Die katholische Auffassung zu Ehe, Liebe und Sexualität soll raus aus der Mief-Ecke

„Amoris laetitia reloaded“: Kirche startet Aktionsjahr für Familien

  • Ein ganzes Aktionsjahr nimmt das Papstschreiben „Amoris laetitia“ von 2016 in den Blick.
  • Zum einen, weil nach Ansicht des Vatikans niemand so genau weiß, was eigentlich alles drin steht.
  • Zum anderen, weil der Papst die kirchliche Familien-Lehre für viel lebensnäher und moderner hält als allgemein kritisiert wird.

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Franziskus will, dass seine Schreiben keine bloßen Buchstaben bleiben. Zu einigen schiebt er fünf Jahre später ein ganzes Aktionsjahr hinterher, damit „Butter bei die Fische“ kommt. Das ist nun auch für „Amoris laetitia“ geplant.

Mit dem am 19. März 2016, dem Tag des heiligen Josef, unterzeichneten Schreiben fasste der Papst die Ergebnisse der Familien-Synoden 2014 und 2015 zusammen. Bekannt wurde „Amoris laetitia“ auch, weil es Franziskus öffentlichen Tadel von vier Kardinälen eintrug, sogenannte „Dubia“. Später warfen ihm Konservative gar Häresie vor: Der Papst zersetze traditionelle katholische Lehren zu Ehe und Familie.

 

Eigentlich wurde nur eine Fußnote so richtig bekannt

 

Auslöser der Empörung: In einer Fußnote eröffnete Franziskus die Möglichkeit, dass geschiedene und wieder verheiratete Paare nach Rücksprache mit einem Seelsorger unter Umständen zur Kommunion zugelassen werden. Kein allgemeiner Freibrief, sondern ein Fall für die von Franziskus geforderte „geistliche Unterscheidung“. Mit ihrer Hilfe gelte es herauszufinden, was in der jeweiligen konkreten Lage Gottes Wille ist.

Weil aber das Schreiben über die „Freude der Liebe“ in der Familie viel mehr enthält, gibt es nun ein ganzes Jahr zu „Amoris laetitia“. Es sind sogar 15 Monate; enden soll das Aktionsjahr beim katholischen Weltfamilientreffen am 26. Juni 2022 in Rom.

 

Fünf Ziele

 

Die federführende Vatikanbehörde für „Laien, Familie und Leben“ denkt dabei in ganz großen Linien. „Jede Familie weltweit“ will man mit „geistlichen, seelsorglichen und kulturellen Angeboten“ für Gemeinden, Diözesen, Universitäten und kirchliche Vereinigungen erreichen. „Die Familie“, so heißt es, verdiene ein solches Festjahr, damit sie ins Zentrum kirchlichen Engagements rückt. Ziele des Jahrs sind,

  • das Papstschreiben bekannter zu machen,
  • für das „Sakrament der Ehe als Geschenk“ zu werben,
  • Familien an der Gemeindeseelsorge zu beteiligen,
  • jungen Menschen zu vermitteln, wie wichtig Bildung und menschliche Reife für Liebe und Sexualität sind, und
  • das Verständnis von Familienseelsorge bereichsübergreifend zu erweitern.

Neben Ehepaaren und Kindern sollen auch Jugendliche, ältere Menschen und vor allem Familienkrisen in den Blick kommen. Franziskus sprach bei der Ankündigung davon, „das Ideal der ehelichen und familiären Liebe neu vor Augen zu führen“. Das Ideal allerdings soll so vermittelt werden, dass es Paaren und Familien angesichts ihrer eigenen Lebensverhältnisse und Schwierigkeiten wirklich hilft.

 

Raus aus der Mief-Ecke

 

Der Papst will die katholische Auffassung von Ehe, Liebe und Sexualität aus der Mief-Ecke von Lebensfeindlichkeit und rigider Lehre holen, in der viele sie sehen. Der christliche Glaube bietet seiner Ansicht nach viel mehr, ohne dass es großer Änderungen in der Morallehre bedürfe.

Für Aufmerksamkeit dürfte ein internationales Forum vom 9. bis 12. Juni sorgen: „Wo stehen wir mit ,Amoris laetitia'? Strategien zur Umsetzung des Apostolischen Schreibens“. Angesprochen sind Experten für Familienpastoral in Bischofskonferenzen, internationalen Bewegungen und Familienverbänden. Zudem soll monatlich ein Video erscheinen, in dem Franziskus Angehörigen verschiedenster Familien die einzelnen Kapitel seines Schreibens erklären will.

 

Ideen für die Familienseelsorge

 

Im Angebotspaket der Vatikanbehörde sind zudem ein Dutzend Ideen für familienseelsorgliche Projekte, etwa der von Franziskus neu eingeführte „Welttag für Großeltern und Senioren“ im Juli. Rund um den Valentinstag 2022 gibt es Aktionen für Verliebte - und am Ende das große Weltfamilientreffen mit dem Papst in Rom.

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