerusalem nach Bethlehem kamen, um den neugeborenen König der Juden zu suchen. Der Volksglauben machte aus den Magiern Könige verschiedener Erdteile und legte ihre Zahl in Anlehnung an die Zahl der Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe auf drei fest. In vielen Krippen werden die Figuren der Könige zum Dreikönigstag aufgestellt.

UPDATE 06.01.2020, 16:00: Zwei Absätze Reaktionen (Anzeige) aus Köln.

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