Berufe in der Kirche – Teil 8: Der Wohngemeinschafts-Koordinator

Als Theologe in die Seelsorge – aber nicht als Priester

Martin Deckers koordiniert Wohngemeinschaften in einer Caritas-Einrichtung für Demenzkranke. Der 40-Jährige Theologe ist nicht mit allem in der Kirche zufrieden. Doch er handelt auf Basis der Nächstenliebe und des Evangeliums.

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Seit 2015 arbeitet Martin Deckers beim Caritasverband Geldern-Kevelaer. Nachdem er das Theologiestudium mit dem Master abgeschlossen hatte, sah er sich nach einem Arbeitsplatz um. Der Priesterberuf kam für ihn nicht in Frage. Er habe die Berufung nicht gespürt, sagt der 40-jährige Theologe. Am Zölibat sei es nicht gescheitert. Gerade als Theologe habe er immer mit Menschen arbeiten wollen. Das sei für ihn auch Seelsorge.

Beim Caritasverband Geldern-Kevelaer bekam er eine Chance. Eingestiegen ist er 2015 mit dem Projekt „Young Caritas“. Ziel dieser Aktion war es, junge Menschen an soziales Engagement heranzuführen. Deckers' Aufgabe: Projekte zum Beispiel mit Messdienern, Pfadfindern oder Schülerinnen und Schülern der Liebfrauenschule in Geldern zu koordinieren.

 

Bingo-Nachmittage

 

Mit dem Berufskolleg der Liebfrauenschule hat er den „Day of caring“ (Tag der Fürsorge) entwickelt und gestaltet. 400 Schülerinnen und Schüler haben in 80 Einrichtungen der Caritas, der Kirchen und Kommunen ehrenamtliche Arbeit geleistet. Zum Beispiel in der Flüchtlingsarbeit, in der Behindertenhilfe, in der Jugend- und Altenarbeit.

„Einen Tag querbeet durch die Sozialarbeit“, erinnert sich Deckers. „Es ging darum, den Jugendlichen einen Einblick in die alltägliche Arbeit zu ermöglichen. Mit der Rollstuhlwaschstraße oder dem Kindergartentag haben wir besondere Feste gefeiert, um das Engagement zu würdigen“, sagt er.

 

Schon viele Posten

 

In zwei Jahren hat Deckers als Koordinator Netzwerke aufgebaut und jungen Menschen soziale Arbeit nahe gebracht. „Wir wollten mit dieser jungen Truppe auch die Strukturen des Verbandes ein wenig durchbrechen“, sagt er lächelnd.

Nach Ablauf des Projektes bot der Caritasverband Deckers eine neue Aufgabe an. Im St. Elisabeth Heim in Nieukerk arbeitete er anschließend im Sozialen Dienst. „Ich sollte vor allem den Alltag der Bewohner neben der Pflege, die meistens im Vordergrund steht, gestalten. Beispielsweise durch einen Ausflug, durch die Begegnung mit Kindergartenkindern oder auch durch Bingo-Nachmittage“, erläutert er.

In Nieukerk übernahm er auch die Öffentlichkeitsarbeit. Seiner Meinung nach eine wichtige Arbeit, „weil man dadurch zeigen kann, wie wertvoll alte Menschen für die Gesellschaft sind“. Für ihn ist das Seelsorge pur. „Oft entwickeln sich aus den Begegnungen auf dem Flur oder im Zimmer sinnreiche Gespräche“, meint Deckers. Seit einigen Monaten ist er Koordinator für eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz in Straelen.

 

Nicht mit allem in der Kirche einverstanden

 

Als Mitarbeiter der Caritas ist Deckers Teil des kirchlichen Dienstes. Für ihn ist die Caritas neben der Verkündigung und der Liturgie eine der drei Säulen der Kirche. „Mir gibt das die Möglichkeit, abseits vom Ehrenamt meine Möglichkeiten und Sehnsüchte, mit Menschen zu arbeiten, umzusetzen“, sagt Deckers. Die Beschäftigung bei der Caritas bietet ihm ein großes Spektrum. Und er sieht sie als etwas Besonderes. „Sicher, auch andere Pflegedienste leisten gute Arbeit. Aber bei uns steht der Mensch auf Augenhöhe. Das ist ein ganz wichtiger Faktor.“

Natürlich ist er nicht mit allem einverstanden, was in der Kirche läuft. Sein Fundament ist das Evangelium. Darauf baut er die Arbeit mit den Menschen auf.

Der Name Caritas gibt ihm Sicherheit. „Mich selbst wertschätzen und darauf die Nächstenliebe ausrichten“, interpretiert er Caritas. „Ich muss mich nicht wegen eines Helfersyndroms aufgeben.“

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