Kardinal Marx würdigt ihn als „ermutigenden Menschen“

Altbundespräsident Roman Herzog ist tot: Engagierter Protestant

Der frühere Bundespräsident Roman Herzog ist tot. Er war unter anderem Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. In der Hermann-Kunst-Stiftung engagierte er sich für das Institut für Bibelforschung an der Universität Münster.

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Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog ist tot. Das frühere Staatsoberhaupt starb im Alter von 82 Jahren. Die Nachricht vom Tod seines Vorgängers erfülle ihn mit tiefer Trauer, erklärte Bundespräsident Joachim Gauck am Dienstag in Berlin. „Mit Sachverstand, Klugheit und großer Lebenserfahrung trat er für unser Land und seine freiheitliche Verfassung ein.“

Als Minister, als Präsident des Bundesverfassungsgerichts und als Bundespräsident seien ihm die Bürger- und Freiheitsrechte niemals nur abstrakte Begriffe gewesen, so Gauck. „Sein vorwärtsstrebender Mut verband sich mit einer charmanten Skepsis.“

 

Marx erinnert an „prägende Reden“

 

Die katholischen Bischöfe würdigten Herzog als herausragende politische Persönlichkeit und engagierten Christen. „In prägenden Reden hat er die grundlegenden Probleme der Gesellschaft benannt und ist dafür eingetreten, dass Deutschland auch international Verantwortung übernimmt“, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. „Roman Herzog war ein ermutigender Mensch, der Hoffnung und Zuversicht vermittelt hat.“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sagte, Herzog habe stets deutlich werden lassen, „dass sein Engagement, Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen, in seinem Glauben wurzelte. Man spürte sein Gottvertrauen.“ Die evangelische Kirche sei dem verstorbenen Juristen besonders dankbar für seinen Einsatz in  verschiedenen Gremien der EKD.

 

Ehemaliger Präsident des Verfassungsgerichts

 

Vor seiner Amtszeit als Staatsoberhaupt war der Jurist Herzog zunächst Kultus- und Innenminister in Baden-Württemberg. 1983 wechselte er ans Bundesverfassungsgericht, dem er von 1987 bis 1994 als Präsident vorstand. Bundespräsident war er von 1994 bis 1999. Auf die Kandidatur für eine zweite Amtszeit hatte Herzog frühzeitig verzichtet. In den Jahren 1999 und 2000 stand Herzog auch dem Europäischen Konvent vor, der die Grundrechtecharta der Europäischen Union (EU) verfasste.

Herzog wurde in Landshut geboren und machte zunächst eine juristische Karriere an Universität München. 1959 heiratete er Christiane Krauß und hatte mit ihr zwei Söhne. Nach deren Tod heiratete Herzog 2001 Alexandra Freifrau von Berlichingen und lebte seitdem auf deren Burg in Schöntal im Hohenlohekreis nördlich von Stuttgart.

 

Unterstützer des Instituts für Bibelforschung in Münster

 

Neben seinen vielseitigen politischen Aktivitäten engagierte sich der Protestant auch für seinen christlichen Glauben und seine Kirche. Zwischen 1973 und 1991 gehörte Herzog der EKD-Synode an, von 1978 bis 1983 stand er dem Evangelischen Arbeitskreis von CDU und CSU vor. Von 1981 bis 1994 hatte er zudem die Mitherausgeberschaft der Bonner Wochenzeitung „Rheinischer Merkur - Christ und Welt“ übernommen.

Auch nach seiner Zeit als Bundespräsident setzte Herzog seinen Einsatz für christliche Fragen fort. So übernahm er zwischen 1996 und 2006 die Rolle des Kuratoriumsvorsitzenden der Hermann-Kunst-Stiftung zur Förderung der neutestamentlichen Textforschung. Die Stiftung unterstützt das Institut für Bibelforschung an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster und genießt unter Theologen weltweit höchstes Ansehen.

Mit Herzogs Amtszeit als Präsident verbunden bleibt der Begriff der „Ruck-Rede“. 1997 hatte er gesagt: „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen. Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, alle müssen mitmachen.“

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