Annette Saal zu vergessenen Konfliktherden auf der Welt

Ans Leid in Afrika haben wir uns gewöhnt - das muss sich ändern!

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Die Berichte sollten uns wachrütteln – ehemalige gefangene Frauen erzählten dem Papst über ihre grausamen Gewalterfahrungen in der Hand von Milizionären. Die vergessenen Konflikte müssen wieder mehr Beachtung finden, kommentiert „Kirche+Leben“-Chefredakteurin Annette Saal.

Der Besuch von Papst Franziskus in der Demokratischen Republik Kongo hat Schockierendes, unvorstellbar Grausames zutage gebracht. Frauen berichteten ihm, dass sie als Gefangene von Milizionären über Monate vergewaltigt wurden und das Fleisch getöteter Männer essen mussten. Dass so etwas in unserem Jahrzehnt möglich ist, macht fassungslos. Zumal man erwarten dürfte, dass die Menschheit in kultureller und humanitärer Hinsicht über die Jahrhunderte tendenziell Fortschritte gemacht hat.

Zweifellos erfüllt sich diese Annahme in manchen Ländern mehr, in anderen weniger. Es verstärkt sich der Eindruck, dass die Schere zwischen „menschenwürdig“ und „menschenverachtend“ immer weiter auseinanderklafft.

An viele Krisen bereits gewöhnt?

Das haben die Berichte vom Besuch des Papstes deutlich vor Augen geführt. Und deshalb ist es wichtig, dass neben all dem unvorstellbaren Leid in der Ukraine, das verständlicherweise zurzeit die Schlagzeilen beherrscht, auch das Elend der anderen nicht in Vergessenheit gerät.

Die Krisen und Konflikte in Äthiopien, Jemen, Somalia, Nigeria und Mali – um nur einige Länder zu nennen– sprechen eine beredte Sprache. Das Leid der Menschen dort geht auch uns etwas an. Doch da diese Länder so weit entfernt sind und die Krisen bereits Jahre oder Jahrzehnte andauern, scheinen wir uns daran gewöhnt zu haben. Und damit auch abgefunden?

Kirche und Politik für Frieden gefordert

Das darf nicht passieren. Die erschütternden Schilderungen der Menschen im Kongo und die eindringlichen Appelle von Papst Franziskus geraten hoffentlich nicht zu schnell wieder in Vergessenheit. Sie werden nicht von heute auf morgen Wirkung zeigen. Doch der Besuch des Papstes hat international aufgerüttelt und die Menschen im Kongo gestärkt. Das ist doch schon etwas.

Einsatz ist aber nicht nur von der Kirche gefordert, sondern auch von der Politik. Wenn deren Vertreter aktuell neue Energie- und Rohstoffquellen in Afrika avisieren, müssen sie auch die humanitäre Situation im Blick haben und aktiv an Lösungen zur friedlichen Beilegung von Kriegen und Konflikten mitwirken.

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