Treffen beginnt am Sonntag im Vatikan

Amazonas-Synode: Regionale Themen mit weltweiter Bedeutung

Es war so nicht zu erwarten: Aber wenn Papst und Dutzende Bischöfe im Vatikan über den Amazonas-Regenwald und die dortigen Indigenen sprechen, gerät dies für viele zu einem Politikum.

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Es war so nicht zu erwarten: Aber wenn Papst und Dutzende Bischöfe im Vatikan über den Amazonas-Regenwald und die dortigen Indigenen sprechen, gerät dies für viele zu einem Politikum.

Zuletzt waren die weltpolitische und die innerkirchliche Kulisse der Sondersynode für Amazonien noch bedeutender geworden. Brennende Regenwälder, diplomatische Verwicklungen zwischen Brasilien und der Europäischen Union bis hin zur Frage, ob es in der römisch-katholischen Kirche bald verheiratete Priester oder vermeintlich heidnische Einflüsse in der Liturgie gibt. All dies sorgt vor der Sondersynode hier und da für Streit – und deshalb für Aufmerksamkeit.

 

Drei große Themen

 

Dass diese so breit gestreut ist, liegt auch am dreiteiligen Themenspektrum der Synode: Ökologie Amazoniens, Kultur und Rechte der Indigenen sowie kirchliche Seelsorge.

In erster Linie gilt das Bischofstreffen dem rund 7,5 Millionen Quadratkilometer großen Amazonas-Gebiet, das in neun Staaten reicht. Dort leben rund drei Millionen Indigene, die etwa 390 verschiedenen Völkern und Nationalitäten angehören und in sehr weit verstreuten Siedlungen leben. Hinzu kommen eingewanderte Landarbeiter und Projekte internationaler Konzerne.

 

Papst misst dem Treffen Dringlichkeit bei

 

Papst Franziskus selbst misst dem dreiwöchigen Treffen große Dringlichkeit zu. Das Amazonas-Gebiet sei eine entscheidende Region, nicht nur weil von dort ein Großteil des weltweiten Sauerstoffs stamme. Eine Entwaldung Amazoniens bedeute, „die Menschheit zu töten“, so der Papst Anfang August in einem Interview. Wegen der anhaltenden Waldbrände in mehreren Amazonas-Staaten kam es mittlerweile international zu Spannungen.

Bisher herrschten in Amazonien wirtschaftliche und private Interessen vor, die einer „Neuauflage des Kolonialismus“ gleichkämen, schrieb der brasilianische Kardinal Claudio Hummes in der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“. Wenn sich daran nichts ändere, „wird die ganze Region zerstört werden, mit all den verheerenden Folgen, die schon absehbar sind“.

 

Keine Ökologie-Konferenz

 

Der Papst warnt davor, die Synode als Ökologie-Konferenz misszuverstehen. Es gehe vor allem darum, Menschen die christliche Botschaft besser zu vermitteln. Dafür wurden über ein Jahr lang auf 260 Veranstaltungen vor Ort in Lateinamerika Themen und Anliegen sondiert. Fabio Fabene, Unter­sekretär der Bischofssynode, wies Mitte Juni bei der Vorstellung des rund 140 Seiten starken Arbeitsdokuments die Befürchtungen einiger Konservativer zurück, die Synode könne der gesamten katholischen Kirche ein „amazonisches Aussehen“ verpassen. Gleichwohl werden ihre Beschlüsse auch andernorts in der Weltkirche je eigene Überlegungen auslösen.

Neben der Möglichkeit, in entlegenen Gegenden eventuell ältere und angesehene Familienväter zur Priesterweihe zuzulassen, erwähnt das Arbeitsdokument neue Räume für kirchliche Ämter, auch für Frauen. Dabei geht es laut Fabene nicht um den Diakonat der Frauen. Wohl aber darum, die Kultur der Indigenen mehr zu schätzen und die christliche Botschaft besser in die jeweilige Kultur zu übersetzen.

 

Was will der Norden der Welt lernen?

 

Es wird sich daher auch zeigen, ob und wie die katholische Kirche im Norden fähig ist, den durchaus vielschichtigen Stimmen aus dem Süden zuzuhören und deren eigene Kompetenz anzuerkennen.

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