EHRENAMTSPREIS 2025

„Nie wieder ist jetzt“ - wie eine Schüler-Aktion zum Vorbild werden kann

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Die NS-Verbrecher dürfen niemals in Vergessenheit geraten. Daran müssen wir alle arbeiten, sagt Brigitte Lehmann.

Am Sonntag, 21. September, durfte ich den Ehrenamtspreis an Schüler und Schülerinnen einer Gesamtschule und eines Gymnasiums verleihen. Sie haben ihn erhalten für ihr Projekt: „Gegen das Vergessen“.

Achtzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Verbrechen der Nationalsozialisten gibt es immer weniger Zeitzeugen, die uns mahnen, dass sich so etwas niemals wiederholen darf. Umso wichtiger sind Aktionen wie die in Ibbenbüren, die deutlich machen, dass wir diesen Teil unserer Geschichte nie vergessen und schon gar nicht leugnen dürfen. Ein Schüler sagte dazu: „Es ist das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte und das darf nicht in Vergessenheit geraten“.

Schicksale bleiben in Erinnerung

Ja, ich selber war damals noch nicht geboren und fühle mich für die Taten auch nicht verantwortlich oder schuldig. Aber ich kann mich schuldig machen, wenn ich sie negiere oder verharmlose. Leider erleben wir dies aber gerade heute immer wieder. Der Rassismus greift um sich und stellt eine Gefahr für den Frieden dar. Ich werde schuldig, wenn ich dabei einfach wegschaue und nichts unternehme. Es wird also immer wichtiger, dass wir an die Gräueltaten von damals immer wieder erinnern.

Wenn dann gerade junge Menschen sich mit diesem Thema beschäftigen und es ihnen wichtig ist, durch Aktionen Zeichen zu setzen, dann bin ich sehr dankbar dafür und zu Recht lobte die Jury die „über die Stadtgrenzen hinaus beachtete Aktion gegen Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus und für Menschlichkeit und demokratisches Handeln“. Die Schüler und Schülerinnen erzählten in ihrer Ausstellung von den bewegenden Schicksalen und erklärten die zeitgeschichtlichen Hintergründe. So wurden die Menschen und ihre Schicksale greifbar, berührten und bleiben in Erinnerung.

Rechtes Gedankengut erstarkt

Die Autorin
Brigitte Lehmann wohnt in Geldern-Walbeck und ist Co-Vorsitzende des Diözesankomitees im Bistum Münster.

In unserer Verfassung heißt es in Artikel 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, und in Artikel 3: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden“.

Wir haben uns diese Verfassung ganz bewusst im Hinblick auf den Holocaust gegeben, damit so etwas nie wieder passiert. Leider müssen wir derzeit erleben, dass das rechte Gedankengut wieder erstarkt. Es braucht Menschen, die dem etwas entgegensetzen. Das können Aktionen wie die in Ibbenbüren sein – gegen das Vergessen, denn „Nie wieder ist jetzt“!

In unseren Gastkommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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