Sie sahen sich nach Missbrauchs-Artikel unter Druck gesetzt

Alle Redakteurinnen der Vatikan-Frauenzeitschrift treten zurück

Die Redaktion der Frauenzeitschrift „Donne Chiesa Mondo“ im Vatikan ist geschlossen zurückgetreten, weil sie sich nach Beiträgen über Missbrauch an Ordensfrauen unter Druck gesetzt sieht.

Anzeige

Die Redaktion der Frauenzeitschrift „Donne Chiesa Mondo“ ist geschlossen zurückgetreten, weil sie sich nach Beiträgen über Missbrauch an Ordensfrauen unter Druck gesetzt sieht. Anscheinend solle „eine vitale Initiative zum Schweigen gebracht werden“, schrieb Schriftleiterin Lucetta Scaraffia in einem Brief an Papst Franziskus, den die italienische Zeitung „Corriere della Sera“ wiedergibt. Zum Jahreswechsel hatten bereits Vatikansprecher Greg Burke und seine Stellvertreterin offenbar aus Frust über den Reformstau in der vatikanischen Medienarbeit das Handtuch geworfen.

„Donne Chiesa Mondo“ („Frau, Kirche, Welt“), früher eine Monatsbeilage der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“, erschien seit Mai 2016 als eigenständiges Magazin, aber weiter unter dem Dach des „Osservatore“. An dessen Spitze steht seit Dezember ein neuer Chefredakteur, Andrea Monda.

 

Klage über klerikale Selbstbezüglichkeit

 

Scaraffia schrieb von einer Rückkehr zum „alten und starren Brauch, als verlässlich geltende Frauen von oben und unter direkter männlicher Kontrolle auszuwählen“. So werde „eine positive Arbeit und ein beginnender offener und ehrlicher Umgang“ erneut einer „klerikalen Selbstbezüglichkeit“ geopfert. „Wir werfen das Handtuch, weil wir uns von einem Klima des Misstrauens und fortschreitender Delegitimierung umgeben fühlen“, so die römische Historikerin.

„Donne Chiesa Mondo“ hatte im Februar-Heft über systematischen sexuellen Missbrauch von Ordensfrauen durch Bischöfe und Priester berichtet. Papst Franziskus, von Journalisten auf den Artikel und auf mögliche Konsequenzen angesprochen, räumte ein, dass es solche Übergriffe gebe.

 

Vorwürfe zurückgewiesen

 

Chefredakteur Monda verwahrte sich gegen die Vorwürfe. In den Monaten seit seinem Dienstantritt habe er Scaraffia und den Redakteurinnen „die gleiche totale Autonomie und die gleiche totale Freiheit“ gewährt, die das Magazin seit seiner Gründung gehabt habe. Die Zukunft der Zeitschrift habe nie in Zweifel gestanden. Ihre Geschichte werde „ohne Klerikalismen jeder Art“ weitergehen, so Monda.

Anzeige