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Amazonas-Bischof Erwin Kräutler übt scharfe Kritik an Brasiliens Präsident Jair Messias Bolsonaro. Die von Bolsonaro angestrebte Öffnung der indigenen Gebiete für eine wirtschaftliche Nutzung wäre nicht nur ein Dolchstoß ins Herz der dort lebenden Völker, sondern auch ein "weiterer folgenschwerer Angriff auf das Ökosystem Amazoniens mit Konsequenzen, die nicht an der Grenze Brasiliens halt machen", schreibt der aus Österreich stammende Geistliche in einem am Wochenende veröffentlichten Appell für "Kathpress" und weitere österreichische kirchliche Medien.
Der emeritierte Bischof von Altamira warnt zugleich vor den Folgen der Corona-Pandemie. Das Virus habe sich nicht zuletzt durch die schon jetzt laufende wirtschaftliche Ausbeutung verbreitet. Unter anderem über Goldschürfer seien das Virus und andere Krankheiten in die Gebiete der Indigenen gekommen. Zum Glück formiere sich Widerstand unter den Indigenen, schreibt Kräutler. So plane der Dachverband der Indigenen Völker APIB, in den kommenden Wochen den Präsidenten beim Internationalen Gerichtshof Den Haag wegen Genozids und Ökozids anzuklagen.
Umfrage: Für Amtsenthebungsverfahren von Präsident Bolsonaro
Einen Erfolg hätten Kirche und Indigene in diesem Zusammenhang bereits erzielt: Der Umweltminister Ricardo Salles habe seinen Ministerposten verloren. "Er ist eine besonders schillernde Figur und selbst in den illegalen Holzhandel verwickelt. Als 'Minister gegen die Umwelt' war seine Amtsführung längst anrüchig", fasst der 81-jährige Kräutler zusammen. Die Richterin des Obersten Gerichtshof habe die Entziehung des Reisepasses von Salles durch die Bundespolizei verfügt, damit er sich nicht ins Ausland absetzen könne, um einem Prozess zu entkommen.
Unterdessen berichten brasilianische Medien über eine aktuelle Umfrage des Instituts Datafolha. Demnach sprach sich angesichts von mehr als 500.000 Corona-Toten und mehreren Skandalen erstmals eine absolute Mehrheit der Befragten für ein Amtsenthebungsverfahren von Präsident Bolsonaro aus.