Theologie-Studenten aus Rumänien zu Gast im Bistum Münster

Angehende Priester packen in Betrieben mit an

In Betrieben des Münsterlands arbeiten in diesen Wochen Theologie-Studenten aus Iasi, der rumänischen Partnerdiözese von Münster, um Geld für ihr Studium zu verdienen. Zwei von ihnen sind bei „Lichtgitter“ in Stadtlohn tätig.

Anzeige

Viele Paletten mit großen Gitterrosten lagern in der Halle der Firma Lichtgitter in Stadtlohn und werden versandfertig für die Kunden in aller Welt gemacht. Auch Iosif Chiuzan und Gabriel-Julian Cocianga packen mit an und überprüfen die Qualität der Gitterroste. Auch wenn Lichtgitter, eines der führenden Unternehmen in der Herstellung von Gitterrosten weltweit, technisch auf den neuesten Stand ist: Starke Hände sind stets willkommen und notwendig, um die Produktion zu gewährleisten.

Die beiden rumänischen Theologiestudenten und Priesteramtskandidaten aus der Diözese Iasi tun ihre Arbeit gern. Von 7 Uhr bis 16 Uhr geht ihre Schicht, und oft hängen die beiden noch eine Überstunde extra an. „Wir möchten uns etwas für unser Studium hinzuverdienen“, sagen die beiden jungen Männer. Bis zum 8. September werden sie im Stadtlohner Familienunternehmen, das weltweit 1300 Mitarbeiter zählt, arbeiten. Nach vier Wochen Arbeit werden sie knapp 2000 Euro netto haben. Wie René Harking von der Firmenverwaltung sagt, machten die Studenten ihre Arbeit gut und seien verlässliche Mitarbeiter.

 

Verlässliche Mitarbeiter

 

Auch Firmen-Geschäftsführer Dirk Schuchardt ist froh, das Angebot zur Ferienarbeit gemacht zu haben: „Wir suchen Mitarbeiter. In unserem Arbeitsablauf passen die Studenten gut hinein.“ Unter den 800 Beschäftigten in Stadtlohn gebe es etwa 15 aus Rumänien stammende Mitarbeiter, die bei der sprachlichen Verständigung helfen. „So hatten wir keine Mühe, die Arbeitsabläufe zu erklären“, sagt Schuchardt.

Dass die Gitterroste nicht nur praktische Bedeutung haben können, davon konnten sich die beiden Studenten an einem Wochenende selbst überzeugen: „On Water“ heißt die Skulptur, die Menschen in Münsters Hafen scheinbar übers Wasser gehen lässt. Die Firma Lichtgitter hatte geholfen, das wohl spektakulärste Kunstwerk der fünften Skulptur-Projekte Münster 2017 zu verwirklichen. Rund 400 Quadratmeter Gitterrost wurden verlegt. Für das Projekt mussten besonders engmaschige Roste gefertigt werden.

 

Skulptur-Projekte: Übers Wasser gegangen

 

Über das Wasser gegangen seien auch die Priesteramtskandidaten, sagen Annegret und Michael Heuer. Das Ehepaar aus Stadtlohn beherbergt die beiden Rumänen vier Wochen und organisierte den Ausflug nach Münster. „Wir sind gern Gastgeber.

Für uns ist es keine Belastung, ein Zimmer bereitzustellen und für das Frühstück zu sorgen“, sagt Annegret Heuer. Bereits zum achten Mal seit 2004 sind Annegret und Michael Heuer Gastgeber von rumänischen Priesteramtskandidaten aus der Diözese Iasi, zu der seit vielen Jahren das Bistum Münster, der Diözesancaritasverband und das Kolpingwerk im Bistum enge Kontakte halten. Seit mehr als 20 Jahren sorgt das Kolpingwerk Diözesanverband Münster dafür, dass rumänische Priesteramtskandidaten nach Deutschland kommen, um in einem Betrieb Geld für ihr Studium zu verdienen.

 

Armut im Heimatland

 

„Im Nordosten Rumäniens herrscht noch zum Teil bittere Armut“, sagt Michael Heuer. Der 66-Jährige war mit seiner Frau mehrmals in der Diözese Iasi und hat an Priesterweihen seiner früheren Studenten teilgenommen. „Die Gastfreundschaft ist enorm. Von den rumänischen Familien haben wir viel Dankbarkeit erfahren“, sagt Annegret Heuer.

Bislang hätten sie 16 Studenten kennen gelernt, und mit vielen von ihnen gebe es bis heute guten Kontakt. „Natürlich sind die Menschen unterschiedlich, und auch nicht alle Theologie-Studenten werden Priester, aber wir würden immer wieder Studenten aufnehmen“, sagt die 64-Jährige.

 

Gute Gastgeber in Stadtlohn

 

Für den aus Neuenkirchen in Oldenburg stammenden Michael Heuer hat die Förderung der Priesterausbildung schon fast Familientradition. Seine Vater habe in den 1950er Jahren Theologie-Studenten von St. Georgen unterstützt, die in den Jesuiten-Orden eintreten wollten. „Es ist wichtig, den Priesternachwuchs zu fördern“, sagt er. Auch wenn es immer weniger deutsche Priester gebe, sollte es keinen Grund zu Klage geben: „Dafür haben wir dann rumänische Priester.“

Zwei Ausflüge stehen für Annegret und Michael Heuer und die beiden Studenten noch auf dem Programm: Einmal geht es zusammen mit den anderen Gastgebern und fünf weiteren Studenten zum Grab Adolph Kolpings nach Köln und zum Dom, ein anderes mal führt die Fahrt mit der Stadtlohner Gemeindewallfahrt nach Kevelaer.

Anzeige